Seufzend setzte ich mich auf die Couch, nachdem ich die Schüssel Popcorn auf den Tisch abgestellt hatte und lehnte mich an Damiens feste Brust, während sich seine Arme behutsam um mich legten.
Draußen war das Wetter unmöglich. Es war kalt, es regnete in Strömen und der Wind war viel zu stark, um überhaupt rausgehen zu können. Kurz gesagt: es war wie eine biblische Heimsuchung. Im ernst, ich war froh darüber, dass ich es von meinem Auto überhaupt zum Gebäude geschafft hatte, ohne von dem starken Wind mitgerissen zu werden.
So ein Wetter gab es schon seit langen nicht mehr und es war das erste mal seit langen, dass der Monat nicht mit unseren üblichen Bungeesprung begonnen hatte. Es war überhaupt das erste mal, dass wir diesen Tag nicht gemeinsam verbracht hatten. Irgendwie war es seltsam. Immerhin war es unser Ritual. Doch aufgrund des schlechten Wetters ging es nicht.
Deshalb und auch, da sich Nick seit einiger Zeit nicht mehr bei uns gemeldet. Nachdem er mich aus dem Krankenzimmer rausgeschmissen hatte, hatte ich ich nicht mehr gesehen oder etwas von ihm gehört. Er hatte sich nicht nur von mir sondern auch von den anderen zurückgezogen.
Kaden hatte mir erzählt, dass sich Nick den Tag über, wenn er nicht bei der Arbeit war, in seinem Zimmer verschanzte. Ja, er sprach nicht einmal mit meinem Bruder.
Für uns alle, war es wie ein Schlag ins Gesicht, denn so war er noch nie gewesen. Er hatte sich noch nie von uns abgeschottet, ganz gleich wie es ihm ging. Nick hatte immer mit uns gesprochen.
Doch nun war es anders. Seit ich ihn in diesen Krankenzimmer gesehen hatte... seit ich gesehen hatte, wie er jegliche Chance auf mehr Zeit ausgeschlagen hatte, machte ich mir ungeheure Sorgen um ihn. Ich hatte an diesen Tag gesehen, wie er sich selbst aufgegeben hatte.
Er wollte nicht mehr weiter machen. Ich sah ihm an, dass er lieber sterben würde, als sich im Krankenhaus aufzuhalten. Es tat weh. Verdammt weh sogar.
Unzählige male hatte ich versucht ihn zu erreichen, mit ihm zu sprechen... Ich war sogar zu ihm gefahren, nur um Selbstgespräche mit der Tür zu machen, während er sich auf der anderen Seite befand und mir wahrscheinlich nicht einmal zugehört hatte. Ganz gleich was ich ihm gesagt - wie oft ich ihn angefleht hatte, ich bekam keine Antwort.
Sowohl Kaden als auch Damien und Kayla fanden es für besser ihn erst einmal in ruhe zu lassen. Ihm Zeit zu lassen, um sich selbst über alles klar werden zu lassen. Und vielleicht würde er es sich so anders überlegen, was seine verbliebene Zeit anging. Und bis dahin - und auch um nicht durchzudrehen - lenkte ich mich mit der Arbeit ab. Oder eben mit meinem Freund.
So wie in diesen Moment, wo wir uns bei diesen angehenden Weltuntergang vor der Tür dazu entschlossen hatten, einen ruhigen Abend zu zweit zu verbringen, mit jede Menge Popcorn und Aktionfilmen.
Es tat gut wieder einmal alleine mit ihm zu sein, denn durch die Arbeit und meine Bemühungen Nick vom seiner Entscheidung abzubringen, hatten wir nicht besonders viele Gelegenheiten dazu gehabt alleine zu sein. Also so richtig alleine, wo wir auch der Welt zeigen konnten, dass wir beide ein Paar waren.Während sich auf dem Bildschirm andere gegenseitig verfolgten und jagten, sich verprügelten und irgendetwas explodierte, wanderten meine Augen durch den Raum und blieben letztendlich am dem schwarzen und auf hochglanzpolierten Klavier praktisch kleben.
Anstatt mich auf den Film zu konzentrieren, erinnerte ich mich an etwas, was mir Damien einmal vor geraumer Zeit erzählt hatte. Unsere Finger waren miteinander verflochten, während ich mit dem Daumen sanft über seinen Handrücken fuhr.
>>Sag mal..<<, begann ich langsam und spürte sofort seinen Blick auf mir, ohne ihn dabei überhaupt ansehen zu müssen.
>>Das Stück, welches du schreiben wolltest.. Wie weit bist du bereits?<<
>>Wieso fragst du?<<
Ich zuckte nur mit den Schultern und drehte den Kopf so weit zu ihm herum, um ihn wenigstens etwas ansehen zu können.
>>Ich bin neugierig. Du hast mal gesagt, dass du es mir vorspielst.<<
>>Und das werde ich.. Wenn es soweit ist.<< Ein wenig enttäuscht ließ ich die Schultern sinken und drehte mich dieses mal zu ihm herum, um ihn nun besser ansehen zu können.
>>Nicht mal ein bisschen?<<, fragte ich leicht schmollend. Im gleichen Moment machte sein Handy einen kurzen Ton. Wahrscheinlich eine Nachricht.
Damiens Blick schweifte kurz zu seinem Handy, welches auf dem Couchtisch lag und dann wieder zu mir, nur um mich frech anzugrinsen.
>>Nein<<, kam es nur knapp von ihm, ehe er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte.
Ich machte ihm Platz, als er sich nach vorne beugte, um nach dem Handy zu greifen und die Nachricht zu lesen.
>>Es ist Alec. Er fragt, ob er vorbei kommen kann.<<
Augenblicklich verzog ich das Gesicht und lehnte meine Stirn an seine Schulter. >>Nein. Sag nein. Wir hatten schon lange keinen Abend mehr alleine verbracht. Bitte, bitte.<<
>>Du weißt, dass er angepisst sein wird.<<
>>Ist mir egal. Der soll sich ruhig mit mir anlegen, aber gewinnen wird er nicht<<, erwiderte ich siegessicher, was Damien gleich zum grinsen brachte.
Ohne Alec zu antworten legte er das Handy wieder auf den Tisch und zog mich mit nur einem Ruck auf seinen Schoß.
Ich legte meine Hände um seinen Nacken und fuhr mit meinen Fingern durch seine Haare.
>>Er wird mich einen Kopf kürzer machen<<, seufzte er, konnte seinen Blick jedoch nicht von meinen Lippen abwenden. Ich wusste direkt, was in seinem hübschen Kopf vorging, also tat ich ihm den Gefallen und küsste ihn.
>>Ich beschütze dich mit meinem Leben.<<
Damien sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. >>Ah ja?<<
>>Ja<<, nickte ich noch mal bestätigend und grinste.
>>Komm her<<, räumte er mir zu und ich gehorchte. Lächelnd beugte ich mich zu ihm runter und küsste ihn sanft und dennoch voller Gefühl. Schon lange, war mir kein Mann so wichtig gewesen, wie er. Eigentlich war es noch nie jemand. Hier bei Damien fühlte ich mich endlich, wie ich selbst. Ich musste mich nicht verstellen oder Geheimnisse vor ihm haben. Bei ihm konnte ich diejenige sein, die ich wirklich war. Und er akzeptierte mich. Nur das war mir wichtig.
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Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018
RomanceSelene ist ein tobender Sturm. Sie ist ein Energiebündel und dreht gerne durch. Doch vor allem ist sie ein Adrenalinjunkie. Von Bungee Jumping bis hin zu illegalen Straßenrennen. Sie tut alles, um ihren Kick zu bekommen. Damien ist die Ruhe selbst...