Kapitel 29

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Es war Montag.
Der Wecker riss mich aus einem traumlosen Schlaf und führte mir die Gegenwart vor Augen.
Heute würde ich wieder in die Firma müssen.
Ihm gegenübertreten müssen!
Ich war verletzt, weil er mir anscheinend nicht genug zu vertrauen schien.
Und dann spukte da noch die Tatsache in meinem Kopf herum, dass ich das genaue Gegenteil von Julie war.
Dennoch rappelte ich mich auf und ging zum Bus.

In der Firma schienen mich alle mit ihren Augen zu durchbohren.
Aber Augen sagten mehr als tausend Worte!
Anscheinend hatte Charles die Bombe platzen lassen und allen irgendeinen Mist erzählt.
Ich hatte nichts mit Jason angefangen, um aufzusteigen.
Ich hatte ihn wirklich geliebt, liebte ihn immer noch.
So etwas konnte man nun einmal nicht einfach abstellen, auch wenn ich es mir in diesem Moment wünschte.
Ich stieg in den Aufzug und begab mich in mein Büro.
Ein Berg von Blättern wartete schon sehnsüchtig auf mich.
Wie ich diesen Job vermisst hatte.
Am besten sollte ich wirklich alles hinschmeißen und Prinzessin werden.
Aber woher sollte ich so schnell einen Prinzen finden?
Prinz William war schon vergeben und Harry feierte durch die Gegend.
Davon einmal abgesehen wollte ich nur einen und das war Jason.
Wenn ich in seine Augen sah, vergaß ich alles um mich herum und verschwand in seinem blauen Universum.
Wenn er mich küsste, stand meine Welt in Flammen.
Und wenn er zu reden begann, hätte ich ihm stundenlang zuhören können.
Doch er vertraute mir nicht.
Und es wurde nie bewiesen, ob er nicht Beihilfe am Mord geleistet hatte.
Ich hatte so viele Dinge im Internet gelesen, dass ich gar nicht wusste, was ich noch glauben sollte.

Um mich abzulenken, vergrub ich mich in meiner Arbeit.
Blatt um Blatt wurde bearbeitet.
Und dann stand er plötzlich in der Tür.
Er lehnte am Türrahmen und versperrte mir so den Weg.
"Lynn! Was soll das?"
Er hielt mir sein Handy mit der SMS entgegen.
Ich holte tief Luft.
Irgendwann hätte ich ihm sowieso gegenübertreten müssen.
"Es hat keinen Sinn mit uns.
Du vertraust mir nicht!
Verdammt, du standest unter Mordverdacht, hast vielleicht wirklich etwas damit zu tun!"
"Woher weißt du das?!"
Das war seine einzige Sorge?
Was zur Hölle..!
"Für dich war ich doch nur eine Ablenkung! Es ist aus!"
Er warf entrüstet die Hände in die Höhe.
"Verdammt! Wenn du das alles wirklich denkst, dann kennst du mich nicht."
Er seufzte.
Eine Pause entstand, dann sagte er kalt:
"Okay. Ich habe verstanden. Es ist aus!"
Ich quetschte mich an ihm vorbei durch die Tür und lief.
Ich lief immer weiter, bis ich schließlich vor meiner Haustür ankam.
Ich heulte mir die Augen aus.
Naja, zumindest hatte ich das Gefühl, denn am nächsten Morgen waren sie immer noch da, wenn auch rot und leicht geschwollen.
Super, jetzt sah ich auch noch aus wie ein Zombikaninchen.
Ich konnte mich nicht aufrappeln, um in die Firma zu gehen.
Mein Job war mir in diesem Moment ziemlich egal.
Außerdem würde Jason mich bestimmt feuern.
Momentan hatte nichts für mich eine Bedeutung.
Wie konnte lieben nur so sehr schmerzen?
Ich suchte verzweifelt nach einem Knopf, auf dem "Off" stand, doch dieser Knopf existierte nicht.
Egal, wie oft ich in Gedanken auf diesen "Off"-Knopf hämmerte, er ging nicht aus.
Ich wurde von diesem Strudel meiner Gefühle überwältigt, bis ich nur noch vor mich hinvegetierte.
Wenn ich eine Blume gewesen wäre, hätte ich mittlerweile alle Blüten verloren und hätte angefangen zu schimmeln.
Auf jeden Fall lag ich auf meinem Sofa herum, schaute in Dauerschleife unsere örtlichen Nachrichten und anderen Mist.
Und glaubt mir, es ist verdammt schwierig etwas zu finden, in dem weder Liebe, noch Mord vorkam.
Mittlerweile war ich sogar so gegen alles, dass ich außer den Nachrichten und diesen Zoo-Sendungen nichts mehr sehen wollte.
Das Handy hatte ich schon vor zwei Tagen ausgeschaltet und ich ernährte mich von dem, was mein fast leerer Kühlschrank hergab.
Diese Trennung setzte mir noch mehr zu, als die  Vorherige.
Aber das lag daran, dass ich ihn liebte.
Ich hatte noch nie so viel für einen einzelnen Menschen empfunden.

Und dann, als es langsam wieder Bergauf ging, betrat ich die Firma.
Das hätte ich jedoch besser unterlassen.
Direkt am Empfang kam mir schon Mandy entgegen.
"Guten Morgen, Lynn. Mein alter Job gehört dir, ich habe jetzt etwas anderes gefunden."
Sie entfernte sich ein paar Schritte von mir, dann drehte sie sich wieder um.
"Ach und Jason kannst du haben!
Ich hab was besseres gefunden."
Und so lief sie direkt zu Charles, der seinen Arm um sie legte.
Mit "besser" meinte sie also "reicher, ekelhafter und charakterloser".
Kurz; sie passten perfekt zusammen.
Wenigstens würde ich ihre Sticheleien jetzt weniger ertragen müssen.
Über meinen neuen Job konnte ich mich jedoch nicht wirklich freuen, denn das Aus zwischen mir und Jason machte mir immer noch zu schaffen und dass Jason mein Boss war, machte die Sache auch nicht besser.
Dennoch kochte ich wie sonst auch seinen Kaffee und ging zu ihm.
Unsicher klopfte ich an seine Bürotür.
"Nein! Ich hab doch gesagt, du bist gefeuert, Mandy!"
Oh. Sie war also gefeuert worden.
Ich stellte die Tasse mit einem Zettel vor der Tür ab, auf dem Stand:'Bin ich auch gefeuert? Gruß, Lynn. '
Und dann widmete ich mich meiner neuen Arbeit, die so ziemlich das selbe war wie vorher auch, da Mandy mir alles aufgehalst hatte.
Auf meinen Zettel nach einer Kündigung erhielt ich keine Antwort und so ging der Arbeitstag ohne weitere besondere Vorkommnisse vorüber.

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Sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber ich hatte viel um die Ohren. 🙈
Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch.
Schaut doch auch mal bei meiner neuen Geschichte "My life, my Story" vorbei, einer Geschichte über mich, mein Leben und meine Gedanken.
Danke für 7,4 k Reads.😘
Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Eure nessy199 💕

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