7. Kapitel

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Octavias Sicht
Ich bin in seinem Schoß eingeschlafen. Ich stehe vorsichtig auf, sodass er nicht aufwacht. Natürlich fühlt es sich nicht klasse an, aber wenigstens kann ich mich dank der creme selbstständig bewegen. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe. Alle meine Wunden die ich gestern hatte sind verschwunden, also wenigstens verkrustet, bis auf eine, die schrecklichste, doch mit dieser werde ich leben müssen. Ich habe wohl länger geschlafen, als nur einen Tag. Ich nehme mir ein Schwert, das mit dem auch ich trainiert wurde. Es ist weiß und leicht wie eine Feder. Noch nie zuvor hatte ich es in meiner Hand, doch es fühlt sich so an, als würde es schon immer mir gehören, seltsam. Ich laufe wieder herüber zu Kyle. Er schläft noch. Das werde ich jetzt ändern. An seinem Ohr liegt mein wunderschönes weißes Schwert auf. Mit einer kleinen Bewegung nach unten, natürlich schneide ich ihm nicht sein Ohr ab, sondern verpasse ihm nur einen kleinen Schnitt, dennoch dröhnt ein Schrei aus seinem Mund. Er ist mit einem Schlag wach, seine Augen weiten sich, als er mich erblickt.
,,Scheiße! Warum tust du so etwas?" Er steht auf und drückt seine Hand an die kleine Stelle. Ich schwinge mein Schwert kurzerhand mit der Spitze an seinen Hals.
,,Wehr dich!"
,,Nein, ich kann dir doch nicht noch mehr wehtun. Du hast schon genug gelitten." Mit der letzten Wunde die ich noch habe komm ich klar, irgendwie. Und es ist doch eigentlich völlig egal ob ich überhaupt gelitten habe. Wenn er keine Mädchen schlägt hat er Pech. Mein Schwert rutsch an seiner Brust herunter und er fliegt auf den Boden mit einem lauten Schrei.
,,Wehr dich!...Oder ich fessel dich an den Stuhl und du wirst viel mehr erleiden. Du hast die Wahl." Seine Augen huschen zu den Schwertern und dann rennt er los. Warscheinlich denkt er, dass ich ihn auch davor abhalten werde, doch ich weiß, dass ich ihn auch so locker besiegen werde.
,,Wenn du gewinnst lass ich dich in Ruhe für die nächste Woche, doch falls du verlierst wirst du noch heute gefoltert und die schlimmsten Schmerzen erleiden, die du in deinem Leben hattest und dass wäre noch nicht einmal ein Vorgeschmack auf das was ER vor hat mit dir. Wenn du die ersten 10 Minuten durchhälst, dann bekommst du sogar heute Abend diese wundervolle Creme." Ich kann nicht zulassen, dass er zu viele Schmerzen hat, wenn ER kommt oder überhaupt, dass er stierbt...
,,Du bist doch völlig verückt! Wir sind hier zu zweit und du willst mich einfach töten."
,,Nein. Du stirbst nicht und bewusstlos wirst du auch nicht dafür sorge ich. Ich will nur, dass du lernst durchzuhalten. Und das wirst du!" Ich bewege mich auf ihn zu. Er hebt sein Schwert in die Luft. Es ist ein ganz einfaches normales Schwert. Er macht auch einen Schritt auf mich zu. In der ersten Minute fange ich langsam an und danach strenge ich mich immer mehr an. Unsere Schwerter beginnen zu klirren. Er ist gar nicht mal so schlecht. Doch es wird nicht reichen. Ich haue mit jedem Mal stärker auf ihn ein und für ihn wird es immer schwieriger. Paar mal habe ich ihn schon leicht gestriffen. Ich sehe die Verzweiflung in seinen Augen und ein Grinsen breitet sich in meinem Gesicht aus. Sein Atem wird immer schwerer und schneller. Es sind gerade mal zwei Minuten vergangen, schätze ich mal, und er kann schon nicht mehr, seine Kraft schwindet. Obwohl er nicht schlecht ist, er weiß wie man mit einem Schwert kämpft. Doch von wo? Mein Schwert streicht über seine Schulter und das Blut fängt langsam an zu fließen. Sein Gesicht verzieht sich, seine Augen ziehen sich zusammen und und ein kleines 'Ahhh' dringt durch seine Lippen. Sein Schwert sinkt langsam und sein Kopf dreht sich in Richtung seines Armes. Ich erhebe mit einem Schwung mein Schwert und richte es auf seinen Hals und drücke leicht hinein, bis einwenig Blut heraustritt. Leider bemerkt er es zu spät und schaut mich angsterfüllt an. Seine Augen leuchten vor Angst. Er hat Angst, dass ich ihn töte. Er ist Verzweifelt. Er weiß genau, dass er mit mir hier unten gefangen ist und ich trotz meinen Verletzungen um ein weiteres besser bin als er. Genauso weiß er, dass er schuld ist, dass ich wieder stehen kann. Ich liebe die Angst und Verzweiflung in seinen Augen. Mein Lächeln breitet sich immer mehr aus. Es ist kein Grinsen mehr, sonderen ein Lachen. Hat er vergessen dass ich ihm etwas versprochen habe? Er wird doch nicht sterben. Ich will ja bloß, dass er nach IHM überlebt. Dennoch liebe ich seine Angst und verlange noch mehr danach.
,,Leider waren das bloß zwei, und halb Minuten, du musst leider heute noch leiden. Du hast dich einfach nicht genug angestrengt und wirst jetzt lernen was das bedeutet. Viel Spaß dabei." Er schaut mich etwas ungläubig an. Ich ziehe mein Schwert wieder zurück um nur noch einmal einen Schnitt auf seinem Oberkörper zu hinterlassen. Er fliegt auf den Boden, doch sein Wille ist stark, er hebt wieder sein Schwert, trotz des leichten Schmerzen, welche für ihn wahrscheinlich das schrecklichste ist was ihm je passiert ist.
,,Nein! Du wirst mir kein Leid zufügen. Du wirst mich nicht foltern! Geht es noch!" Auch wenn es sich anhört als wäre er stark und keiner könnte ihm ein noch so kleines Haar krümmen, spüre ich die Angst, das Zittern und die Unsicherheit. Er schwingt ein paar Mal sein Schwert und ich ein paar Mal. Doch es wird langweilig und als er probiert sein Schwert an meine Kehle zu halten, wird mir es einfach zu langweilig. Ich pariere seinen Schlag perfekt aus und mit einer saubere Drehung um ihn herum, lasse ich mein Schwert fallen und drücke geschwind und leicht mit meinen beiden Zeigefinger in seinen Hals, an zwei bestimmten Stellen. Er fliegt schlagartig um. Ich betrachte ihn kurz mit einem schiefen Lächeln und frage mich was ich tun soll, damit er lernt stärker zu sein. Er ist einfach noch zu weich. Dass er zuschauen konnte wie ich gefoltert wurde, ist zwar schon eine kleine Stärke, doch für die Welt in diesem Gefängnis ist es einfach zu wenig. Er hat schon leichte Augenringe, ein paar Wunden von mir, worauf ich aus irgendeinem Grund stolz bin, doch natürlich keine lebensgefährlichen. Ich hebe ihn hoch, trage oder auch ziehe ihn herüber auf die Bühne. Bevor ich ihn an dem Boden fessele, lasse ich die Fesseln von oben herunter. Ich greife zu den Fesseln und fessel als erstes seine Hände und dann seine Füße am Boden fest. Ich stehe an den Knöpfen, während er langsam aufwacht. Er schaut erschrocken um sich und spürt die eisigen Fesseln und die kalte Luft. Er friert. Schön zu sehen. Später wird er noch viel mehr zittern und mir wird unglaublich warm sein. Ich lasse die Fesseln, in welchen seine Arme sind, hochziehen, damit er leicht in der Luft hängt, dann lasse ich noch diese mit denen seine Füße gefangen gehalten werden fest einrasten und bewege mich langsam wieder auf ihn zu.
,,Wie kannst du so etwas machen?! Warum versuchst du nicht mit mir zu fliehen! Wir sind zu zweit und können ihn fertig machen. Ich weiß er hat dir schreckliche Sachen angetan und du wurdest verletzt, doch lass die gute Seite nicht untergehen in dir." Wie süß, dass er versucht mich zu überzeugen, so etwas habe ich auch jahrelang versucht.
,,Ach, weißt du etwa nicht, wie viele Kameras er hier drinnen hat und wie viele Fallen. Er könnte sofort den ganzen Boden brennen lassen oder den Raum mit Wasser füllen, wenn wir auch nur in gewisser Weise versuchen würden etwas gegen ihn zu unternehmen...denk doch einmal darüber nach warum ich all das mache. Denkst du etwa ich würde das machen, weil dir keine Gefahr droht oder weil ich es liebe dir wehzutuen. Oh nein! Natürlich habe ich auch Spaß daran, aber darauf könnte ich verzichten. Ich tue das, damit du überlebst! Ich tue das für dich!! Damit du leben kannst!!! Dank meiner guten Seite tue ich doch all das! Warum verstehst du nicht, dass ich nur dir helfen will. Und natürlich habe ich was schreckliches Erlebt, doch nichts was dir jemals in den Sinn kommen wird. Du wirst wahrscheinlich nicht mal ansatzweise so viel erleben wie ich. Nie so viele Schmerzen aushalten müssen. Du hast nicht mal ansatzweise ein Prozent von dem gesehen was mir passiert ist!" Ich schreie ihn voller Wut an. Mein Gesicht ist schon fast rot. Und das Messer,welches mittlerweile in meiner Hand steckt, ist am zerspringen. Sein Mund ist zu. Er schaut mich wieder mit seinen Angst erfüllten, aufgerissen, glänzenden Augen an. Ich kann nicht anderst als weiter zu reden, denn ich erkenne Sorge um mich in seinen Augen und das ist das einzigste in meinem ganzen Leben was ich mittlerweile hasse! Und warum denkt er über mich nach und nicht nur über sich, was ist denn das für ein Mensch.
Ich stehe direkt vor ihm. Und streiche mit einem Grinsen über seinen Bauch mit meinem Messer. Sein Gesicht verändert sich ganz witzig und ein paar Schnitte verpasse ich ihm noch zusätzlich, damit er seinen Blick endlich verliert und ich wieder Spaß daran habe.
,,Ich weiß, dass du denkst ich bin psychisch gestört und ja das bin ich, doch wie würdest du nach einem Leben nur aus Folter dich verhalten. Ich habe sogar gelernt, die Angst in den Augen der Menschen als Antrieb zu nehmen. Ich liebe es wenn die Augen der Menschen kalt werden und das Leben aus ihren Körper verschwindet. Das hört sich total krank an oder? Doch was kann ich denn dagegen tuen?! Und ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist was ich mit dir tue, aber es fühlt sich richtig an. Ich kenne keinen anderen Weg dich darauf vorzubereiten. Ich wollte zu einem Psychologen, ich wollte wieder normal werden, doch ER hat es mir nicht erlaubt. ER hat aus mir ein Monster gemacht, ein Menschen tötendes Monster. Vielleicht bin ich ja so wie ER, vielleicht wirst du wegen mir auch zum Monster doch was soll ich tun!!! Ich mag es doch!..." Ich habe nicht gemerkt wie ich ein paar Schritte zurückgegangen bin. Somit gehe ich wieder vor. Nun weiß er ein bisschen über mich, ob das gut oder schlecht ist weiß ich noch nicht. Aber mal abwarten. Mein wunderschönes Messer ist nicht wirklich besonderst, eigentlich ist es so wie ein Küchenmesser, aber es erfüllt seine Pflicht. Gerade als ich wieder aufsetzen wollte ertönt Kyles Stimme. Aber dieses Mal ist sie ganz klein.
,,Bitte, bitte, hör doch auf. Ich weiß dass du mir nur helfen willst aber so kannst du nichts erreichen außer Schmerz und Zerstörung."
,,Aber genau diesen Schmerz muss ich erreichen, er lässt dich weiter machen und durchhalten. Dank ihm bist du stärker." Erkläre ich mit einem Lächeln. Und jetzt setze ich nicht nur auf, sondern lasse meine Klinge zwischen seine Rippen gleiten, sodass er einen gewaltigen Schrei los lässt. Natürlich weiß ich wie und wo ich genau hinstechen darf ohne ihn ausbluten zu lassen. Sein Gesicht scheint nicht mehr so zu strahlen wie zuvor. Seine Augen werden kühler und seine Gesichtszüge sind locker geworden. Nur seine Augen wollen nicht aufhören in meine zu starren. Auch wenn sie kühler werden, wollen sie nicht das Mitleid für mich loslassen. Wie kann es bloß sein, dass er nicht nur wütend ist sondern auch traurig. Er muss aber noch mehr leiden. Er muss fast sterben. Ich renne zur Wand schnappe mir eine andere Waffe oder man könnte auch sagen ich greife zu einer anderen Foltermethode. In nur einem Bruchteil einer Sekunde bin ich wieder zurück und verpasse ihm einen Schlag in den Bauch und die Wunden außenrum spritzen noch mehr von seinem Blut heraus.
,,St...stopp...bitte...bitte...warte...doch...bi...bitte...höre...auf" es ist nur noch ein leises Flehen. So ruhig und klein mit einem so krassen Schmerz wie ich ihn noch nie gehört habe. Sein Flehen ist schlimmer als bei allen sonst. Ich muss ein paar Schritte rückwärts wandern. Die Tränen drücken gegen meine Augen, doch sie werden nie über mein Gesicht fließen. Ich gehe langsam rückwärts zurück bis mein Rücken an eine Wand knallt. Ich falle auf den Boden und ziehe meine Beine zu mir. Die Waffe um meine Hand lasse ich auf den Boden fallen mit einem großen knall in diesem leeren Raum. Mein Kopf lasse ich von meinen Armen verschlingen. Ich sitzte da auf einem Kalten Boden, mit kalten Gedanken und einem kalten Herzen. Ich weine. Ich bin wie ER. Ich liebe es Menschen weh zu tuen. Kyle will mir bloß helfen und ich will ihm wehtuen. Ich habe ihm wehgetan. Ich habe angefangen ihn zu foltern. Ich bin wirklich ein Monster. Ich bin kein Mensch mehr. Doch wenn ich eh schon eins bin was macht es dann weiter zu machen. Ist es ein Problem Menschen weiter zu foltern? Warum sollte ich ihm nicht einfach weiter weh tun und IHN stolz machen? Es ist nicht richtig, so etwas ist falsch. Und macht das denn jetzt noch ein Unterschied? Ja das macht es! Ich darf nicht so werden wie ER. Ich merke es nicht, doch schließlich wiegen mich meine Gedanken in den Schlaf.

Kyles Sicht
Sie ist kaputt, dennoch ist sie eigentlich irgendwo in sich drinnen wundervoll und zugleich schrecklich. Meine Finger fangen langsam und doch sicher an zu gefrieren. Ich hänge nur an meinen Armen in der Luft. Es schmerzt unheimlich. Meine Wunden sind im Vergleich zu Octavias klein, aber nicht zu klein und schmerzen stärker als alles was ich bis zu diesem Moment ertragen musste in meinem ganzen Leben. Ich nehme Schreie wahr. Verschließe meinen Mund. Ich muss aufhören. Aber es sind nicht meine. Es sind Octavias! Sie schreit. Sie wälzt sich hin und her, bleibt für keinen Moment still, versucht sich irgendwo im Boden festzuhalten, doch dort ist nichts. Ich habe sie noch nie so gewaltig schreien hören. Noch nicht einmal beim Foltern. Wie kann sie da nicht aufwachen! Ich sehe, auch wenn nur ganz schwach, die Tränen in ihren Augen und wie eine nach der anderen aus ihren schrecklich schönen Augen schwimmt. Ihre Schrei sind schrill. Ich kann sie langsam nicht mehr ertragen. Ich muss sie aufwecken! Doch sie selbst hat mich hier fest gemacht. Ich kann nicht mal meinen Fuß nach vorne bewegen. Ich hänge nun hier, mein eigenes Blut, welches stückweise über meine Brust läuft und die kalten Metall Fesseln, welche meine Beine und Arme erfrieren lassen, quälen mich. Mein Körper zittert. Die Schmerzen werden stärker. Ich muss mich dazu zwingen meinen eigenen Mund nicht zu öffnen. Ich versuche mich auf einen Punkt zu konzentrieren. Auf einen kleinen, wie es scheint roten Punkt, zu konzentrieren. Ich muss durchhalten! Ich muss uns beide hier herrausbringen, denn sonst wird sie zerstört. Es ist nur noch ein kleines bisschen in ihr was noch nicht ganz zerstört ist, das muss ich herrausholen. Man kann sie noch retten. Und ich muss ich selbst bleiben, ich darf nicht auch solche starke psychische Schäden erleiden. Ich muss all dies ohne Schäden überleben. Ich muss sie retten! Doch wie??? Die Schmerzen überrennen mich mittlerweile auch mehr als man erwarten könnte. Ich höre nun nicht mehr nur ihre Schreie, sondern auch meine und mein Blick bleibt an ihr haften. Und meine Gedanken drehen sich nur noch darum wie schnell Ich hier unten verschwinden könnte.

My cold insideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt