Kapitel 41

73 9 0
                                    

"Was denkt ihr was ihr da tut?", knurre ich und lasse den Blick schweifen. Die drei sitzen doch wirklich gemeinsam bei Tisch und essen gemeinsam!
"Wir essen, wonach  sieht es denn aus?", antwortet der Mann und grinst mich an, weshalb ich grollend knurre und die Hände zuu Fäusten balle. Ruby steht auf einmal leicht versetzt vor mir, eine offensichtliche Geste. Sie will mich davon abhalten ihn anzuspringen.
"Deric, komm mal bitte mit, ja?", fragt Lucia versöhnlich und es kostet mich  meine gesamte Selbstbeherrschung, schweigend zu nicken und dabei zumindest zu versuchen zu verhindern, dass meine Zähne zu Fängen werden. Lucia zieht mich in einen Nebenraum, schließt die Tür und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Was?"
"Sei freundlich zu ihm. Wir versuchen Informationen aus ihm zu bekommen und das geht am leichtesten, wenn du deinen Feind zu deinem Freund machst."
"Warum habt ihr das dann nicht damals auch bei der Ednegel gemacht", knurre ich aufgebracht, "Er wird euch für naive Idioten halten!"
Lucia mustert mich nachdenklich. "Ich verstehe nicht, wie das aus dir werden konnte. So ein herzloses, respektloses Monster. Und schiebe es nicht auf die Entführung deines Vaters, denn du warst auch noch lange nach der Entführung so normal, wie man in dieser Situation sein konnte. Was ist passiert?"
Zornig schnaube ich und verlasse den Raum, ohne eine Antwort von mir gegeben zu haben. Ruby bemerkt mich direkt und folgt mir, als ich eilig das Schloss verlasse.
"Deric, warte doch mal!"
"Worauf? Dass dieser Wichser vollendet was er damals nicht geschafft hat?", zische ich und stapfe ungebremst weiter. Ich kann hören, dass sie sich verwandelt, bin aber doch etwas erstaunt, als sie wenige Zentimeter vor mir als Mensch wieder landet.
"Deric, ich meine es ernst. Das ist der falsche Weg." Sie verschränkt herausfordernd die Arme vor der Brust, doch ich bleibe einfach regungslos stehen. Schaue  sie stumm an. Mit ausdruckslosen Augen. "Du kannst nicht immer einfach verschwinden, wenn du nicht Recht bekommst. Und du kannst nicht andauernd immer nur denen drohen, die du als schwächer erachtest. Eines Tages wird das nämlich alles zurück kommen und dann darfst du dich bitte nicht wundern, wenn dich niemand mehr leiden kann. Georg, Celina, Torben, Lucia... irgendwann werden sie keine Lust mehr auf den Gezicke haben."
"Was glaubst du eigentlich, wer du bist!?"
"Genau das meine ich. Lass dir mal Eier wachsen und hör dir Kritik an, statt sie zu unterdrücken. Das machen nur die, die Angst haben. Und kein Selbstvertrauen."
Sie mustert nach ihren Worten genau mein Gesicht, das sich meiner Kontrolle entzieht. Meine Augen sind erstaunt aufgerissen und ich höre eine kleine Stimme, die wieder und wieder "Sie hat Recht und das weißt du!" wiederholt.
"Komm mal mit, ich habe während deiner Unterrichtseinheit etwas entdeckt", kichert sie und  greift ungeniert nach meiner Hand, die ich ihr jedoch sofort wieder entreiße.
"Ich kenne diese Insel. Jeden Winkel von ihr. Egal was du mir zu zeigen gedenkst, ich kenne es bereits."
"Nimm den Stock aus dem Arsch und komm einfach mit."
Seufzend folge ich ihr durch die breiten Straßen, auf denen sie freudig herum tanzt wie ein kleines Kind. Sie scheint sich hier wirklich wohl zu fühlen. Ein Schmunzeln zupft an meinen Lippen, doch ich unterdrücke es und lasse den Blick schweifen. Die Gebäude sind schön und passen allesamt auf ihre eigene Art perfekt zueinander. Die Werdrachen auf den Straßen sind beinahe ausnahmslos gut gelaunt und ausgelassen. Die Friedlichkeit hier scheint allen gut zu tun. Die Friedlichkeit, die  Gerechtigkeit und das Leben ohne Geld, das sie hier führen dürfen. Jedem wird geholfen und allen scheint es gut zu gehen. Warum bin ich damals hier weg? Wie konnte ich dieses Sorglose Leben zurücklassen? Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Magen breit. Ruby hatte Recht. Ich bin feige; hatte Angst, ich könnte in all dieser Glückseligkeit vergessen, dass es mir eigentlich scheiße gehen sollte, weil mein Vater weg ist. Und als er dann wieder da war, war ich schon zu sehr in meiner eigenen Welt  gefangen, um es zu registrieren. Schweigend blicke ich gen Himmel. Ich bin nicht der, der ich dachte zu sein. Aber wer bin ich dann? Ich kenne mich nur so... so dreist und arrogant. Verdammt Tristan, wenn du wirklich irgendwo da oben bist... hilf mir...

Dragon Academy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt