Kapitel 1

132 12 0
                                    

"...Die Skrix wurden vor 123 Jahren ausgerottet. Sie waren wie Menschen, bloss mit Fähigkeiten. Die Fähigkeiten hatten immer etwas mit dem Namen, dem Aussehen oder dem Charakter zu tun. Eine Organisation Namens SJ, auch Skrixjäger, haben diese gefährlichen Wesen beseitigt", erklärt unser Geschichtslehrer. Ich halte auf. "Woher wissen diese SJ, dass alle Skrix beseitigt wurden und woher wissen Sie, dass diese Wesen so gefährlich sind?", frage ich. "Nun das ist eine sehr gute Frage. Diese Jäger hatten ihre eigenen Mittel und Wege, um dies festzustellen. Aber niemand weiss genau, wie sie dies gemacht haben. Zu deiner zweiten Frage. Glaubst du nicht, dass jemand gefährlich ist, der einfach Feuerbälle oder ähnliches auf dich schiessen kann?" Ich nicke nur. Wenn der wüsste. Ich schaue mich kurz um. Alle blicken gespannt und nichtsahnend zum Lehrer auf.

Ich sollte mich vielleicht noch kurz vorstellen. Also ich bin Hope. 15 Jahre, 9. Klasse, ein Skrix. Mister Miller hat gesagt, dass es keine Skrix mehr gibt, aber das stimmt nicht. Es gibt noch welche, aber nur noch wenige. Meine Familie gehört zu ihnen. Wir müssen uns vor den Menschen verstecken. Bis jetzt bin ich noch nie einem anderen Skrix begegnet.

"Ihr werdet nächste Woche einen Test zum Thema Skrix schreiben", kündigt uns Mister Miller an. Ich räume alle meine Sachen zusammen und verlasse das Zimmer. Alle schauen mich an und tuscheln. Kein Wunder, wenn man mitten im zweiten Semester umzieht und die Schule wechseln muss. Ich bin für alle die Neue mit dem seltsamen Namen. Ich meine, wer heisst schon Hope. Bei den Skrix ist das zwar ein ganz normaler Name, aber nicht bei Menschen. Ich halte meinen Kopf gesenkt und laufe schweigend weiter. Ich bin lieber allein, ich mag keine Menschenmassen. An meiner alten Schule hatte ich eine Freundin, Claire. Das hatte mir auch schon gereicht.

Ich laufe gegen jemanden, stolpere einige Schritte rückwärts und falle zu Boden. Meine Bücher und Blätter segeln aus meiner Tasche, ebenfalls zu Boden. Ich setze gerade an, um den Übeltäter anzuschreien, halte dann jedoch inne. Mir gegenüber sitzt ein Mädchen mit blonden Haaren und schaut mich mit ihren dunkelgrünen Augen entschuldigend an. Ich sammle meine Sachen zusammen und sprinte fast ins nächste Klassenzimmer.

Ich kann mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Diese grünen Augen wollen mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Sie erinnern mich an einen Wald. Dieses Mädchen fasziniert mich. Das Klingeln reisst mich aus meinen Gedanken. Ich schmeisse einfach alles in meine Tasche und verschwinde wieder aus dem Zimmer. Schnell bin ich bei der Garderobe angekommen. Ich ziehe mich an und nehme den Apfel, den ich heute Morgen eingepackt habe, aus der Tasche. Bevor ich nach draussen gehe, verschwinde ich noch kurz auf die Toilette. Beim Händewaschen betrachte ich mein Spiegelbild. Die strahlend blauen Augen und die schwarze Haare, die das Blau meiner Augen noch verstärken.

Draussen setze ich mich auf eine Bank und beisse herzhaft in den Apfel. Da landet ein Tropfen auf meiner Nase. Ich gucke in den Himmel. Grosse Regenwolken ziehen am Himmel vorbei. Schon wieder trifft ein Tropfen mein Gesicht. Ich löse meinen Blick vom Himmel und beobachte die anderen, wie sie schnell unter das Dach rennen, um nicht nass zu werden. Ich bleibe sitzen, da ich Wasser über alles liebe. Das liegt wahrscheinlich an meiner Fähigkeit. Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich Wasser bändigen kann? Also, ich kann Wasser bändigen.

Ich sitze hier und werde langsam nass. Im Rücken spüre ich die Blicke der anderen auf mir. Langsam drehe ich mich um und starre zurück. Die Schüler schauen schnell weg. Da mir das Angestarre zu blöd wird, erhebe ich mich von meinem nassen Platz und laufe etwas um das grosse Gebäude. Ich komme auf dem Sportplatz an. In den letzten Tagen war ich schon oft hier. Den Platz unter der alten Buche mag ich sehr. Er wirkt so beruhigend auf mich. Das Wasser tropft von den Blättern auf meinen Kopf. Meine Haare und Klamotten sind schon leicht nass. "Warum bist du alleine hier?", fragt mich eine Stimme von oben. Ich hebe meinen Blick und starre angestrengt in die Baumkrone. Eine Bewegung am Rand meines Sichtfeldes zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Mädchen springt von dem Ast herunter, auf dem sie gesessen hat. Es ist das gleiche Mädchen, mit dem ich vorhin zusammen gestossen bin. "Also, warum bist du hier?" "Weil ich allein sein will." "Du bist immer allein", bemerkt sie knapp. Das Mädchen mustert mich mit ihren dunkelgrünen Augen. "Wie heisst du?", fragt sie wieder. "Hope." "Das ist ein schöner Name. Ich bin Skylar. Aber nenn mich Sky." Ich nicke als Antwort. "Warum hast du auf dem Baum gesessen?", frage ich. "Ich liebe Pflanzen über alles. Ausserdem sind mir Bäume viel sympathischer als Menschen." Das 'Menschen' hat sich irgendwie verachtet angehört. "Warum läufst du durch den Regen und rennst nicht wie alle andern unters Dach?", erwidert Sky. "Ich liebe Wasser. Ich verstehe nicht, wieso alle Menschen immer vor ihm davonrennen." Sky setzt sich neben mich auf den Boden. "Was hast du als nächstes?" "Hmmm. Mathe." Sky springt auf und zieht mich auf die Füsse. "Komm. Ich habe jetzt auch Mathe. Du kannst dich, wenn du willst, neben mich setzten. Ausserdem klingelt es gleich", ruft Sky begeistert. Sie zieht mich zurück zum Eingang des Gebäudes. Wieder schauen uns alle an. Bloss dieses Mal sind es eher erstaunte Blicke. "Warum schauen uns alle so komisch an?" "Ich bin eigentlich immer allein, obwohl alle mit mir befreundet sein wollen. Keine Ahnung wieso. Aber egal. Ignorier sie einfach." Ich folge Skylar weiter zum Klassenzimmer. Sie steuert auf die hinterste Reihe zu und setzt sich an einen Pult. Ich lasse mich neben sie fallen und krame mein Heft und meine Bücher aus der Tasche.

Die Stunden bis zum Mittag gehen sehr schnell herum. "Kommst du mit mir was essen?" Ich schaue auf und blicke in Sky's grüne Augen. "Ja klar. Ich muss nur noch kurz alles zusammenräumen." Also landen meine Sachen erneut in meiner Tasche. Ich stehe auf und laufe neben Sky her. "Hey, wartet!" Wir drehen uns um. Ein Junge steuert auf uns zu. "Du hast was vergessen." Er gibt mir mein Etui, während er sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. "Danke", erwidere ich scheu. "Ich bin übrigens Leon." "Hope", antworte ich. "Man sieht sich." "Bye", sagen Sky und ich synchron. Wir gehen weiter zur Cafeteria und stellen uns gleich an der Essensausgabe an.

"Wer ist dieser Leon?", unterbreche ich die Stille, die bis eben geherrscht hat. "Er ist in der gleichen Klasse wie wir und ist 16." Ich nicke nur. "Komm, wir gehen noch etwas raus. Ich muss meinen Kopf für Heute Nachmittag noch lüften." Gemeinsam gehen wir raus und setzen uns auf eine Bank, die einsam auf dem Schulhof steht. Es ist ziemlich still hier. "Warum bist du einfach mitten im Semester umgezogen?" Ich schaue Sky ins Gesicht und antworte: "Mein Dad hat hier eine neue Stelle gefunden. Meine Mum sucht sich aber noch eine." Sky nickt.

Es klingelt. Noch drei Lektionen und dann ist endlich Wochenende. Im Laufen fragt Sky mich, ob ich morgen schon was vorhabe. Ich schüttle den Kopf und laufe in Richtung des nächsten Klassenzimmers. "Wir könnten zusammen einen Kaffee  trinken oder ein wenig shoppen.", meint Sky. "Ja, würde ich gern mit dir machen. Aber müssen wir unbedingt shoppen gehen? Ich mag das nicht so." Wir setzten uns auf unsere Plätze und in dem Moment beginnt der Unterricht.

Nach den letzten drei Lektionen mache ich mich auf den Weg nach Hause. Nach zehn Minuten schliesse ich die Haustür auf  und mache gleich meine Aufgaben, da ich keine Lust habe sie am Wochenende zu machen.

"Hope, es gibt Essen!", ruft meine Mum von unten. "Ich komme gleich", schreie ich zurück. Ich klappe das Buch zu, in dem ich gerade gelesen habe und gehe nach unten. Mein Dad sitzt schon auf seinem Platz und ich lasse mich auf meinen Stuhl fallen.

SkrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt