Kapitel 38

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Als ich aufwachen, brummt mein Schädel wie die Hölle. Ein stechender Schmerz breitet sich von meinem Rückgrat aus in meinen Körper aus und ein stetiges schrilles surren bringt meine Ohren zum klingeln. Meine Ellbogen und Handgelenke sind hinter meinem Rücken aneinander gefesselt, auch um mein Fußgelenk ist ein dicker Strich gewickelt, der in irgendeine Flüssigkeit getaucht wurde, da vereinzelte Fasern in dem schwachen Schein der Öllampe funkeln. Wo bin ich hier und was zum Teufel ist passiert? "Furry?", rufe ich mit kräftiger Stimme, woraufhin ein ersticktes Winseln ertönt. "Halt die Klappe du Töle!", knurrt eine tiefe männliche Stimme kurz bevor ein Pantoffel knapp neben dem Wolf landet, der neben der Tür liegt, zum Schweigen gebracht durch einen gewöhnlichen Maulkorb. Mein Blick fällt auf den Schatten, aus dem die Stimme ertönt ist. Dort hinten in der Ecke ist es derart düster, das ich nicht mehr als einen Schemen erkennen kann, der sich kaum von seinem Hintergrund abhebt, als ich meine Drachen Augen verwenden will, bekomme ich jedoch einen elektrischen Schlag, weshalb ich vermutet, dass der Schmerz an meinem Rücken nicht von irgendwo her kommt. Ich bin mit Stromkabeln verbunden worden. "Du bist alter geworden seit damals, Sohn der Legende. Ich muss sagen, dass dein Vater uns lange Zeit sehr hilfreich war. Durch ihn haben wir ein Ritual entdeckt um die Ednegel, die seit jeher ein Anhänger unseres Clans ist, wieder zu neuem Leben zu erwecken. Wie heißt es nicht so schön? Was mich nicht umbringt macht mich stärker." Ein tiefes Grollen bringt meine Brust zum beben, wutschnaubend zerre ich an den Stricken. Wie kann er es wagen meinen Vater derart in den Dreck zu ziehen? Ich weiß nicht, mit was diese Fesseln verstärkt sind, doch ich bin zu schwach, um sie zu entzweien, weshalb mein Block auf die Schatten huscht. "Du kannst dich nicht mit ihnen verbinden, dafür sorgt ein Gemisch aus verschiedenen Kräutern und einem Tropfen Blut deines Vaters. Bist du ihm nicht zu Gehorsam verpflichtet?" Erstaunt beobachte ich, wie ein Mann mit einem langen weißgrauen Bart ins Licht tritt. Der Mann, der uns vor drei Jahren falsch geführt hat. Der Mann, dessen Leiche wir glaubten gefunden zu haben. Mom hatte Recht, er führte etwas im Schilde. "Du hast dich verändert, Deric. Was ist aus dem lieben Jungen geworden?" "Halten sie doch ihre verdammte Fresse!", presse ich durch zusammengebissene Zähne und zerre erneut an den Stricken, als mir ein Gedanke kommt. Ich mag mich vielleicht nicht mit den Schatten verbinden können, aber weiß er auch davon, dass ich sie per Gedanken steuern kann? Bei den meisten Schattendrachen ist dem nämlich nicht so, sie müssen meist zusätzlich Handbewegungen machen, um etwas auszurichten. Da ich jedoch davon ausgehe, dass meine Schatten bei meinen Fesseln nicht viel ausrichten können, konzentriere ich mich auf Furrys Befreiung, er wird dann irgendwie Hilfe holen. Ein schwarzes kleines Messer nähert sich dem Strick, der die vier Pfoten des jungen Wolfes beisammen hält, und säbelt dieses langsam durch, um keine Aufmerksamkeit auf das Geräusch zu ziehen, das dabei entsteht. Furry schaut kurz erstaunt zu mir, konzentriert sich danach jedoch wieder auf den Mann, der inzwischen mit einer Pfeife in der Hand auf der Lehne eines Schaukelstuhls sitzt. Gerade als Furry den letzten Fetzen des Seils auseinander reißt, höre ich, wie draußen vier große Pranken im Gras landen, kaum zwei Sekunden später pocht es gegen die Tür. Der Mann nimmt eine Schrotflinte aus einer kleinen Vitrine und geht mit dieser zur Tür. Wenn man sich da mal nicht willkommen fühlt! "Hallo. Haben sie zufälligerweise einen Freund von mir namens Deric gesehen? Ich werde das Gefühl nicht los, dass er in Schwierigkeiten steckt." Ist das... Ruby? Tatsächlich zuckt auf einmal ein Blitz um die Ecke, der Mann schlägt dumpf auf dem Boden auf. "Ich wusste doch, dass du ein Idiot bist!", flüstert sie, als sie in den Raum kommt, und mustert mich. Ich kann sehen wie Furry sich an ihre Fersen heran schleicht, weshalb ich schief grinse. "Lass es gut sein und hilf mir, du Fellball." Verwirrt schaut sie mich an, erschrickt jedoch, als Furry zwischen ihren Beinen durch zu mir läuft und die Anschlüsse aus meinem Rücken reißt. Plötzlich durchströmt mich meine Macht wieder, weshalb ich ihm in die Augen schaue. "Die Anschlüsse haben die Verbindung mit den Schatten verhindert, das Mittel, das er gemixt hat, verhindert nur eine Verwandlung", erklärt er woraufhin Ruby große Augen bekommt. "Lass stecken Ruby, ich erkläre dir das ein andermal." "Wow, keine Beleidigungen!" "Ich muss zu meinen Eltern", erkläre ich kurz angebunden und schaue auf meine Armbanduhr. Die Insel dürfte nicht all zu weit weg sein, ich sollte sie in spätestens zwei Stunden erreicht haben. "Ich komme mit!" "Kommt nicht in Frage!", knurre ich und streiche Furry einmal über den Rücken, der sich an meine Hand schmiegt. "Ich habe dir da raus geholfen, obwohl ich nicht musste! Akzeptiere, dass du mich jetzt an der Backe hast." Ich reibe mir die Augen und lege den Kopf in den Nacken. "Ich hoffe, dass du inzwischen lange fliegen kannst." "Ha, ich habe gewonnen!" "Täusch dich nicht zu früh. Komm Furry, für uns geht es heute endlich mal wieder zur Schatteninsel." "Moment mal! Schatteninsel?" "Nur bist hier bei den Menschen geboren, ich bin unter Drachen groß geworden. Jetzt lass uns hier verschwinden." "Torben wird wollen, dass du ihn mit bringst", meint Furry und stupst den Mann mit einer Pfote an, woraufhin ich seufze. "Meinetwegen, dann nehmen wir dieses Arschloch eben mit. Dad dürfte so oder so noch eine Rechnung mit ihm offen haben." "Du weißt, dass er nicht so ist?" "Ja ja, dann eben Lucia. Letztlich egal." Ich schnappe mir die Beine des Kerls und Schleife ihn ungerührt über Stock und Stein. Wir scheinen weit außerhalb von Los Angeles zu sein, irgendwo im Nirgendwo. Soll mir Recht seim, hier kann ich mich wenigstens problemlos verwandeln. Nach einem tiefen Seufzen kreise ich mit den Schultern und verwandle mich danach, Furry zerrt den Mann auf meinen Rücken und krallt sich dann vorsichtig unter meinen Schuppen fest. Auch Ruby verwandelt sich nun und schaut mich abwartend an, weshalb ich die Flügel ausbreite und in die Luft aufsteige.

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