Kapitel 36

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Jake

Meine Fäuste prallen immer wieder gegen den Boxsack vor mir. Ich bin so dumm! Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit über nur um Ally. Ihr leidender Gesichtsausdruck als ich ihr von der Wette erzählt habe. Ich wollte sie nicht verletzen! Aber sie hat die Wahrheit verdient! Ich hätte nie gedacht, dass mir jemals ein Mädchen so viel bedeuten wird.

Ich war immer der Typ für One-Night-Stands. Ich stand auf blond, dicke Titten, guter Körper, geiler Arsch und einmal ficken, weiterschicken. Und auf einmal kam ein kleines, unschuldiges Mädchen mit schwarzen, langen Haaren und großen, braunen Augen und verdreht mir den Kopf. Mir, Jake Parker.

Für einen kurzen Moment habe ich sogar an eine gemeinsame Zukunft mit ihr geglaubt, doch zwischen uns liegen Welten!

Ich: der Player mit den vielen Weibern. Ich bin in einer Gang, die mit Drogen und Waffen zu tun hat. Ein kriminelles Arschloch, mit einer Kippe in der einen Hand, einem Joint in der Jackentasche und Alkohol in der anderen Hand. Ich bin dafür bestimmt allein geboren zu sein, allein zu leben und allein zu sterben.

Sie: das unschuldigste Mädchen, welches ich je gesehen habe. Sie ist wunderschön und klug und vor allem nicht eingebildet. Sie ist perfekt, das Traummädchen jedes Jungen! Ihr fällt nicht einmal auf, wie viele Typen ihr in der Schule hinterher schauen. Selbst die Nerds, welche sonst nichts besseres als Mathe zu tun haben, schauen ihr hinterher.

Sie hat jemanden verdient, der einen guten Abschluss gemacht hat und in einer erfolgreichen Firma arbeiten oder Anwalt ist. Jemanden der ihr all das bieten kann was ich ihr nicht bieten kann. Jemand der für sie sorgt, sie nicht irgendwelcher Gefahr aussetzt, clean ist und ihr all das kaufen kann, was sie sich schon immer gewünscht hat.

Wenn ich so weiter mache, bleiben mir so oder so nur noch maximal 10-20 Jahre zu leben, es sei denn ich werde schon vorher bei einem Auftrag abgeknallt. Dann verrecke ich elendig in einer abgelegenen Seitengasse, zwischen Müll und Ratten. Aber vielleicht habe ich auch nichts anderes verdient.

„Karma is a bitch!"

„Jake hör auf den Boxsack zu missbrauchen und komm zu mir ins Büro!", ich lasse von dem Boxsack ab und folge meinem Boss in sein Büro.

„Setz dich.", gesagt, getan. Erwartungsvoll schaue ich meinen Gegenüber an und tippe angespannt mit meinem Finger auf dem Tisch.

„Ich habe gehört, es gibt ein Mädchen in deinem Leben.."

„Nein, kein Mädchen.", verneinend schüttle ich meinen Kopf.

„Gut, das kannst du auch nicht gebrauchen. Es gibt nämlich einen Auftrag, welcher jedoch ziemlich gefährlich ist und dennoch von jemandem ausgeführt werden muss! Du bist unser bester Mann. Ich habe eine Statistik zusammengestellt und anhand dieser festgelegt, dass du diesen Auftrag am besten absolvieren kannst. Während alle anderen möglichen 'Kandidaten' für diesen Auftrag eine Chance von 80% haben dabei draufzugehen und du 'nur' eine Chance von 50% hast, wäre es dumm nicht dich zu nehmen."

„Was ist das für ein Auftrag?"

„Wir schulden den Mexikanern noch eine halbe Millionen Euro. Diese wollen sie von einem unserer Gang überreicht bekommen. Das Problem bei der Sache: Wir haben keine halbe Millionen."

„Das heißt, ich soll denen einen leeren Koffer bringen und hoffen, dass ich überlebe."

„Du triffst dich mit vier Leuten von ihnen, darunter auch der Boss: Salvadore, und übergibst ihnen den Koffer. Wir haben ihn natürlich manipuliert, sodass er das Gewicht hat, als wären eine halbe Millionen Euro darin. Aber die Mexikaner sind nicht dumm. Sie werden den Koffer höchstwahrscheinlich öffnen. Und wenn das passiert, musst du reagieren und sie umlegen. Wenn der Boss einmal tot ist, werden sie sich auflösen. Er ist der einzige Grund warum diese Gruppe noch existiert."

„Wieso greifen wir nicht alle an und verbünden uns mit den anderen der Gruppe, wenn sie dort nicht mehr mitmachen wollen?"

„Loyalität, Jake. Es ist alles eine Frage der Loyalität. Die Mexikaner würden nie ihren Boss hintergehen, doch wenn dieser tot ist, haben sie keinen dem sie noch Loyalität bieten müssen. Und wenn wir zusammen angreifen, würden mehr aus unserer Gang sterben und ich werde keinen aus unserer Gang unnötig gefährden. Wir sind immerhin wie eine Familie.", er legt eine Hand auf meiner Schulter ab und schaut mich durchdringend an.

„Sag mir einfach wann und wo."

„Der Mensch ist entweder Opfer seines Schicksals oder Meister seiner Bestimmung."

Damn StepbrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt