TWENTY

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TWENTY

Als ich wieder zu mir komme liege ich in einem komplett weißen Raum, ein Krankenzimmer, wie ich vermute. Mein Kopf schmerzt höllisch als ich mich aufsetze. Was haben die mir nur verabreicht?

Ein Arzt kommt in den Raum und begrüßt mich freundlich.

„Guten Morgen, Alex. Wie geht es Ihnen?“, versucht er einen Small talk zu starten, was ich jedoch abblocke.

„Was haben Sie mir bitte gestern verabreicht?“, frage ich.

„Wir mussten Ihnen ein Mittel zur Beruhigung geben, da sie vollkommen ausgerastet sind. Harry’s Zustand wäre dadurch nur noch verschlimmert“

Mit einem mal kommen die Handlungen von gestern in meinen Kopf.

„Kann ich zu Harry? Geht es ihm gut?“, kommt es aus meiner Kehle bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann.

„Ich halte es nicht für besonders gut, wenn Sie…“

„Nein, bitte ich muss zu ihm. I-ich werde mich beherrschen bitte“, eine einzelne Träne kullert aus meinen Augen. Nach langem Überlegen willigt der Arzt ein und verrät mir die Zimmernummer. Zum Glück hatte ich noch meine Klamotten an, weshalb ich sofort zu Harry konnte. Er lag immer noch unverändert in seinem Bett, wie hätte es auch anders sein können.

Ich habe mal gelesen, dass wenn man mit jemandem redet der im Koma liegt, dass er besser und schneller wieder aufwacht. Dann versuche ich es mal..

„Hey Harry“, man komme ich mir blöd vor.

„Es- es tut mir so schrecklich leid“, ich nehme seine Hand und streiche mit meinem Daumen darüber, bis mir eine einzelne Träne auf seine Hand fällt.

So vergehen Minuten, Stunden, Tage und Monate. Jeden Tag fahre ich zu ihm und rede mit ihm. Darcy kommt manchmal mit aber meistens ist sie bei Niall, Katie oder sogar Lilly mit der ich sehr gut Zurecht komme. Heute ist Darcy wieder dabei, so wie Niall. Er liegt schon 2 Monate im Koma  und viele Ärzte haben bereits die Hoffnung aufgegeben, doch ich will es einfach nicht einsehen.

Wir reden die ganze Zeit mit ihm, bis die Besuchszeit wieder vorbei ist. Niall verlässt vor mir den Raum. Mit einem „Ich liebe dich, Harry“, verlasse ich wie immer den Raum. Darcy klammert sich um seinen Arm und weint, ich hasse es sie so zu sehen.

„Komm Darcy, wir müssen gehen“

„Ich liebe dich, Daddy“, sagt meine Tochter. Gemeinsam verlassen wir jetzt auch den Raum.

Wie immer trinken wir noch etwas in einer süßen Cafeteria bis wir nach Hause fahren. Die Wohnung ist ohne Harry viel zu leer und zu ruhig. Wann wird er wohl wieder aufwachen? Es ist alles meine Schuld. Wie jeden Abend gehen mir diese Gedanken durch den Kopf.

Es ist alles deine Schuld, sagt die Stimme in meinem Kopf immer und immer wieder, bis ich es, wie jeden Abend, nicht mehr aushalte und ins Bad stürme. Aus einer der vielen Schubladen hole ich die mit Blut verschmierte Klinge heraus, krempel meinen Ärmel hoch und setze die Klinge dort an, wo noch keine Narben sind, was ziemlich schwer ist, da fast mein kompletter Unterarm voll damit ist. Ich weiß, dass das keine Lösung ist, aber es befreit mich, wenn auch nur eine Sekunde, von dem psychischen Schmerz.  Langsam ziehe ich den Strich, bis Blut aus der frischen Wunde quillt, nur das reicht nicht. Ich ziehe noch einen und noch einen, bis 5 neue Wunden entstehen. Den Arm verbinde ich wieder, damit ja nichts auffällt. Niemand weiß davon, nur ich und das soll auch so bleiben.

Falls Harry sterben sollte, würde mein Leben noch mehr den Bach runter gehen als es jetzt schon ist. Ich müsste einfach weiterleben, für Darcy und das würde ich einfach nicht aushalten.

Es ist Mai und trotzdem fühlt es sich so an, als wäre es der kälteste Winter aller Zeiten. Sogar Darcy’s zweiten Geburtstag mussten wir im Krankenhaus feiern, da sie unbedingt wollte das Harry dabei ist.

So kam es dann am 12. März, dass wir mit Kuchen und Geschenken bei Harry im Krankenzimmer saßen.

Darcy liegt bereits im Bett, als ich mich unter  die Dusche begebe und danach ins Bett lege. Morgen würde ich Harry ja wieder sehen.

X

Darcy ist heute bei Lilly, während ich wieder ins Krankenhaus fahre. Die Frau in der Eingasngshallte, Susie, begrüßt mich wie jeden Morgen, während ich mit meinem noch heißen Kaffee, welchen ich mir dort ‚ziehe‘ in Harrys Zimmer gehe.

„Guten Morgen Harry“, mittlerweile ist es mir überhaupt nicht mehr peinlich, mit ihm zu reden ohne eine Antwort zu erhalten.

Ich setze mich auf den Stuhl, der immer noch neben seinem Bett steht und rede mit ihm, bis der Arzt rein kommt und mich bittet zu gehen.

Ich gebe Harry einen Kuss, nur diesmal nicht wie sonst auf die Stirn, sondern auf den Mund.

„Ich liebe dich Harry“

Ich verlasse den Raum und warte, bis der Arzt wieder raus kommt.

„Alex, Sie können wieder rein kommen“, sagt er schneller als erwartet.

„So schnell?“ Darauf antwortet er nicht mehr sondern lächelt nur noch so breit, wie ich es noch nie bei irgendjemanden gesehen habe.

Als ich die Tür wieder schließe, sehe ich nicht den sonst immer auf dem Rücken liegenden Körper, der mit seinem Gesicht nur zur Decke starrt, nein. Er sieht mich an.

„Hallo Alex“

X

Wahrscheinlich das mieseste Kapitel auf Erden, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen.

Übrigens, danke an alle meine 'Fans', oh man daran werde ich mich niemals gewöhnen.

Ich hätte niemals, wirklich niemals ins einer Milliarden Jahren, gedacht jemals Fans zu haben:o

DANKE ♥♥

Dark Lover (Sequel Bad Teacher) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt