Kapitel 26

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Mein Körper war wie erstarrt und meine Gedanken überschlugen sich. Meine Finger, die gerade noch über seine Hand streichelten, verharrten nun.
So viel hätte ich mir vorstellen können. Irgendwelche Ängste, Blockaden, die er sich in seinem Kopf selbst erbaut hatte. Ja sogar eine Ehefrau. Doch nie in meinem Leben hätte ich mir gerade diese Worte aus seinem Mund vorstellen können.
Ein Mord...

Die Überzeugung, mit er dies aussprach, war so enorm, dass es jeder andere glauben musste. Doch ich tat es nicht. Ich glaubte nicht daran, dass Damien zu so etwas fähig war. Er war ein liebevoller Mann und er zeigte Verständnis für so vieles.
Mochte sein, dass er zu einigen fähig war, doch ich wusste, dass ein Mord nie dazu zählen könnte.
Dennoch stand mir der Schock deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich meine, wer war denn schon auf so eine Beichte vorbereitet?

Seine Hände entzogen sich mit einem mal meinen eigenen und das löste mich letztendlich aus meiner Starre. Wie von selbst griff ich erneut nach seinen Händen und zwang ihn schon beinahe nicht von mir wegzukommen. Es musste einen triftigen Grund für seine Worte geben und diesen musste ich erfahren. Auf der Stelle.
>>Erkläre es mir<<, forderte ich ihn sanft auf.
Damiens Blick ruhte verwirrt und auch verständnislos auf mir. Ich konnte mir deutlich vorstellen, was in seinem Kopf vorging. Er hatte geglaubt, dass ich meine Meinung über ihn ändern und vor ihm und seiner Wahrheit fliehen würde. Nur tat ich es nicht und genau das überraschte ihn und machte ihn sprachlos.
Mehrmals öffnete er den Mund und schloss ihn wieder. Damien wusste nicht was er sagen sollte. So musste ich ihm anscheinend etwas auf die Sprünge helfen.
Also rutschte ich noch ein wenig zu ihm und sah ihn erneut an.
>>Vielleicht magst du glauben, dass es mich abschrecken würde, dass ich gleich bei der nächsten Gelegenheit abhauen werde, aber ich werde es nicht tun. Ich werde hier sitzen bleiben und dich bis zum Ende anhören.<<
Kurz blieb es still zwischen uns, bis sich mir Damien erneut entzog, nur um dieses mal aufzustehen.
Nachdenklich ging er im Wohnzimmer auf und ab und fuhr sich dabei immer wieder durch seine Haare.
>>Ich weiß nicht, ob ich das kann.<<
Seine Stimme klang brüchig. Das brachte mich dazu mich selbst von der Couch zu erheben und mich dann anschließend Damien in den Weg zu stellen und ihn damit zum stehenbleiben zwang.
>>Damals auf der Rennbahn hatte ich fürchterliche Angst davor, dass du mich anders sehen würdest, nachdem was du gesehen hättest. So viele male wurde ich bereits niedergemacht für das was ich tat und liebte. Aber du bist geblieben. Du hast mich nie verurteilt oder mich auf eine andere weise gesehen. Für dich bin ich noch immer die selbe Selene, die ich bei unseren ersten Treffen war. Und Damien, ich versichere.. Nein ich verspreche dir, dass du für mich immer der selbe sein wirst, wie zuvor. Bitte vertrau mir. Ich werde nicht gehen.<< Die letzten Worte sagte ich mit deutlicher und auch fester Stimme. Er musste verstehen, dass ich bei ihn bleiben würde, dass er mir vertrauen könnte, ganz egal welche Dämonen ihn in seinem Inneren quälten. Ich würde bei ihm sein und diese gemeinsam mit ihm bekämpfen. Denn die Sache war, dass ich mich in ihm verliebt hatte. Ja, richtig gehört. Ich hatte mich in Damien Edwards verliebt.
Lange wollte ich es mir nicht eingestehen, aus Angst, dass ich ihn auch noch wieder verlieren würde, doch ich wusste nun tief in meinem Herzen, dass es nicht passieren würde. Ich vertraute ihm. Aus ganzer Seele.

Unschlüssig sah er mich an und kämpfte mit sich selbst. Aber eigentlich gab es für ihn keinen anderen Weg mehr, als es mir zu erzählen. Schließlich hatte er die Bombe bereits platzen lassen.
>>Vertrau mir<<, legte ich ihm noch einmal bei und dies schien endlich etwas bewirkt zu haben, denn Damien schloss für einen Augenblick die Augen, atmete tief durch und sammelte sich selbst.
Letztendlich sah er mich wieder an und führte mich zu der Couch, damit wir uns beide erneut setzen konnten.
>>Es war vor drei Jahren, noch bevor ich nach Atlanta gezogen war<<, begann er und sofort spürte ich, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildete. Als ich ihn ansah, merkte ich, wie er langsam in die Erinnerung abdriftete und auch seine Stimmlage hatte sich verändert. Er klang nun viel trauriger und schmerzerfüllter, also vorhin.
>>Mein Leben verlief eigentlich ganz gut. Ich war auf dem guten Wege Komponist zu werden. Nicht für mich selbst, sonden für anstrebende Musiker. Ja ich war sogar kurz davor einen Vertrag zu unterschreiben. Ein verdammter Vertrag bei einer großen Plattenfirma. Ich hätte viel verdienen können, um für Sonja die perfekte Hochzeit zu bezahlen. Seit Jahren hatte sie von einer geträumt, hatte alles geplant, doch es hatte uns immer das Geld gefehlt. Sie war meine Highschoolliebe gewesen. Wir waren Jahre zusammen gewesen, bis ich ihr vor fünf Jahren endlich einen Antrag gemacht hatte. Sie war damals in dem Moment so glücklich gewesen. Und ich war glücklich, weil sie mich tatsächlich heiraten wollte.<<
Ich starrte mittlerweile nur noch auch meine Hände, die auf meinem Schoß ruhten. Also keine Ehefrau, sondern eine Verlobte. Und so wie er dabei aussah, als er von ihr sprach, musste er sie unglaublich geliebt haben.
Plötzlich fühlte ich mich allein schon durch seine Erzählung, von dieser Frau eingeschüchtert.
Wenn Damien Sonja so sehr geliebt hatte, könnte er dann wenigstens annähernd solche Gefühle für mich entwickeln? War so etwas überhaupt möglich?

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