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Kapitel 17

Ich traute kaum meinen Augen. Sie war tatsächlich hier. Tracy.. Meine Ex- Schwägerin. Aber warum zum Teufel war sie hier? Ich hatte gedacht, dass sie Kaden rausgeschmissen hatte. Ja gut okay, weniger rausgeschmissen als das mein Bruder abgehauen war. Aber dennoch erklärte es noch immer nicht, warum sie gerade hier im Salon unserer Eltern stand und Kaden unentwegt ansah.
Was meinen geliebten Bruder anging, konnte er nicht noch blasser werden. Würde man ihn so sehen, ohne zu wissen was Sache war, würde man glauben, dass er eine Leiche wäre. Aber verübeln konnte man es ihm auch wieder nicht. Immerhin hatte er Tracy betrogen und sich anschließend von ihr getrennt - wobei ich das mit dem betrügen noch immer nicht so ganz verdaut hatte.
Ich hatte Tracy schon immer gemocht. Sie war so nett und manchmal wirklich zum knuddeln, aber Kaden sagte doch, dass sich die beiden auseinander gelebt hätten. Dass sie ihre Ehe -auch nach Kadens Fehler - nicht mehr weiter führen wollten.
Scheiße, was hatte Mutter nur vor?

>>Hallo, Kaden<<, ertönte ihre liebliche Stimme und augenblicklich merkte ich, wie Kaden dabei zusammenfuhr. Er tat mir leid. Mein Bruderherz tat mir in dem Moment unglaublich leid, denn er wurde gerade in diesen Augenblick erneut von seiner Schuld und der Reue aufgesucht. Er wurde gerade an seinen wohl möglich größten Fehler überhaupt erinnert.
>>Was steht ihr hier noch rum? Los, setzt euch<<, kam es von unserer Mutter, die noch immer fröhlich vor sich hin lächelte. Mit einer Hand schob sie Tracy zu der Couch und druckte sie auf diese nieder. Was Kaden anging, da zwang sie ihn beinahe sich neben seine Exfrau zu setzen.
Mein Blick fiel auf meinen Vater, der schuldbewusst auf seine Finger schaute. Er hatte es also gewusst.
Zähneknirschend wandte ich mich wieder an die ehemalige Tänzerin.
>>Mutter, kann ich dich kurz sprechen?<<
Sie sah mich an, sagte jedoch nichts zu meiner Bitte. Sie ignorierte meine Frage vollkommen. 
>>Ich bringe den Kuchen<<, sagte sie lediglich und ging in die Küche, in die ich ihr sofort folgte. Ich musste einfach wissen, warum sie das tat.

Während Mom in der Küche die Teller zusammensuchte, lehnte ich mich mit dem Rücken an die Küchenzeile und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war wütend auf sie. Und wie ich das war! Ich meine, welche Mutter tat denn so etwas? 
>>Mutter, was hast du dir dabei gedacht, verflucht noch mal<<, zischte ich, doch sie machte sich nicht einmal die Mühe mich anzusehen.
>>Achte auf deine Wortwahl, Kind.<<
>>Antworte mir.<<

Sie seufzte und legte das Messer, welches sie zum Kuchenschneiden nehmen wollte, laut auf der Ablage ab. >>Ich bemühe mich darum den Mist auszubaden, den dein Bruder wieder einmal verzapft hat!<< Ihre Stimme bebte, was bedeutete, dass sie wütend war. 

Na bitte. Da war die Mutter, die ich kannte.
>>Hast du schon mal daran gedacht, dass die beiden es vielleicht nicht mehr wollen?<<
Nun fuhr sie zu mir herum und funkelte mich aus ihren dunkelgrünen Augen an. >>Selene, du hast keine Ahnung was gut für deinen Bruder ist. Du bist nicht seine Mutter. Ich schon.<<
Das war doch nicht zu fassen! Wollte sie Kaden jetzt auch noch dazu zwingen zurück zu Tracy zu gehen? Das würde doch nie im leben funktionieren. Es war klar, dass Tracy nie über den Betrug hinwegkommen würde. Die beiden würden sich nur selbst verletzen, wenn sie weiterhin zusammen bleiben würden.

Seufzend fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Es hatte noch nie etwas gebracht, ihr mit einer gewissen Lautstärke entgegenzukommen. Also musste ich ruhiger werden. 
>>Mom.. Die beiden werden nicht wieder glücklich miteinander sein und das weißt du auch.  Kaden gibt sich ohnehin schon genug Schuld für seine Taten. Er leidet darunter. Interessiert es dich denn überhaupt nicht, wie es deinem Sohn dabei geht?<<
>>Er wird noch verstehen, dass es das richtige für ihn ist.<<
Herrgott, diese Frau war so unglaublich stur und anstrengend! Es machte keinen Sinn mit ihr weiterhin darüber zu diskutieren.
Kopfschüttelnd kehrte ich ihr den Rücken zu und ging zurück zu meinem Bruder, der mich gerade mehr als sonst brauchte.