Kapitel 19

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Ein kalter Windzug streift meine Schultern, als ich die Augen öffne. Dunkelheit und Wärme umgibt mich, während ich mich benommen aufrichte. Meine Augen brauchen einen Moment, bis sie sich an die Nacht gewöhnt haben und ich wenigstens ein paar Umrisse wahrnehmen kann. Meine Hände berühren eine weiche Felldecke, als ich mich abstütze. Erschrocken sehe ich hinunter, kann aber nur einen schwachen Schimmer erkennen. Wie Wasser fließt der weiche Stoff durch meine Finger, als ich kurz drüber wische. Wo bin ich?
Langsam ziehe ich meine Beine hervor und lasse sie über die Bettkannte gleiten. Meine nackten Füße berühren den kühlen Steinboden. Ein Schauer fährt einmal durch meinen gesamten Körper und lässt mich zittern. Schützend schlinge ich meine Arme um mich, wobei mir der Smaragd entgegenblitzt. Abgelenkt greife ich nach ihm. Der grüne Edelstein strahlt heller als jemals zuvor, er leuchtet beinahe schon so stark wie die Augen seines Käufers. Mit einem sanften Streichen fahre ich einmal darüber und entspanne mich direkt. Es ist fast so, als würde er selbst mich beruhigen. Als ich mich wieder fange und konzentriere, versuche ich mir den Raum genauer anzusehen. Etwas schummrig vom Schlaf richte ich mich auf und tapse über den Boden. Die Kälte, die langsam von meinen Füßen nach oben wandert, schafft es mich zu erwecken und meine Sicht klarer werden zu lassen. Grün schimmernde Gardinen machen sich auf der Seite bemerkbar. Gerade will ich auf sie zugehen, als ich plötzlich meinen Aufzug bemerke. Lang und an den Spitzen in Wellen verlaufend hängen meine Haare über meine Schultern. Darunter blitzt ein violetter Stoff hervor, der sich glatt an meinen Körper schmiegt. Bis knapp über meinen Po, genießt meine Haut die samtig weiche Berührung, des Kleidchens. Die dünnen Träger bemerke ich kaum an meinen Schultern, nur die silberne Spitze über den Rand gestickt. Fasziniert streiche ich über den Stoff an meiner Seite hinab. Es fühlt sich unbeschreiblich gut an und entringt mir sogar ein kleines Lächeln.
Durch ein lautes Poltern werde ich unterbrochen. Blitzschnell drehe ich mich um und weiche ein paar Schritte zurück, bis mir die eisigkalte Wand in den Rücken sticht. Eine breite Flügeltür wird geöffnet und lässt kurz grelles Licht in den Raum gleiten, bevor sie wieder geschlossen wird. Ich kneife fest meine Augen zu, als die Strahlen mich blenden. Erst als mich wieder dieses angenehme kühle Nass umgibt, traue ich mich sie zu öffnen. Erneut ist nichts als ein paar kleine Umrisse zu erkennen, doch zu hören ist nun eindeutig eine weitere Person im Raum. Angespannt drücke ich mich restlos gegen die Wand, sodass ich eine größere Chance habe unentdeckt zu bleiben. Mit scharfem Blick mustere ich den hochgewachsenen Mann am anderen Ende des Zimmers. Immer wieder blitzt ein goldener Strahl von ihm zu mir. Entnervt scheint er wütend ein paar Dinge zu murmeln und grob seine Kleidung von sich zu zerren. Laut scheppert etwas auf den Boden, doch den Mann scheint es nicht zu stören. Ich versuche angestrengt mehr von ihm zuerkenne, doch er dreht mir nur seinen von Schatten verdeckten Rücken zu. Und um seine Stimme zu erkennen, ist er einige Meter zu weit weg. Wo bin ich hier nur gelandet?
Mit großen Schritten kommt er mir näher, woraufhin ich verkrampft meinen Atem anhalte. Die Dunkelheit dürfte mich schützen, solange er kein Licht anmacht. Mich nicht bemerkend, läuft er an mir vorbei und fährt sich dabei einmal durch die Haar. Als mir seine schneeweiße Haut entgegen strahlt, bleibt mir beinahe die Luft im Halse stecken. Auf einmal erkenne ich das rabenschwarze Haar, dass kringelnd auf seinen Schultern aufliegt. Träume ich schon wieder?
Verwundert und erfreut zugleich, schnaube ich einmal laut. Sofort errege ich seine Aufmerksamkeit. Eine große Hand schließt sich um meine Kehle und drückt mich zurück an die Wand. Mein Kopf knallt durch den Rückstoß gegen die kahle Mauer und lässt mich kurz Sternchen sehen. Mein Gegenüber knurrt erzürnt auf. Funkelnd grüne Smaragde strahlen mir feurig entgegen. Zwei Sekunden verweilt seine Hand noch an meiner Kehle, bis ich meine Augen richtig öffne und er prompt von mir ablässt. Zischend zieht er die Luft ein und weicht einen Schritt von mir. Keuchend fülle ich meine Lungen mit frischer Luft.
„Was in den neun Welten...", stöhnt er verwundert. Ich reibe mir kurz über den Hals, bevor ich zu ihm aufsehe.
„Loki", entkommt es mir breit lächelnd. Innerlich wird mir bereits ganz heiß und ich kann spüren wie mein Blut doppelt so schnell durch meine Adern rast.
„Wie..." Ich unterbreche ihn.
„Ich weiß es nicht. Ich bin dort drüben aufgewacht", erkläre ich ihm und zeige auf das mit Fellen beladene Bett. Lokis Blick folgt meiner Bewegung. Mit zusammengezogenen Brauen kommen die Smaragde zu mir zurück.
„Schläfst du gerade?", hakt er nach. Er überwindet den Abstand zwischen uns und nimmt meinen Anhänger zwischen seine langen Finger.
„Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich zurück ins Krankenhaus gegangen bin." Meine Worte lassen ihn hellhörig werden.
„Krankenhaus?" Augenblicklich sucht er meinen Körper nach Verletzungen ab.
„Steve wurde schwer verletzt und liegt noch im Koma", beruhige ich ihn. Was mache ich hier, ich sollte jetzt bei ihm sein?
„Was ist passiert?" Loki lässt von dem Smaragd ab und konzentriert sich nur noch auf mich. Trotz der Dunkelheit scheint er jeden meiner Züge klar zu erkennen.
„HYDRA hat uns angegriffen und Nick...er lebt." Loki ist nicht einmal halb so überrascht wie ich gedacht hatte. Im Gegenteil, sein Gesicht macht keinen Mucks.
„Geht es dir gut?", lenkt er ab und streicht sachte über meinen Arm, zur Vorsicht, sollte er doch eine Wunde übersehen haben. Ich antworte mit einem Nicken. „Ich wusste nicht, dass es dir mit dem Stein möglich ist mich zu besuchen." Irritiert sehe ich abwechselnd auf den Smaragd und hoch zu ihm. „Durch ihn weiß ich immer wo du bist, kann dich aufsuchen, wann immer ich das wünsche." Für eine Sekunde beginnt sich Wut in mir aufzustauen, doch sie verfliegt bereits in der nächsten Sekunde, als mir ein unschönes Bild in den Kopf steigt. Hat er mich die letzten Tage nicht beobachtet?
„Wieso wusstest du nichts von HYDRA?", frage ich anstatt mein eigentliches Thema anzusprechen. Solange er es nicht weiß ist alles im grünen Bereich, doch sobald ich mich verplappere...
„Ich habe versprochen dich für die erste Zeit in Ruhe zu lassen", erinnert er mich. Erleichtert atme ich aus, während er genüsslich meinen Körper betrachtet. Erstmals scheint er mein luftiges Auftreten zu bemerken. Ein erregtes Knurren verlässt seine Kehle. Blitzschnell schlingt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich dicht an sich heran. Seine Lippen brauchen nicht lange, bis sie meine gefunden haben. Mit Freude erwidere ich seine Geste gierig und vergesse jeglichen Gedanken an einen anderen. In meinem Kopf existiert nur noch einer für diesen Moment. Seine freie Hand fährt hinauf zu meinem Haar und verfängt sich in meinem Nacken. Sanft aber gleichzeitig auch bestimmend, zieht er an meiner silberblonden Pracht und zwingt mich dazu ihn anzusehen. Mein Hals liegt entblößt und greifbar vor ihm. Seine Lust verschleierten Augen durchbohren mich noch einmal, bevor er mit seinen Lippen von meinem Schlüsselbein, bis hinauf zu meinem Kiefer wandert und wieder zurück. Ein lautes Seufzen entkommt mir, was seinen Griff um meine Taille nur noch verstärkt. Loki drängt mich gegen die Wand und streicht scharmlos über meinen nackten Oberschenkel. Er küsst mich entlang meines Schlüsselbeins, dann hält er inne, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
„Ich kann nicht aufhören dich zu berühren, du bist wie eine Droge", raunt er beinahe stöhnend. Es ist berauschend, wenn er so von mir spricht. Mein ganzer Körper prickelt und sehnt sich nach seinen Berührungen. Spielerisch beißt er mir in den Nacken, ohne meine Haut zu verletzen, oder irgendeine Spur zu hinterlassen. Ich keuche dennoch und wölbe ihm meinen Rücken entgegen.
„Ich breche meine Vorsätze, nur weil ich mich nicht zügeln kann", flüstert er weiter. „Du bringst mich um den Verstand." Seine Hand an meinem Oberschenkel traut sich weiter hinauf und bringt mein Herz zum Rasen.
„Seit ich das erste Mal von dir gekostet habe, will ich keine andere mehr. Keine verschafft mir die Befriedigung, die ich brauche, außer du." Loki berührt zu viele Stellen gleichzeitig, als dass ich mich weiter im Griff behalten könnte. Stück für Stück entgleitet mir die Kontrolle. Um nicht auf dem Boden zu landen, kralle ich mich an seinen nackten Armen fest. Erstmals bemerke ich, dass er vollkommen entblößt vor mir steht. Als könnt er hören was ich denke, grinst er mich verschmitzt an. Seine Hände gleiten von ihren Positionen hoch zu den Trägern meines Kleides. Quälend langsam streicht er sie beiseite, worauf das Kleid direkt von meinem Körper gleitet. Er presst mich wieder an sich, wobei ich jede seiner Stellen spüren kann.
„Spürst du, was du mit mir machst?" Sein steinhartes Glied streckt sich meinen Beinen entgegen und lässt mich leise auf keuchen. „Keine Frau hat es bisher gewagt derartiges mit mir anzustellen." Seine Lippen bewegen sich leicht und lockend und berühren mich gerade genug, um in mir die schmerzliche Sehnsucht nach mehr zu wecken.
„Du gehörst nur mir, das alles hier ist meins", murmelt er mir ins Ohr, bevor er seine Arme um meine Hüfte legt und mich mühelos hochhebt. Eine Sekunde später spüre ich wieder die Wand im Rücken und seinen Körper zwischen meinen Beinen. Ich schlinge sie fest um seine Hüfte und lege ihm meine Arme um den Hals. Obwohl es gerade äußerst heiß ist, sodass ich kaum noch Luft bekomme, legt sich eine Gänse haut um meinen Oberkörper. Ich spüre wie Lokis Körper anfängt zu vibrieren in freudiger Erwartung. Mit einem verruchten Funkeln in seinen grünen Augen sieht er mich ein letztes Mal an und stößt dann tief in mich. Mein lautes Stöhnen hallt durch den Raum und auch Loki stimmt langsam mit ein. Jeder seiner kräftigen Stöße treibt seine beachtliche Länge bis zum Ende in mich. Ich ertrinke beinahe in meinem Verlangen und kann mich noch knapp daran hindern das Bewusstsein zu verlieren.
„Loki", keuche ich schwer atmend. Sein heißer Atem an meinem Nacken lässt mich von der Realität abdriften so sehr betört er mich. Mit einem letzten kraftvollen Stoß, spießt er mich nochmal auf und stützt sich dann mit einer Hand an der Wand ab. Ein Arm reicht ihm, um mich nicht fallen zu lassen, so stark ist er noch, obwohl er mir erschöpft entgegenkeucht. Meine Sicht ist leicht verschwommen, dennoch kann ich seine Smaragde finden.
„Ich liebe dich, Loki", hauche ich zwischen schnellen Atemzügen. In seinem Gesicht regt sich kein einziger Muskel. Doch bevor ich zweifeln kann, verschlingen seine Lippen die meinen.
Gerade als ich meine Arme fester um in schlingen und meine Hände in seinen Haaren vergraben will, ertönt ein ohrenbetäubendes Klopfen in meinem Kopf, gemischt mit einem schrillen Quietschen. Erschrocken fahre ich zusammen und reiße meine Augen auf. Grelles Weiß strahlt mir entgegen und lässt mich beinahe erblinden. Die Hitze in meinem Körper verschwindet urplötzlich, genauso wie das erregende Kribbeln. Als hätte man mir einen Eimer kaltes Wasser über geschüttet, richte ich mich auf und sehe leicht panisch durch den Raum. Die kahlen weißen Wände des Krankenhauses scheinen mir entgegen. Ein zappelndes etwas vor mir greift nach meiner Hand. Automatisch ziehe ich sie weg, bis ich bemerke wer es ist. Wild und struppig wie immer legt sich Andrews Afro um sein Gesicht. Perplex starre ich ihn an. Das zuckersüße Lächeln verschwindet von seinen Lippen, als ich immer noch nicht auf ihn reagiere.
„Andrew, ich sagte doch, du sollst sie schlafen lassen", tadelt ihn plötzlich Mr. Harris von hinten. Ich zucke zusammen und sehe auf.
„Tut mir leid, Zoe, ich wollte das eigentlich verhindern", meint er entschuldigend und lächelt mir zu. Andrew sieht zu seinem Dad und zieht eine Schnute.
Hinter sich schließt Mr. Harris die Zimmertür und tritt zu seinem Sohn.
„Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen, Zoe. Ist alles okay?" Unfähig auf seine Frage zu antworten, gebe ich nur ein leichtes Nicken von mir und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Was zum Teufel ist gerade passiert?
„Wir haben Blumen mitgebracht." Andrew wedelt mit einem kleinen Bund Schnittblumen vor meinem Gesicht herum und lacht dabei freudig.
„Danke, Kleiner." Ich wuschle ihm durch seine Locken und versuche dabei mit zusammengebissenen Zähnen meine Tränen zu unterdrücken.
Es war ein Traum, nichts weiter. So muss es schon die ganze Zeit über gewesen sein. Alles, jeder einzelne Moment, entstand allein durch meinen verletzten Verstand.
„Wird er wieder fit?", fragt Mr. Harris freundlich lächelnd und sieht zu dem schlafenden Steve neben mir. Meine Augen machen sich ebenfalls auf die Suche nach ihm. Sein Gesicht sieht noch genauso geschunden aus wie gestern, doch Farbe ist zu ihm zurückgekehrt. Wie von selbst greift meine Hand nach seiner. Ich verschlinge meine Finger mit seinen und drücke leicht zu. Steve rührt sich kein Stück, doch es kommt mir so vor, als würde er nun entspannter aussehen.
„Sobald er aufwacht, ist er wieder okay", antworte ich, ohne von Steve wegzusehen. Wären die beiden nicht gerade hier, könnte mich nichts davon abhalten ihm durch seine blonden Spitzen zu fahren.
„Das wird er, ganz bestimmt." Mr. Harris' Hand streicht über meinen Rücken. „Wir müssen leider schon wieder los, Andrew hat gleich Unterricht."
„Natürlich, geht nur." Um beide noch umarmen zu können, stehe ich von meinem Stuhl auf und lasse Steves Hand los. „Danke, dass ihr hier wart." Mr. Harris lächelt und zieht mich in eine feste Umarmung.
„Das ist selbstverständlich" murmelt er gegen meinen Ansatz. Andrew drückt sich zwischen uns und schlingt seine Arme um mich.
„Kann ich später wieder herkommen?" Mit großen Kulleraugen sieht er zu mir und seinem Vater hoch.
„Aber erst nach den Hausaufgaben", sage ich ernst und stupse ihn kurz an einer Nase. Grinsend löst er sich von mir und verschwindet mit seinem Dad. Meine Mundwinkel zucken kurz, als ich immer noch auf die Tür sehe. Andrew ist ein Engel. Wieder und wieder schafft er es mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
„Zoe?"

Hola meine Lieben,
dieser kleine Besuch war mein letztes Geschenk an euch für diesen Teil ;)
Ich hoffe sehr dass es euch gefallen hat 💕

Die letzte Sirene - The Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt