Kapitel 39

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Ruby sitzt inzwischen auf meinem Rücken, da ihre Muskeln gekrampft haben und sie fast abgestürzt wäre, ich mich aber trotzdem geweigert habe, wieder umzukehren. Da so oder so nur Hybriden oder Schattenelementler die fliegende Insel finden können, mache ich mir nicht die Mühe, ihr die Augen zu verdecken. Fasziniert schaut sie sich um, doch viel außer dem Meer gibt es hier nicht zu sehen, weswegen ich das nicht so ganz nachvollziehen kann. Bis ich die ersten Hybriden am Himmel entdecke. Einer von ihnen ist von unten betrachtet schneeweiß. "Festhalten", brumme ich an Ruby gewandt und steige daraufhin direkt nach oben auf. Mein tiefes Brüllen bringt die Luft zum beben, woraufhin die Hybriden sich in meine Richtung drehen. Ich wusste, ich habe ihn erkannt! Georg legt einen kurzen Sturzflug hin, bis er auf meiner Höhe ist. "Wie kann es sein, dass du dauernd in Frauenbegleitung bist?", fragt er belustigt, woraufhin ich die Augen verdrehe. "Lina zählt nicht und Ruby erst recht nicht. Ist mein Vater da?" "Zumindest habe ich ihn nicht weg fliegen sehen." "An sich schon mal gut." "Durchaus. Ich werde dich begleiten. Wer ist der Mann?" "Deine Erinnerungen werden früh genug aufgefrischt, keine Sorge." Gregor grummelt etwas und Ruby rutscht unruhig auf meinem Rücken hin und her, weshalb ich diesen durchbiege. Da meine Schuppen rutschig und glatt sind, muss sie sich nun festhalten, um nicht ins Meer hinab zu stürzen. Als die Insel über dem Horizont auftaucht beschleunige ich unbewusst, weshalb Gregor kehlig lacht. Auch nach der Landung laufe ich als Drache durch die belebte Stadt. Einige der Leute erkennen mich und scheinen sich zu freuen, andere scheinen verwirrt zu sein mich zu sehen. Noch weit entfernt kann man das Schloss sehen, weshalb ich spüre, wie Ruby aufsteht und sich an meinem eingeklappten Flügel festhält, um nicht zu stürzen. Nach kurzem Überlegen biege ich meinen Hals so stark, dass mein Kopf an meinem Rücken ist. "Ich empfehle dir, dich nicht direkt zu verwandeln. Die Leute hier sind misstrauisch und das nicht ohne Grund. Ein unbekannter Drache würde für Panik sorgen, selbst in meiner Begleitung. Wenn du das Schloss sehen willst, kannst du auf meinen Kopf steigen." Sie nickt schweigend und klettert dort hinauf, wo sie sich zwischen meine Hörner stellt und an diesen festhält. Ich richte mich so weit wie möglich auf und komme mir noch im selben Augenblick vor wie ein Idiot. Es könnte auf einige fast so wirken, als würde sie mit kontrollieren. Auch Gregor scheint von dem Anblick etwas irritiert zu sein, äußert sich jedoch nicht dazu. Als ich endlich be Schloss ankomme setze ich sie ab, warte bis Furry den Mann von meinem Rücken gezerrt hat, bevor ich mich zurück verwandle, durch das große Tor ins Innere des Schlosses schreite und dort prüfend die Luft einziehe, einige Schatten transportieren den Kerl ohne Namen für mich. Ruby bestaunt alles, was sie sehen kann, weshalb ich schief grinse und den Kopf schüttle. "Ich wusste gar nicht, dass du schmunzeln kannst!", spottet Georg und schlägt mir mit der Faust gegen die Schulter. "Ist aber eine interessante neue Erfahrung." "Bitte! Halt einfach den Mund. Hey Celina, gut dass ich dich treffe. Wo ist mein Vater?" "Dir auch hallo. Torben und Lucia sind in ihrem Zimmer und besprechen etwas." "Danke." Ich haste die Treppen nach oben und klopfen dort an die Tür zum Zimmer meiner Eltern, allerdings eintrete bevor ich eine Antwort erhalten habe. "Störe ich?", frage ich belustigt, da die beiden sich gerade fast auffressen. Die beiden lösen sich von einander, Torben hüstelt, hat aber noch immer die Arme um Lucia geschlungen, die auf seinem Schoß sitzt. "Wir haben dich nicht erwartet." "Es war auch eine kurzfristige Entscheidung. Ich muss euch jemanden zeigen." Unglückseligerweise taucht genau in diesem Moment Rubys Kopf hinter meiner Schulter auf, weshalb ich mir mit der flachen Hand vor das Gesicht schlage. Was für ein Timing! Meine Eltern schauen sich kurz erstaunt an, bevor sie aufstehen und auf mich zu kommen, ich blocke jedoch die freudig überraschte Umarmung ab, die sie mir geben wollten. "Es geht nicht um sie, sie war eher ein Mittel zum Zweck. Außerdem ist sie die Enkelin der Ednegel, Tochter von Simon und Nina." Torben verzieht das Gesicht und verkneift sich ein Knurren, weshalb ich belustigt die Augen verdrehe. Natürlich habe ich das von ihm, meine Mutter ist nicht so drauf, wobei ich davon ausgehe, dass sie heute eine Ausnahme machen wird. Furry betritt den Raum, hinter ihm wird der Mann, der inzwischen aufzuwachen scheint, herein getragen. Lucia schaut mich erstaunt an.
"Wir haben damals nicht seine Leiche gefunden, das war ein Täuschungsmanöver."
"Wie hast du ihn gefunden?", fragt Lucia und geht vorsichtig auf den Mann zu.
"Es war eher andersherum, aber nun gut. Ich bin gleich wieder hier."
Torben reagiert als einziger darauf, schaut Ruby aber mit zornigem Blick hinterher, weswegen ich diese unsanft voran zur Bibliothek schiebe, wo Taylor ausnahmsweise mal nicht ist. Soll mich nicht stören, eher im Gegenteil. Sie hält meinen Vater für einen, der wahllos mordet? Dann zeigen wir ihr eben die Wahrheit! Irgendwo hier muss die DVD sein, die sie meinem Vater vor ein paar Jahren geschickt hat. Jetzt muss ich sie nur noch finden, das kann doch nicht so schwer sein. Wem will ich etwas vormachen? Hier sind unzählige Bücher und Taylor hat es sich vor langem zur Aufgabe macht, die Stapel täglich um zu schlichten - natürlich nur, weil er dauernd irgendwelche Dokumente und alte Schriften sucht.
"Wonach suchst du?", fragt Ruby und streicht mit den Fingern über einige vergilbte Buchrücken.
"Lass die Finger davon. Nach einer DVD."
"Du warst noch nicht oft in Bibliotheken, oder?"
"Witzig. Wo ist Georg geblieben?"
"Du meinst den Eisdrachen? Jemand namens David hat ihn abgeholt."
"War wohl etwas wichtiges. Da ist sie ja!"
Triumphierend halte ich eine Plastikhülle in die Luft und schlängle mich durch die Bücher Stapel hindurch zum Kamin, da dort ein Beamer steht. Ich lege die CD in den Player ein und warte gespannt darauf, dass sie anfängt.
"Was wird das?", flüstert Ruby an mich gewandt, als das Video beginnt.
"Ich beweise dir, dass man dir die Geschichte falsch erzählt hat. Nicht mein Vater war der Wahnsinnige, sondern deine Grandma und ihre Tochter", knurre ich und drehe mich um, als sich die Tür öffnet.
"Deric?" Celinas Stimme hallt durch den großen Raum mit den hohen Decken.
"Hier hinten."
"Warum schaut ihr das an?", fragt sie mit angeekeltem Gesicht und wendet den Blick ab.
"Ähm... Egal. Was gibt es?"
"David hat mitbekommen, dass du hier bist und will dich sehen. Er braucht Hilfe bei einer Klasse."
"Seit wann unterrichtet er denn?", spotte ich, während meine Augen starr auf das Blut, das in die Tüten rinnt, gerichtet sind.
"Mach dich nicht darüber lustig, Torben will, dass du irgendwann anderen Schattendrachen hilfst, sich mit ihrer Fähigkeit zurecht zu finden."
"Na ganz toll... Sag ihm bescheid, dass ich gleich komme."
"Ist gut."
"Seit wann bist du ein Laufmädchen?"
"Sag das noch einmal und du hast einen Pfeil zwischen deinen Augen."
"Hätte auch etwas. Wie gesagt: ich komme gleich."
Sie grummelt irgendwas und verlässt danach den Raum. Sobald das Video vorbei ist, schalte ich alles aus. Ruby wirkt verstört, doch ich wage zu bezweifeln, dass ausgerechnet ich ihr helfen kann, weshalb ich sie schnell in ein freies Zimmer verfrachte und danach direkt neben David auftauche.
"Was gibt's?"

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