10. Kapitel

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Kyles Sicht:
Ich schrecke hoch! Es hat sich nichts geändert. Ich hänge da und sie sitzt neben IHM auf dem Boden. Sie schaut geistesabwesend auf ihn herab. Seine Brust hebt sich ein leichtes bisschen an. Kaum zu erkennen, jedoch trotzdem da. Ihr Körper lebt auch noch. Doch sie sitzt verkrümmt auf dem Boden. Ihre Seele scheint vergangen zu sein. Ihr Körper bewegt sich nicht mehr. Octavia schaut einfach nur Ihm in die Augen und umklammert Ihre Beine.
,,Octavia?" Frage ich vorsichtig. Doch es ändert sich nichts.
,,Hey." Sage ich etwas lauter. Es fühlt sich aber trotzdem an, als hätte ich nie etwas gesagt.
,,Octavia, du musst aufstehen!" Schreie ich sie nun an, soweit es mir nur möglich ist. Sie dreht den Kopf leicht rüber. Ihr Blick ist leer. Als wäre das Leben erloschen in ihr. Sie lebt, ist aber gleichzeitig tot.
,,Komm her und hilf mir." Sie schaut mich mit einem schiefen Kopf an, kommt aber dennoch zu mir. Sie schneidet meine Fesseln durch und ich falle dabei beinahe auf den Boden. Octavia dreht mir wieder den Rücken zu und läuft hinüber zu Drake. Sie lässt sich neben ihm nieder. Und blickt ihm erneut in die Augen. Ich blicke sie kurzzeitig mit fragenden Augen an, kniee mich dann jedoch neben sie. Er lebt wirklich noch. Doch nicht mehr lange. Er verblutet, sein ganzer Körper ist übersät von Stichen, welche durch ihn hindurch gehen. Sie hat ihn viel schlimmer verarbeitet, als mich. Trotzdem fülle ich mich als wäre ich tot. Wie ist es nur möglich, dass ich sie nicht hasse... Alles an meinem Körper brennt. Das Blut ist so warm und heiß wie Glut. Mein Körper füllt sich an als würde er verbrennen. Sowohl von Innen als auch von Außen. Ich zucke immer öfters zusammen. Der Boden zieht mich immer mehr zu sich. Meine Körper wird immer schwächer. Ein Schrei entfährt meinen Lippen. Die Schmerzen kommen wieder. Ich müssen hier raus bevor ich nicht mehr laufen kann. Wir müssen hier raus... Sie hat meinen ganzen Körper zerstört und dennoch darf ich sie nicht zurück lassen. Für mich wurde schon mal das selbe getan... Meine Brust fängt an zu pochen. Ich bekomme immer weniger Luft. Ich werde es bald nicht ertragen können.
,,Octavia" ich rüttle an ihrer Schulter. Sie bewegt sich nicht. Was geht nur in ihr vor?! Ich versuche ein weiteres Mal ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Schließlich gelingt es mir auch.
,,Wir müssen hier raus. Du musst aufstehen." Erkläre ich ihr mit meiner ächzenden Stimme.
,,Wo willst du denn hin?" Ich schaue mich um nach ihrer betonungslosen Aussage. Weit und Breit ist nichts zu sehen, als gäbe es um uns herum einen schwarzen Abgrund. Sie hat recht hier gibt es keinen Ausweg. Aber hier werden wir sterben.
,,Wie bist du hier reingekommen, Octavia?"
,,Meine Wand hat sich aufgelöst bevor ich darüber gelacht habe, wie du geschrienen hast." All das sagt sie ohne eine weitere Emotion. Ohne ihren Kopf zu mir zu bewegen. Wie ist es möglich, dass sie so kalt ist. Ihr Herz ist eingefroren, versteinert. Sie liebt die Schmerzen. Grauenhaft. Ich bin kurzzeitig weg. Schaue sie fassungslos an, obwohl ich all das hätte wissen müssen. Ein Schmerz lässt mich losschreien. Er zwängt mich zu Boden. Ich krümme mich zusammen. Ich schreie. Es wird schlimmer um so mehr ich schreie. Alles schmerzt. Kein einziger Muskel ist normal geblieben. Alles spielt verrückt. Es füllt sich an, als wäre ich nicht mehr hier. Ich sehe nichts mehr. Ich höre nichts mehr. Meine Schreie sind weg und doch schreie ich. Ich werde immer lauter. Aber es bleibt stumm. Das einzige was ich wahrnehme sind meine Schmerzen. Ich werde auseinander gerissen. Zerschmettert. Verbrannt. Ich spüre ein Krachen und Knacken. Weiße Punkte tauchen vor meinem Auge auf. Ein Takt. Das Pochen erklingt in meinem Kopf. Mein Bauch berührt den Boden, die Kälte davon scheint brennend heiß zu sein, und ich versuche immer weiter es zu unterdrücken. Meine Hände schieben sich unter mir zusammen. Ich drücke mich immer wieder vom Boden weg. Mein Kopf ist zum Boden hin gerichtet. Ich schiebe mich langsam zu Drake herüber. Ich schließe immer mehr meine Schmerzen ein. Verstecke sie in meinen Gedanken. Ich reiße mich so gut es geht zusammen. Mein Kopf hängt über Drakes.
,,Wie kommen wir hier raus!" Bringe ich total unverständlich über meine Lippen.
,,Wie geht es wieder raus! Wie kommt man aus diesem beschissenen Haus raus!" Ich habe noch nie Angst in den Augen dieses Mannes gesehen und auch jetzt tritt es nicht heraus. Ich schnappe mir das Messer neben Octavia. Ich lege die Spitze an seinem Hals auf. Ein kleines bisschen Blut tritt aus. Jedoch nicht genug um zu sterben.
,,Sagen sie mir wie es Raus geht, dann töte ich sie. Sonst dürfen sie hier schmorren bis sie in zehn Stunden ersticken oder verblutet sind." Ich schlage mit dem Messer in seine Hand hinein. Das Messer durch bohrt diese. Ein Schrei durch kommt seinen Rachen.
,,Schau...einmal rüber...zu deiner Freundin." Bringt sein kratzender Hals heraus. Ausnahmsweise höre ich einmal auf ihn. Somit wandert mein Blick in sekundenschnelle zu ihr. Sie drückt ihre Hände auf die Ohren. Sie wackelt hin und her. Sie beißt sich fast die Lippe blutig. Ihre Augen hat sie mit enormer Kraft aufeinander gepresst. Aber keinen Ton gibt sie ab. Ihre Bewegungen werden immer hektischer. Sie reibt immer stärker mit ihren Händen an ihren Ohren rum. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht. Sie wird immer hektischer. Ihr Kopf bewegt sich in alle Richtungen. Sie schlägt um sich. Sie schlägt sich selbst immer wieder gegen den Kopf. Ich bewege mich so gut wie möglich zu ihr herüber und versuche sie festzuhalten. Ihre Arme umschlinge ich und versuche ihren Kopf durch meinen zu stützen. Aber trotzdem wehrt sie sich mit allen Mitteln. Sie tritt um sich. Versucht stärker zu sein als ich und schlägt mir dann mit voller Wucht gegen meine Nase mit ihrem Kopf. Ein krachen und meine Arme um sie lockern sich. Sie springt heraus. Rennt ein Stück von mir weg. Schaut mich an mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. Dann fängt sie an sich zu drehen. Sie schmeißt sich auf den Boden und hämmert auf dem Boden rum. Dann klopft sie sich auf ihre Ohren und fängt plötzlich an zu schreien.
,,Was hast du mit ihr bloß angestellt?!"
,,Du wolltest doch einen Weg raus." Antwortet er mir lachend, aber unbetont. Ich schaue ihn angewidert an. Eile dann jedoch schnell zu Octavia rüber, so schnell wie es mir möglich ist. Was macht sie bloß. Was ist los mit ihr. Sie schaut noch einmal zu mir hoch. Drückt ihre Hände so fest wie möglich auf ihre Ohren. Schreit einmal laut auf dreht sich noch Paar Mal im Kreis. Sie fällt gleich wieder um. So scheint es einem. Aber jetzt rennt sie ihm Kreis. Sie ist verrückt geworden. Wie kann so etwas unser Ausweg sein. Sie schaut mich total verzweifelt und angsterfüllt die ganze Zeit an. Aber wie kann ich ihr helfen. Sie fällt irgendwo auf den Boden. Ich renne zu ihr hin. Sie hämmert gegen den Boden und will einfach nicht aufhören. Sie schreit und dreht beinahe durch. Ich bin verzweifelt. Ich halte sie fest, sobald ich bei ihr bin. Greife ihre Arme und setze mich auf ihren Rücken leicht drauf, damit es ihr nicht wehtut. Als sie sich nach vielleicht drei Minuten aufgehört hat mit voller Kraft zu wehren, drehe ich sie um. Ihr Gesichtsausdruck ist wieder kalt geworden und alles ist als wäre nichts passiert. Sie bewegt sich auch kaum. Sie hat sich nun wieder, sobald ich sie losgelassen habe, neben mich hingesetzt und rührt sich nicht mehr. Was ist nur passiert. Ich schaue dort hin wo ihre Fäuste den Boden berührt haben. Der Boden hat eine Spiegelung. So eine wie, als wäre ein metallischer Knopf im Boden verankert. Meinte er das mit Lösung? Aber was hat er dabei Octavia angetan? Was hatte sie gehört? Oder warum musste sie so stark gegen ihre Ohren schlagen? Sollte ich diesen Knopf berühren? Eigentlich dürfte ich ihm nicht vertrauen. Jedoch haben wir keine andere Wahl. Ich gehe das Risiko ein und schlage mit aller Wucht auf die Spiegelung im Boden! Es passiert nichts. Ich trete ein weiteres Mal drauf. Aber wieder merke ich nichts. Warum passiert denn nichts? Ich drehe mich um. Etwas muss doch passiert sein. Und da erblicke ich es...eine Treppe! Sie ist vielleicht nur 100m entfernt von uns und eigentlich wäre das auch kein Problem, wenn sich meine Schmerzen nicht genau jetzt wieder bemerkbar machen würden. Ich knalle auf den Boden. Ich stoße einen Schrei aus. Kämpfe mich dennoch mit aller Kraft zu Octavia und nehme sie auf die Arme. Ich muss es machen. Er tat es für mich. So wie mir das Leben geschenkt wurde, muss ich auch ihr es schenken. Sie reagiert aber auf keins meiner Worte. Sie bewegt sich auch nicht, wenn man den leichten nur kaum erkennbaren Herzschlag nicht beachten würde, könnte man denken sie ist Tod. Nein es wäre gewiss, sie ist tot. Jeden Schritt den ich mache ist die größte Qual. Aber ich kann sie nicht hier zurücklassen. Ich kann nicht so grauenhaft sein wie die beiden. Sie muss gerettet werden und deshalb laufe ich weiter. Für mich wurde sein Leben gegeben, jetzt werde ich mein Leben für sie geben. Ich versuche schneller zu werden. Nadeln stechen durch meine Füße. Meine Arme zerreißen. Und mein Rücken knickt gleich durch. Die Treppe ist härter als alles andere. Sie lässt meine Füße verbrennen und meine Muskeln zerspringen. Ich muss weiter. Ich werde immer schwächer. Octavia fliegt, wenn es so weiter geht, noch runter. Ich werde ihr irgendwann von ihm erzählen. Der, der auch das selbe für mich tat. Ein brennen an meinem ganzen Körper verzehrt mich. Ich werde immer langsamer. Ich darf nicht aufgeben. Sonst ist sowohl mein Leben als auch Octavias umsonst. Wie kann ich mich bloß beschweren, wenn ich weiß wie sie gelebt hat. Vielleicht hatte sie jeden Tag diese Schmerzen... Nur noch drei Stufen. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Es ist nicht machbar. Mein Körper bewegt sich nicht mehr, meine Schmerzen sind so weit fortgeschritten, dass mein Körper nur noch alles verhindert. Ab und zu entlasse ich noch einen Schrei. Alles in mir wert sich dagegen weiterzulaufen, selbst ich. Ich bin vollgeschwitzt. Ich zittere. Meine Beine brennen und verzerren sich selbst. Gleich fliegen wir hin. Trotzdem bewege ich mich weiter. Aber nicht ich. Und doch ich? Wie ist das möglich? Als würde ich fliegen...
Im Wohnzimmer lege ich sie sofort aus den roten Sessel. Ich starre all diese Männer an. Sie stehen nur da ohne auch nur sich zu bewegen, als sei es ihnen egal, ob wir da waren oder nicht, ob wir kurz vorm Sterben sind oder nicht. Octavias Augen sind offen und dennoch sieht sie leer aus und starrt in die Unendlichkeit. Ich bewegen mich so gut es noch möglich ist zum Schrank in der Küche, in welchem all die Artzsachen liegen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es auch hier eine Creme gibt für die tiefen Wunden, die selbe wie dort unten. Ich nehme sie heraus mit ein paar Verbänden, denn genau danach hab ich jetzt gesucht. Es ist meine letzte Hoffnung. Meinen Körper wende ich um 45° und lasse mich an der Wand herunter. Es ist vorbei. Endlich. Meinen Kopf lege ich an die Wand und schaue hoch. Ich verharre für ein paar Sekunden so. Schließlich reibe ich doch noch alle Wunden mit dieser heilenden Creme ein und verbinde die Schweren mit noch einen Verband. Bevor ich zu Octavia rüber gehen wollte, um sie aus ihrer Starre auf irgendeinen mir noch unbekannten Weg zu befreien, steckte ich die Creme in meine Hosentasche. Jedoch als ich zurück kam waren sowohl die Männer als auch Octavia verschwunden. Ich hätte sie nie alleine lassen dürfen. Mein Kopf wandert einmal um die eigene Achse. Was ist das. Ich sehe grade noch so wie die Männer in die eine Richtung verschwinden, Octavia aber in die andere im Schatten der Tür. Was ist denn jetzt los. Hätten die Männer sie nicht mitnehmen müssen??? Und wie sollte ich mich jetzt noch so schnell bewegen?!

My cold insideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt