Kapitel 16

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Mit kritischen Blicken beobachtete ich die ausführende Choreographie meiner Tanzschüler. Uns blieben nicht mal ganze zwei Wochen, bis zu der Aufführung und ich wollte alles perfekt haben. Immerhin ging es ja um die Zukunft dieser Tänzer.
Während ich unten auf dem gepolsterten Sitz saß, verfolgte ich jeden einzelnen Schritt, der auf der Bühne geübt wurde.
Im Hintergrund bereiteten einige der Kunstschüler das Bühnenbild vor, während hinter der Bühne die Kostüme noch einmal nachgebessert wurden. Das war das beste an unserer Akademie. Jeder machte mit. Jeder half dort, wo er nur konnte. Es gab viele, die sich in solche Zusammenarbeit intrigierten. Selbst die Musikgruppe der Fortgeschrittenen von Nadja half mit. Sie hatten sich dazu bereitgestellt Damien bei dem Klavierspiel zu begleiten. Das war eines der Dinge, die ich hier liebte. Natürlich gab es immer den ein oder anderen, der sich aus allen organisatorischen Gelegenheiten und so weiter, heraushielt. Aber nun ja, so tragisch war es nun auch wieder nicht. Immerhin gab es ja genügend Freiwillige.

>>Shanti! Konzentriere dich auf den Rhythmus!<<, rief ich über die Musik hinweg. Ohne eine Antwort zu erwarten, sah ich, wie sie meiner Anweisung folgte und sich den anderen erneut anpasste.
Ab uns zu ließ sich Shanti ablenken. Sie war eine meiner besten Tänzerinnen, doch in letzter Zeit war sie oft in Gedanken. Doch jedes mal, wenn ich sie darauf ansprach, wollte sie ihren Mund nicht aufmachen und mit mir sprechen. Natürlich wollte ich sie auch nicht zu sehr bedrängen. Wenn sie nicht sprechen wollte dann war es eben so. Doch ich fand es immer wieder schade und vielleicht ein klitzekleines bisschen verletzend, dass sie sich mir nicht anvertrauen wollte. Andere hatten es immerhin auch getan. Viele von meinen Schülern kamen zu mir, wenn sie Probleme hatten. Und ich half ihnen nur zu gerne, diese wieder zu lösen. Shanti jedoch blieb jedes mal stur.
>>Gut!<<

Nach mehreren Durchläufen stand ich endlich auf und klatschte in die Hände. Die Musik stoppte, genauso wie meine Tänzer.
>>Okay, das reicht für Heute. Ihr wart toll Leute. Wir sehen uns morgen um die gleiche Zeit im Tanzstudio zur Besprechung.<<
Jeder auf der Bühne nickte mir zu und machte sich anschließend dazu bereit sich von der Bühne zu verziehen. Auch Nadjas Musikerklasse machte sich zum Aufbruch bereit. Die Musiklehrerin selbst, war bereits vor einiger Zeit gegangen, da sie noch andere Pflichten zu erledigen hatte.
Und während alle nach und nach das Akademietheater verließen, machte ich mich auf dem Weg zum Klavier, an dem Damien seine Notenblätter ordnete.
Die gesamte Zeit über hatten wir nicht sehr viel Zeit, um uns zu unterhalten. Es gab noch so viel zu tun, bis zum Auftritt, weshalb sich einfach keine Gelegenheit bot, um etwas mit ihm alleine zu sein.
Das restliche Wochenende über, hatte ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Dieses hatte ich für Kayla reserviert. Schließlich musste sie wieder aufgemuntert werden, was auch wirklich gut geklappt hatte. Zwar war sie noch immer ziemlich geknickt, doch sie fühlte sich nun nicht mehr so grausam, wie am Samstagmorgen.

>>Ich muss sagen, dass du manchmal eine knallharte Lehrerin sein kannst.<<
Mit den Ellbogen lehnte ich mich an den Flügel und grinste Damien breit an.
>>Ja, manchmal kommt es einfach so über mich. Außerdem brauchen sie ab und zu einen kleinen Arschtritt.<< Man durfte nun mal nicht immer die liebe Lehrerin spielen, sondern auch die strenge.
>>Und trotzdem lieben sie dich.<<
Ich sah ihn gespielt eingebildet an und schwang meine Haare über die Schulter.
>>Was soll ich sagen. Ich bin nun mal die beste Lehrerin der Welt.<<
Damien lachte und schüttelte leicht den Kopf. Währenddessen steckte er die Notenblätter in seine Mappe.
Kurz blieb es still zwischen uns, bis ich mich von dem Klavier abstieß und Luft holte.
>>Ich wollte dir eigentlich noch Danke sagen. Wegen Freitag.<< Das warme Lächeln welches daraufhin auf seinen Lippen erschien, erwärmte mir schlagartig das Herz.
>>Habe ich gerne gemacht. Und vergiss nicht, wenn du jemanden brauchst, der dich vor deiner Langeweile rettet, dann ruf mich jeder Zeit an.<<
Ohne es richtig zu steuern, hoben sich meine Mundwinkel sofort. Ich konnte eben nicht anders. Dieser Kerl brachte mich immer wieder dazu und das allein mit seinen Worten.
Wenn Damien da war, konnte ich eigentlich nicht mehr aufhören zu grinsen. Manchmal, da hatte ich sogar Angst vor mir selbst deswegen. Ja.. manchmal, da war es schon ein wenig unheimlich.

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