Kapitel 28

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Und so saß ich ihm Auge in Auge gegenüber.
Dem Laptop des Grauens.
Oder wie nannte man es, wenn einem das Internet Dinge offenbarte, die man lieber nie erfahren hätte?
Nachdem ich die ganze Nacht über diesen uminösen Vorfall, den Jasons Mutter genannt hatte, und über die Bezeichnung von Jason als Mörder, nachgedacht hatte, war ich irgendwann an meinen Laptop gegangen.
Eigentlich hatte ich dem Ekelpaket von Charles nicht glauben wollen, doch nun schien er recht zu haben.
Die Schlagzeile leuchtete mir in blutroten Lettern entgegen. "Jason Clark, millonenschwerer Junggeselle und ein Mörder?"
Ich überflog den Artikel und konnte nur den Kopf schütteln.
Jason hatte vor zwei Jahren unter Mordverdacht gestanden!
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er zu so etwas im Stande gewesen sein sollte.
Andererseits hatte ich auch nicht gedacht, dass Charles tatsächlich versuchen würde, mich zu vergewaltigen.
Jasons angebliches Opfer war seine Ex-Freundin, eine attraktive Blondine mit Modelmaßen und einem falschen Lächeln.
Ich scrollte nach unten.
Rechts war ein Bild von dieser Julie mit ihrem Fake-Lächeln zu sehen, links eins von ihr im Leichensack.
Mein Magen verkrampfte sich.
Zum Glück hatte ich noch nichts gegessen.
Meine Augen wollten sich einfach nicht von diesem Bild des Todes abwenden. Es war ernstaunlich, wie schnell das Leben enden konnte.
Im einen Moment feierte man noch und im nächsten steckte man in einem Leichensack aus Plastik.
So hatte Julie sich ihren Abgang wohl nicht vorgestellt.
Laut Artikel war sie vergiftet worden und endete wie die lästigen Ratten bei der Nachbarin von Grandma.
Was dachte ich hier nur!
Diese Frau war tot.
Zu Asche verpufft und auf nimmer Wiedersehen vergraben worden.
Mir wurde schlecht und ich schaltete den Bildschirm aus, genauer gesagt schmetterte ich den Laptop zu.
Diese Dinger waren anscheinend robuster als sie aussahen.
Ich dachte daran, wie Jason mich geküsst hatte.
Wie wir uns berührten.
Was wäre gewesen, wenn er mir sattdessen die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt hätte?
Doch Julie war vergiftet worden und hieß es nicht immer, Gift sei die Waffe der Frauen.
Und dass Jason definitiv nicht weiblich war, wusste ich nur zu gut.
Also was hatte es mit diesem vermeindlichen Mord auf sich?
Jason kam mir nicht wie der typische Mörder vor.
Aber Mörder rannten auch nicht mit einem Klebezettel auf der Stirn rum, worauf stand "I'll kill you, Baby".
Okay, meine Gadanken spielten gerade so ziemlich verrückt.
Es war wie beim Roulette, nur dass mein Kopf die Kugel war.
Ich musste aufhören zu denken. Eigentlich hätte ich nach weiteren Artikeln über den weiteren Verlauf der Anklage lesen sollen, doch ich konnte den Laptop noch nicht einmal mehr anfassen.
Hatte ich etwa einen Mörder in das Haus meiner Familie gelassen.
Würde mein Leben eine neue Story von wegen "Der Mörder in meinem Bett" werden?
Ich wusste einfach nicht mehr, was ich glauben sollte!
Aufgewühlt geisterte ich in meiner Wohnung herum.
Irgendwann begann ich alles zu putzen. Wenn ich schon mit einundzwanzig Jahren sterben sollte, durch die Hand meines älteren Freundes, dann sollte sich keiner auch noch um meinen Saustall kümmer müssten.
Okay, zugegeben, ich drehte total am Rad, aber war das denn nicht verständlich?

Ich musste wissen, wie es ausgegangen war.
Ich nahm wieder an meinem Küchentisch platz und klappte den Laptop auf.
Schnell schloss ich den Tab mit dem verstörenden Bild und gab "Urteil Jason Clark" ein.
Ich wurde an ein Video weitergeleitet. Ein großer Gerichtssaal.
Im Zuschauerbereich Amanda, Agnes und ein schief grinsender Charles. Er hatte anscheinend schon immer ein hau-rein-Gesicht. Und in der Mitte Jason und sein Anwalt.
Jason hatte sich anscheinend so oft die Haare gerauft, dass sie in alle Richtungen abstanden.
Sein Gesicht war leichenblass und seine Augen rot als hätte er seit Tagen nicht geschlafen.
Ich hatte ihn noch nie so durch den Wind gesehen.
Und doch konnte ich mir dies nicht ansehen.
In einigen Artikeln stand, es sei nicht hundertprozentig klar, ob er aus Eifersucht am Mord beteiligt war.
Laut der Polizei war eine andere Frau verantwortlich.
Es konnte nie bewiesen  werden, ob er sie angestachelt hatte.
Jason war kein Mörder.
Eigentlich sollte ich erleichtert sein, doch ich war enttäuscht.
Anscheinend vertraute er mir nicht, sonst hätte er mir davon erzählt.
Ihm hätte klar sein sollen, dass ich es herausfinden würde.
Liebte er mich überhaupt wirklich? Paare erzählten sich so etwas doch normalerweise!
Ich hatte ihm alles von meinem Ex-Freund erzählt.
Wie er mich betrogen hatte und immer meinte, es würde nicht mehr vorkommen und wie ich ihm verziehen hatte.
Bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und ihn verlassen wollte.
Naja, jedenfalls hatte ich ihm meine Lebensgeschichte anvertraut und er erzählte mir etwas belangloses über seinen Vater. Und nichts, kein einziges Wort darüber, dass er seine Ex-Freundin ermordet haben sollte. Wahrscheinlich war ich nur eine Ablenkung für ihn.
Ich dachte an das Foto von Julie zurück und mir wurde klar, dass er sich das genaue Gegenteil von Julie ausgesucht hatte.
Sie groß, ich klein.
Sie hübsch, ich Durchschnitt.
Sie schlank, ich kurvig.
Sie blond, ich braun.
Ich war eine Ablenkng für ihn.
Ein nicht Julie Ersatz und genau so austauschbar wie sie.
Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, wie ich mit ihm umgehen sollte.
Feige wie ich war, schrieb ich ihm eine SMS:"Es ist aus. Such dir einen anderen Ersatz!"
Nennt mich ruhig dumm, aber in diesem Moment reagierte ich vollkommen über.
Mein Handy klingelte andauernd, sodass ich es ausschaltete.
Ich war nicht im Stande, seine Stimme zu hören, geschweige denn ihm die Tür zu öffnen.
Und so saß ich da, umklammerte meine Packung Schokoladeneis und badete in Selbstmitleid.

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Ich weiß, dass dieses Kapitel nicht besonders gut ist, aber die nächsten werden wieder besser. 😉
Liebe Grüße
Eure nessy199

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