Es war nicht leicht den gewöhnlichen Alltag zu bewältigen, wenn man musste, dass der eigene beste Freund nur noch wenige Monate zu leben hatte.
Ich versuchte wirklich, mit allen was ich hatte, die darauffolgenden Tage durchzustehen und einfach so weiter zu machen, wie bisher. Genauso, wie Nick es von mir verlangt hatte.
Aber mal im ernst.. Wie sollte ich es tun, zum Teufel? Es ging einfach nicht. Jedenfalls nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Es gab jedoch jemanden, der mir diese Situation wirklich erleichtern wollte.Die letzten Tage hatte Damien versucht mich, so gut er konnte, abzulenken. Sei es mit irgendwelchen Gesprächen oder auch nur mit der Arbeit. Immerhin funktionierte es, auch wenn nur für einen Moment.
Ich musste zugeben, dass sich die Beziehung zwischen uns irgendwie geändert hatte, seit ich letzten Wochenende plötzlich bei ihm vor der Tür aufgetaucht war.
Noch konnte ich mir nicht erklären, was es war, doch es gab Momente in denen wir beide einfach nur zusammensaßen und die Anwesenheit des jeweils anderen genossen; Momente in denen wir uns ansahen, als wären wir uns so unglaublich vertraut.
In diesen Momenten spürte ich etwas, was mein Blut in Wallung brachte. Nicht so wie vorher, sondern stärker und intensiver. Die Nähe zu Damien fühlte sich irgendwie viel schöner an. Es war einfach anders; es war mehr und doch gefiel es mir.Was die Beziehung zu meinen Freunden anging... nun ja.. Diese war durch meinen unüberlegten Abgang ziemlich weit in den Keller gerutscht. Jeder von ihnen war wirklich wütend auf mich. Kaden mal ausgeschlossen, doch auch bei ihm konnte ich sehen, dass er von meinem Handeln nicht wirklich begeistert war.
Verständlich, denn im Nachhinein, war ich es ja auch nicht.
Doch keiner von ihnen ließ mich so sehr ihre Wut auf mich spüren, wie Kayla es getan hatte.
Seit dem Tag, an dem ich zurück zu unseren Apartment gefahren war, behandelte sie mich wie Luft. Sie sah mich nicht mehr an, sprach nicht mit mir und ging mir jedes mal aus dem Weg. Da wir nun mal zusammenwohnten, spürte man, wie viel Wut sie auf mich hegte.
Es war natürlich nicht das erste mal, dass wir beide streit hatten, doch dieses mal war der Ausmaß schon beinahe außerirdisch.
Aber was sollte ich denn schon sagen? Ich konnte sie nun mal verstehen. Sie war wütend und enttäuscht von mir, weil ich sie alle in diesen schweren Moment im Stich gelassen hatte. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Was natürlich nicht hieß, dass mich ihre Ignoranz überhaupt nicht traf, denn das tat es. Und wie es das tat.
Natürlich wusste ich, dass es sich irgendwann wieder legen würde. Nur lag die Betonung hierbei auf Irgendwann.>>Bist du bereit?<<
Ich schreckte zusammen, als ich die ruhige Stimme neben mir hörte.
Damien sah mich mit einem leichten Lächeln an. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was er mir mit der Frage überhaupt sagen wollte. Und als ich mich endlich wieder daran erinnert hatte, dass ich bereits seit einer gefühlten Ewigkeit hinter der Bühne stand und der Auftritt meiner Abschlussklasse in wenigen Minuten beginnen würde, räusperte ich mich und nickte. Ich musste mich jetzt zusammenreißen und meinen Schülern beistehen.
>>Ja<<, antwortete ich schließlich und sah zu, wie der Pianist, sich mit einem Kopfnicken auf seine Position begab.
Nach einigen Aufmunternden Worten, an die Gruppe, entließ ich sie schließlich auf die Bühne und sah zu, wie sie ihre ersten Schritte taten, während das Klavier im Hintergrund spielte.
Der Saal war gut gefüllt und alle Plätze waren besetzt. Nicht nur von den Familien der Tänzer, sondern auch von verschiedenen Talentscouts.
Ich wusste, dass meine Schüler selbst mit ihrer Aufregung zu kämpfen hatten, doch mir erging es dabei auch nicht besser. Immerhin hatte ich ihnen alles beigebracht was ich wusste. Ihr Auftritt sagte ebenfalls etwas über mich aus.Während ich jeden einzelnen beobachtete und dadurch auch die Leidenschaft und die Konzentration in ihren Gesichtern und ihren Bewegungen sah, wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte.
Ich spürte den Stolz, der in mir aufstieg. Stolz auf jeden einzelnen von ihnen. Ja, ich konnte sogar dieses stolze Lächeln nicht verhindern, welches mein Gesicht zierte.
Und das Lächeln hielt an, sogar als der Tanz bereits vorbei war.
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Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018
Roman d'amourSelene ist ein tobender Sturm. Sie ist ein Energiebündel und dreht gerne durch. Doch vor allem ist sie ein Adrenalinjunkie. Von Bungee Jumping bis hin zu illegalen Straßenrennen. Sie tut alles, um ihren Kick zu bekommen. Damien ist die Ruhe selbst...