Seit gefühlten Stunden betrachte ich ihn nun schon. Seine schmalen Lippen, sein markantes Kinn und seine Wangenknochen, die kaum merklich herausstechen. Ruhig atmet er, während er friedlich schläft. Seine Arme sind fest um mich geschlossen, fast so als hätte er Angst ich würde verschwinden. Es ist ein merkwürdiges Gefühl neben ihm zu liegen. Gestern ist irgendetwas passiert, das ich nicht erklären kann. Ich weiß nicht was plötzlich mit mir los war, warum ich ihn unbedingt küssen wollte, obwohl wir gerade schon genug Probleme haben. In meinem Kopf sind die Sicherungen durchgerannt und ich war für einen kurzen Moment nicht mehr ich selbst. Ich war wie ferngesteuert und hatte keine Kontrolle mehr über mich.
„Wie lange bist du schon wach." Ich sehe hoch zu seinen Augen. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, als er mir in meine sieht.
„Ein paar Stunden vielleicht", antworte ich mit leiser Stimme.
„Hast du überhaupt geschlafen?" Eine seiner Brauen hat sich skeptisch in die Höhe gezogen, während seine Hand zu meiner Wange wandert.
„Ein bisschen." Seine Finger streichen mein Kinn entlang, doch seine Augen bleiben fest auf mich gerichtet.
„Steve hör zu, wegen gestern..." Bevor ich ausreden kann, unterbricht er mich.
„Ich bin mir sicher, dass du dir deswegen die ganze Nacht über den Kopf zerbrochen hast." Er verharrt in seiner Bewegung. „Wir haben gerade so viel Stress und müssen uns um andere Dinge sorgen. Deshalb glaube ich ist es besser, wenn wir später darüber sprechen." Erstraunt versuche ich seine Worte zu ordnen. Steve will etwas hinauszögern?
„Okay", ist alles was ich dazu sage. Muss er sich selbst erst darüber klar werden?
„Tust du mir den Gefallen und frühstückst heute mit mir?" Bei seiner Bitte muss ich grinsen.
„Wenn du mir etwas leckeres auf den Tisch zauberst", gebe ich lachend von mir.
„Habe ich dir jemals einen Wunsch abgeschlagen?" Steve schält sich aus dem Bett und macht sich auf den Weg in die Küche. Dabei ich freie Sicht auf seine muskelbepackten Körper. Das Shirt von Sam liegt so eng an seiner Haut, dass ich jeden einzelnen Muskel zählen könnte. Und die kurzen Shorts sind auch nicht gerade passend.
„Ist Sam Laufen gegangen?", fragt Steve von der Küche aus.
„Ja, er ist vor einer halben Stunde gegangen." Irgendwie bin ich erleichtert, das Steve und ich ungestört sein können. Ich kann nicht erklären was gestern passiert ist, aber möchte jede freie Sekunde mit ihm genießen. Wer weiß wie viel Zeit uns noch bleibt...
Langsam bewege ich mich aus dem Schlafzimmer und gehe zu Steve in Sams Küche. Der Geruch von heißem Öl und Teig steigt mir in die Nase. Ich lehne mich gegen den Türrahmen und sehe ihm beim Kochen zu. Steve hat sich schon öfter im Kochen und Backen versucht, ist aber meistens gescheitert. Pancakes jedoch kann er großartig machen – das war's dann allerdings schon. Er kommt einfach nicht mit den ganzen Geräten zurecht und regt sich jedes Mal aufs Neue auf, wenn das Display vom Tablet schwarz wird. Meistens sehe ich ihm zu wie jetzt und helfe ihm wenn er nicht weiterkommt.
Um meine Beine legt sich plötzlich eine eisige Kälte. Ich sehe an mir runter und bemerke, dass ich nur das lange Shirt von Sams Nachbarin trage. Meine Beine liegen frei, wie auf einem Präsentierteller. Damit die Situation nicht noch komplizierter als eh schon wird, gehe ich zurück ins Schlafzimmer und ziehe mir die weiter Jeans noch über. An der Eigentümerin sehen die Sachen sicherlich toll aus, doch an mir eher wie ein Kartoffelsack.
„Können wir irgendwo vorbeischauen, bevor wir unseren Plan in die Tat umsetzten?", frage ich dann auf meinem Rückweg in die Küche. „Ich weiß wir dürfen uns nirgends blicken lassen, aber in diesen Sachen komme ich keine zwei Meilen ohne zu stolpern." Steve dreht sich kurz zu mir um und schmunzelt.
„Wenn du genug von den Pancakes ist, dürften sie dir passen", witzelt er.
„Sehr lustig." Ich nehme Teller und Besteck aus Sams Schränken und decke für drei den Tisch.
„Glaubst du alles klappt so wie geplant?"
„Sitwell wird kein Risiko eingehen, dafür hat er nicht genug Mut." Unser Plan ist gut, aber irgendetwas geht immer schief. Jedes Mal.
Gibst du mir einen die Teller", fragt er mit einem frischen Pancake auf dem Pfannenwender. Ich reiche ihm unsere Teller und stelle sie dann mit unserem Frühstück wieder ab. Keine zwei Sekunden später schneit Sam zur Tür herein.
„Was riecht hier so gut?", meint er direkt und nimmt die Stöpsel aus seinen Ohren. „Ihr habt Pancakes gemacht?"
„Steve hat sie gemacht, ja."
„Bist du wirklich so überrascht?" Steve sieht ihn belustigt an.
„Sagen wir eher: erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr überhaupt mit einer Pfanne umgehen könnte." Ich boxe Sam leicht in den Arm.
„Er mag vielleicht nicht mehr der jüngst sein, aber er ist noch top fit für sein Alter", necke ich Steve und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Verschwört ihr euch jetzt beide gegen mich? Was ist aus dem Respekt gegenüber Älteren geworden?"
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Die letzte Sirene - The Winter Soldier
FanficNach dem Tod von Loki, schaffte es Zoe nur schwer zurück in den geregelten Alltag. Sie musste einiges ertragen und verarbeiten, doch dank Steve und ihren Freunden schaffte sie es sich aus ihrem Loch zu befreien. Normalität kehrte zurück, wenn auch n...