Kapitel 30

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Ally

Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich bin mittlerweile schon vier oder fünf Wochen hier und es kommt mir so vor, als wäre ich gestern erst hier angekommen. Ich gewöhne mich immer mehr an diesen Lebensabschnitt in San Francisco mit Mum, Lukes, Jake, Liam und Saphira.

Dad fehlt mir immer noch unheimlich! Es gibt keinen Tag an dem ich nicht an ihn denke. Ich sitze jeden Abend auf meinem Fensterbrett, schaue mir den nächtlichen Sternenhimmel an und erzähle Dad von meinem Tag. Ich erzähle ihm wie ich mich in den Situationen, die sich am Tag ergeben haben, gefühlt habe, denn ich bin mir sicher, dass er da oben sitzt und alles mitverfolgt, auf mich aufpasst. Es ist schon zu einem Ritual geworden, denn komischerweise kann ich, wenn ich ihm nicht über meinen Tag berichtet habe nicht einschlafen und falls doch, wache ich durch einen schlechten Traum mitten in der Nacht wieder auf. Ich denke somit zeigt er mir, dass er immer noch in meinem Leben ist und ich ihn nicht ausschließen soll, ich soll ihm zeigen, dass er immer noch ein fester Bestandteil meines Lebens ist. Ich versuche mich nicht von der Trauer erdrücken zu lassen und erzähle immer über die guten Zeiten und Ereignisse die ich mit ihm verbinde. Ich habe gelernt, dass die kleinsten Sachen, sei es Regen oder Schokoladeneis, mich an ihn und seine Art erinnern. Ich habe mir ein kleines Büchlein angelegt, wo ich alle schönen Erinnerungen von uns reinschreibe, damit ich diese Geschichten später meinen Kindern vorlesen kann und ihnen somit zeigen kann, was sie für einen tollen Opa gehabt hätten. Sie sollen ihn wenigstens im Herzen bei sich tragen, wenn er schon nicht als Mensch auf der Erde ist, sondern als Engel im Himmel. Ich muss bald schon ein neues Buch anfangen, da das andere schon fast voll mit Erinnerungen ist.

Mein Verhältnis zu Mum hat in der letzten Zeit ziemlich abgenommen. Sobald es um Dad geht blockt sie komplett ab, will nicht mehr über ihn reden. Ich verstehe ja, dass sie ihn nicht mehr geliebt hat, aber kann sie nicht wenigstens ihrer Tochter zu liebe ihre schönsten Erinnerungen mit Dad und mir nicht in Vergessenheit geraten lassen? Immer wenn ich sie frage, ob sie noch schöne Erinnerungen an die Zeit hat, als ich noch kleiner war und mich somit nicht daran erinnern kann, artet es immer in einem riesen Streit aus und keiner von uns beiden redet jeweils mit dem Anderen. Die Streits haben sich in letzter Zeit jedoch gelegt, da Mum und Lukes die meiste Zeit der Woche auf Arbeit sind und erst spät abends nach Hause kommen oder gleich dort übernachten. Mit Lukes verstehe ich mich wirklich gut, er ist nett und behandelt mich sogar besser als Mum mich zurzeit behandelt. Er sagt zwar immer, dass ich es Mum nicht übel nehmen darf, da es für sie mindestens genauso schwer ist wie für mich, aber dennoch höre ich sie manchmal nachts deswegen streiten, denn Lukes ist auch der Meinung, dass Mum sich langsam zusammenreißen soll und mich besser behandeln soll, da ich ihre Tochter bin und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Saphira ist in der vergangenen Zeit zu meiner besten Freundin mutiert. Wir beide machen quasi alles zusammen. Einmal in der Woche gehen wir zusammen shoppen und wenn wir das in der einen Woche nicht machen gehen wir in der nächsten Woche zweimal. Manche würden sagen, dass das totale Geldverschwendung ist, aber wir verbringen die meiste Zeit in einem Café, trinken einen Kaffee und tratschen über alles mögliche. Mit ihr kann ich über alles reden, wirklich über alles! In der Schule hänge ich in der Klasse nur mit ihr rum und in der Pause gesellen sich Liam und Jake zu uns. Mit denen, die am Anfang immer mit ihnen zusammen waren, hängen sie nicht mehr so viel rum, außer Jake und Ashley, bei denen hat sich nicht allzu viel geändert. Nachts höre ich teilweise so laut Musik, damit ich sie nicht Stöhnen hören muss.

Liam und ich sind unzertrennlich geworden, wie früher und ich durfte freudig feststellen, dass er sich kein bisschen verändert hat. Er ist so gut wie jeden Tag bei uns, er gehört quasi schon zur Familie wie Lukes am Anfang erwähnt hat. Li wirft allerdings immer einen kritischen Blick auf mich und Jake. Er hat mich auch schon mal darauf angesprochen, ob da irgendetwas läuft von dem er wissen sollte, was ich nur mit einer Handbewegung abgewunken habe. Dennoch denke ich, dass ihm auffällt, dass Jake und ich uns besser verstehen als wir normal sollten und ich mehr als nur Freundschaft empfinde. Zum Glück hat er mich noch nicht konkret darauf angesprochen oder irgendwelche Andeutungen gemacht.

Ja ich habe mich in Jake verliebt. Ich kann es mittlerweile nicht mehr verleugnen, denn sobald er in meiner Nähe ist fängt mein Herz an schneller zu schlagen, als es gesund ist. Sobald er mich berührt bekomme ich eine angenehme Gänsehaut, die meinen kompletten Körper ziert und sobald er mit mir redet habe ich das Gefühl, dass ich anfange zu stottern. Jedes mal wenn er im selben Raum ist wie ich oder in meiner Nähe, werde ich unglaublich nervös und mir wird ganz warm. Es wird immer gesagt, dass die Liebe etwas wunderschönes und magisches ist. Das kann man in meiner Situation nicht sagen, denn es ist so ziemlich das beschissenste in jemanden verliebt zu sein, der vor deinen Augen mit einer Anderen herumknutscht und sie in dem Raum neben deinem Zimmer vögelt. Das tut verdammt weh, vor allem wenn diese Person dir jedes mal Hoffnungen macht, die im nächsten Moment wie eine Seifenblase zerplatzen.

Zur Ablenkung schleift mich Saphira heute zu einer Party von irgendeinem Tim, irgendeiner aus der alten Gruppe von Jake und Liam. Nur bin ich mir nicht sicher ob mich diese Party wirklich ablenkt, da Jake auch hingeht und zu 99,99% Ashley auch da sein wird. Ach was rede ich da, sie wird zu 120% da sein. Und natürlich bin ich bereit für die Situation mir ansehen zu müssen, wie Jake und Ashley über sich herfallen und mich die Tatsache erneut wie ein Schlag ins Gesicht trifft.

„Ich mag dich ein bisschen mehr als ursprünglich geplant."

Damn StepbrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt