Kapitel 11

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"Hey Sky." Ich umarme meine Freundin, als sie unser Haus betritt. Sie übernachtet heute bei mir. Die ganze Zeit habe ich mir bloss Gedanken über Leon gemacht. Am Donnerstag hat Sky einfach entschieden, dass sie am Samstag zu mir kommt.

"Also, was willst du machen?", frage ich sie, nachdem wir ihre Sachen in mein Zimmer gebracht haben. Sky zuckt mit den Schultern. Kurzentschlossen schnappe ich sie am Handgelenk und ziehe sie auf meinen Balkon. Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken. Sky setzt sich auf den anderen. "Du hast hier eine tolle Aussicht. Ich will auch so einen Balkon!" Sky starrt auf den Sonnenuntergang. Der Himmel hat sich orange und pink gefärbt. Mein Blick gleitet dem Horizont entlang, bis er auf eine spiegelnde Fläche trifft. "Was ist das?", frage ich Sky und deute auf die Fläche. Sky folgt meinen Finger und ihre Augenbrauen ziehen sich verwirrt nach oben. "Ich weiss nicht", meint sie. "Das habe ich noch nie gesehen." Ich lasse mich in den Stuhl sinken und schliesse meine Augen.

"Hope", flüstert eine leise Stimme. Langsam schlage ich meine Augen auf. Es ist dunkel. Ein Schatten beugt sich über mich. "Komm, steh auf. In deinem Zimmer ist es wärmer." Ich erhebe mich langsam und laufe schlaftrunken durch die Balkontür und auf mein Bett zu. Sky schliesst hinter sich die Tür und kommt auch zu mir. In ihrer Hand hält sie mein Handy. Sie drückt es mir in die Hand. Verwirrt starre ich einige Sekunden darauf, um dann Sky zu fragen, wieso sie es mir gegeben hat. "Es hat vorhin vibriert." Ich entsperre mein Handy und drücke auf das Whatsappsymbol. Eine neue Nachricht von Leon. Neugierig öffne ich diese. Vor Schreck vergesse ich zu atmen. "Was ist?", fragt Sky mich langsam. Ich starre immer noch auf das Bild und die Nachricht darunter. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich zucke zusammen. "Das... das kann nicht sein", flüstere ich. "Das können sie nicht tun." Sky nimmt mir das Handy aus der Hand und schaut sich das Bild an. Es zeigt Leon, wie er zusammen gekauert in einem dunklen Raum sitzt und ängstlich in die Kamera starrt. Darunter steht:

Ein Handel. Du gegen ihn. Heute Nacht um 12 Uhr. Bei der alten Fabrik.   

Darunter war noch ein Bild, das zeigt, wo die Fabrik liegt. ich starre immer noch erschrocken und fassungslos vor mich her.

"Was machen wir jetzt?", frage ich ängstlich und starre auf die Nachricht und das Bild, dass ich vor etwa 10 Minuten bekommen habe. "Wir können nichts tun. Sie haben ihn", sagt Sky. "A-aber ich liebe ihn. Ich muss etwas tun, sonst werden sie ihn töten." Sky nimmt mich in die Arme. "Du würdest alles für ihn tun, nicht wahr?" Ich nicke nur. Eine Träne rollt meine Wange hinunter. Weitere folgen ihr. Sky sagt nichts und hält mich einfach fest, dafür bin ich ihr sehr dankbar.

"Hope", flüstert ihre Stimme. Ich öffne langsam meine Augen uns schaue in die dunkelgrünen Augen von Sky. "Komm", flüstert sie wieder. Ich rapple mich langsam auf. Auf einem Stuhl liegen eine schwarze Hose und ein Pullover. Auf der Lehne hängt eine dicke Jacke. Verwirrt schaue ich Sky an. "Zieh das an." Ich schlüpfe in die Klamotten und schaue Sky wieder fragend an. Sie nimmt mein Handy und tippt darauf herum. Dann hält sie es mir unter die Nase. Ich verstehe sofort und nicke. Wir verlassen leise mein Zimmer und schleichen uns dann aus dem Haus. Draussen ist es stockdunkel. Sky zieht mich an der Hand in irgendeine Richtung. Ich bin zu sehr in Gedanken, um zu verfolgen, wo wir hingehen.

"Hope?", flüstert Sky durch die Dunkelheit. Ich hebe meinen Kopf und erkenne, dass sie sich zu mir umgedreht hat und mich nun anschaut. "Wir sind da." Ich nicke. "Bleibst du hier und wartest auf Leon?" Dieses Mal nickt Sky. Eine Träne läuft mir die Wange runter. Ich umschlinge Sky mit meinen Armen. Sie hält mich fest im Griff und flüstert: "Alles wird gut. Ich verspreche es dir." "Meinst du?" "Hey!", erwidert sie, "wenn ich sage, dass alles gut wird, dann wird alles gut!" Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich drücke Sky noch mal ganz fest und gehe dann aus dem Wald, in dem wir uns befinden, auf den Parkplatz zu, der sich vor einem riesen Gebäude befindet.

Als ich in der Mitte des Platzes stehe, gehen die Lichter an und der ganze Platz ist bis in die hinterste Ecke beleuchtet. Etwa zwanzig Meter von mir entfernt, steht eine Gruppe von Männern. In der Mitte kniet Leon, der mich ängstlich und verwirrt anstarrt. "Da ist ja unser Goldschatz", ruft eine Stimme, und tritt aus der Gruppe vor. Er trägt einen schwarzen Laborkittel und grinst mich böse an. "Ich wusste, dass wir uns wiedersehen werden!" In meinem Hirn rattert es, doch ich weiss nicht, woher ich diesen Typ kennen sollte. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu erwidern, doch der Typ wedelt nur mit dem Finger. "Jake", flüstert er und kommt noch einen Schritt näher. "Narbe", sagt er als nächstes.

Da fällt mir sofort ein, wer das ist. "SIE!", schreie ich los. "Wie konnten Sie es wage, Sie Psycho!" "Na na na." Ich will diesem Durchgeknallten noch weiter anschreien, doch halte sofort inne, als einer der anderen meinem Freund ein Messer an die Kehle hält. Leon schreckt zusammen. "Wir sind nicht hier, um über die Vergangenheit zu schwatzen, sondern um die Zukunft zu verändern!“, lacht Dr. Mad unheimlich. Ich verdrehe nur die Augen, denn ich habe noch nie etwas von unheimlichem und gruseligem Lachen gehalten. Das ist einfach nur kindisch.

"Bringt den Kleinen her!" Die Gruppe setzt sich in Bewegung und kommt auf uns zu, wobei Leon eher über den Boden geschliffen wird. Dr. Mad gibt den anderen ein Zeichen und sie stellen Leon auf die Beine und schupfen ihn auf mich zu. Zwei Meter vor mir kippt er langsam nach vorne. Ich laufe schnell zu ihm um ihn aufzufangen. "Was ist hier los?", flüstert er schwach und leise. Ich muss mich sehr anstrengen, um ihn zu verstehen. "Wir haben keine Zeit", antworte ich ebenso leise. "Sky wird dir alles erklären und dich nach Hause bringen." "Und was ist mit dir?", meint er schwach. "Mach dir um mich keine Sorgen. Es wird alles gut." Ich drücke Leon einen Kuss auf die Lippen und flüstere zum Abschied: "Ich liebe dich." Danach lege ich ihn vorsichtig auf den Boden und erhebe mich. "Ihr seid so süss. Schade, dass das euer letzter Kuss war", grinst der Psycho. Ich schaue ihm nur trotzig in die Augen. "Nehmt sie mit!"

Einer der anderen kommt zu mir und packt mich am Arm und zieht mich in Richtung Fabrik. Ein letztes Mal schaue ich zu Leon zurück, der mich entgeistert anstarrt und seine Lippen formen sich zu einem Ruf, doch ich höre ihn nicht. Niedergeschlagen drehe ich mich um und stolpere weiter. Sobald wir vor der Fabrik angekommen sind, drückt mir Dr. Mad eine Tuch auf Mund und Nase und grinst: "Schlaf gut." Bevor ich etwas antworten kann, fallen mir die Augen zu und alles wird schwarz.

SkrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt