Am nächsten Morgen betrat ich verunsichert die Firma.
Überall tuschelten die Angestellten und ich hatte auch einen Verdacht warum.
Unsere gestrige Händchenhalt-Aktion war nicht ungesehen geblieben.
Anscheinend war ich zur Schlampe des Monats gekürt worden.
Hatte Jason bei seiner Aktion überhaupt an mich gedacht?!?
Er wollte der Firma und Charles wahrscheinlich nur einen reinwürgen.
In diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis, ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
Aber ich hätte ja streiken können.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Also ehrlich gesagt hatte ich gar nicht gedacht.
Ich hatte mich einfach nur wie gerädert gefühlt.
Das hast du ganz toll gemacht, Lynn!
Naja, diesen Vorfall konnte ich wahrscheinlich auf mein Unwohlsein schieben und sagen, Jason hätte nur sichergehen wollen, dass ich nicht umkippte.
Doch wenn ausgerechnet jetzt auch noch die Fotos von Charles verbreitet werden würden, dann wären wir geliefert. Geliefert wegen nichts und wieder nichts.Ich begab mich in mein Stockwerk und konnte durchatmen. Mandy war immer noch krank. Leider Gottes hieß das für mich, dass ich auch dem Ekelpaket seinen Kaffee bringen musste.
Dennoch war ich froh, denn sie hätte mir sicherlich die Augen ausgekratzt.
Wütend auf Jason, Charles und mich ging ich in die Küche.
Während der Kaffee durchlief, sah ich das kleine Schränkchen mit Gewürzen über der Spüle und konnte dem Drang nicht widerstehen.
Mein Boss hatte mich überhaupt erst in diese Situation gebracht!
Wenn er nicht so verdammt nett und heiß wäre, hätte ich mich nicht in ihn verliebt.
Wenn er mich nicht so verzweifelt gebeten hätte, seine Freundin zu spielen, hätte Charles nichts gegen mich in der Hand.
Und wenn Charles nichts gegen mich in der Hand hätte, wäre mein Leben noch in Ordnung und ich würde nicht erpresst werden.
Doch an meinen Gefühlen war alleine ich schuld.
Ich hasste Charles, denn er nutzte meine Gefühle für Jason aus.
Zwang mich zu Dingen, die ich nicht wollte und ich wusste nicht, was er alles von mir verlangen würde.
Ich liebte Jason und würde alles tun, um ihn zu beschützen.
Ein klein wenig Rache hatte das Ekelpaket also definitiv verdient.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und griff nach dem Behälter.
Nachdem ich eine sehr geringe Menge in die Tasse gestreut hatte, ging ich zu Charles.
Ich öffnete die Tür und wurde mit einem ekelerregenden Grinsen erwartet.
"Lynn. Schön, dich zu sehen. Bist du hier, weil du da weitermachen möchtest, wo wir letztes Mal aufgehört haben?"
Wie ich diesen Mann hasste.
Diese Tatsache erklärte, warum ich auch kurz nachdem ich die Tasse vor seiner Nase abgestellt hatte, nicht das kleinste bisschen Reue empfand.
Er leckte sich über seine wulstigen Lippen und griff nach dem Kaffee.
"Nein, Danke. Ich bin hier zum Arbeiten. Lassen Sie sich Ihren Kaffee schmecken!"
Bevor er noch mehr Schwachsinn von sich geben konnte, war ich auch schon verschwunden.
Hinter mir hörte ich den Mann meiner Alpträume husten und musste unwillkürlich grinsen.
"Warum so gut gelaunt?" Ertönte plötzlich eine mir sehr gut bekannte Stimme.
Ich bleib stehen und drehte mich zu meinem anderen Chef um.
"Nur so."
Er zog fragend eine Augenbraue nach oben, doch ich hatte keine Lust, es ihm zu erklären. Er würde es ohnehin gleich sehen.
Ich setzte mein freundlichstes Lächeln auf und fragte:
"Wann soll ich ihnen ihren Kaffee bringen?"
"In einer halben Stunde, Bitte," erwiderte er nüchtern.
Okay. Haben wir heute etwa wieder Stimmungsschwankungen? Mein Boss war schlimmer als jede schwangere Frau.
Jason war schon wieder weiter in Richtung von Charles Büro gegangen, also machte auch ich mich auf den Weg zur Rezeption und nahm einen Anruf nach dem Nächsten entgegen.
Es war ermüdend, also beantwortete ich nebenbei einige E-Mails.
Als es an der Zeit war, Jason seinen Kaffee zu machen, stand ich auf und ging in die Küche.
Typisch nach dem Klischee;'Frauen gehörten in die Küche'.Ich klopfte an und betrat das Büro.
Jason saß auf dem Sofa und blätterte in einigen Unterlagen herum.
Es sah ziemlich wüst aus.
Er blickte von seinen Zetteln auf und lächelte.
"Hallo, Lynn."
Ich liebte es, wie er meinen Namen sagte.
Ganz anders als Charles.
Nicht so schmierig.
"Hallo, Mister Clark." Ich lächelte. "Ich bringe ihnen ihren Kaffee."
Er verzog sein sonst so hübsches Gesicht zu einer Grimasse.
"Über das Mister Clark waren wir doch hinaus. Nur weil wir wieder in der Firma sind, bin ich nicht plötzlich ein anderer Mensch."
Leider war er in meinen Augen seit der Geschäftsreise ein anderer Mensch.
Ich hatte eine andere Seite an ihm kennengelernt, hinter sein kaltes Eisprinzen-Image geblickt und mich Hals über Kopf in diesen so unberechenbaren Mann verliebt.
Woher sollte er auch wissen, dass die förmliche Anrede mir dabei half, Distanz zu wahren.
Mir half, in seiner Gegenwart nicht die Kontrolle über mich selbst zu verlieren.
Mir half, ihm nicht all die Probleme und meine Gefühle zu offenbaren.
Dennoch setzte ich mein Lächeln auf und sagte:
"Okay, Jason, wo soll ich die Tasse hinstellen?"
"Hier auf den Tisch, Bitte."
Er räumte ein wenig Platz frei, damit ich die Tasse abstellen konnte.
"Ich hoffe, da ist nichts gefährliches drinnen."
Oh. Er spielte auf Charles an.
"Ähmm.... Nein...."
Meine Intelligenz meldete sich mal wieder zu Wort.
Er schmunzelte.
Fand er es etwa so lustig, mich aus dem Konzept zu bringen.
"Naja. Ich nehme einmal an, mein Onkel hatte es verdient. Was war da eigentlich drinnen?"
Ich sah auf meine Füße.
"Chili."
Er sah ungläubig auf.
"Chili?!?"
Und begann zu lachen.
Okay. Jubel einem Ekelpaket Chili unter und das Eis des Eisprinzen beginnt zu schmelzen.
Nachdem er sich beruhigt hatte, deutete er, nun wieder ernst, auf den Platz neben sich.
"Setz dich."
Eiei Sir!
Ich nahm Platz.
Er drehte sich so um, dass er mich genau ansehen kann.
"Was läuft da zwischen dir und Charles?" Er fasste nach meiner Hand. "Du kannst mir alles sagen."
Ich musste wegschauen.
Die Wahrheit drohte aus mir herauszusprudeln.
"Nichts."
Er beugte sich vor, sodass sich sein Gesicht wieder in mein Blickfeld schob.
"Es ist nicht nichts. Ich sehe dir doch an, dass etwas nicht stimmt."
"Ich.... Ich..... Ich kann nicht."
Stotterte ich und verlor mich in seinen Augen.
Seine Augen nahmen einen wissenden Ausdruck an.
Das Telefon klingelte.
Jason blinzelte.
"Du darfst jetzt gehen."
Und wieder einmal hatte ich keine Ahnung, was er dachte, geschweige denn, was er vorhatte...----------------------------------------------
Sorry, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet, aber ich hatte viel um die Ohren. 🙈
Und herzlichen Dank, dass ihr dem Verlauf meiner Geschichte weiterhin folgt. ❤️
Besonders danken möchte ich meinen Freunden sonja19R, anna_t2812, Belena99 und Timesetter, die immer für mich da waren. 😘
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Love the Boss or not
RomanceLynn Hoover beginnt voller Zuversicht ihren ersten Arbeitstag. Leider Gottes tappt sie gleich ins erste Fettnäpfchen -und es wird mit Sicherheit nicht das Letzte sein. Zu allem Übel fühlt sich die Fettnäpfchenqueen auch noch von ihrem, den Gerüchten...