Kapitel 2

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"Komm schon Hope. Nur noch in diesen Laden. Bitte", fleht mich Sky schon zum zehnten Mal an. "Na gut. Aber nur ganz kurz. Ich will nachher noch was trinken gehen." Sky nickt begeistert und rennt in den Laden. Ich folge ihr etwas langsamer. Sie hat gestern Abend angerufen und mich dazu überredet heute doch noch shoppen zu gehen. Na ja, was soll's. Ich betrete den Laden, Sky verschwindet gerade in der Umkleide. Kurz darauf kommt sie wieder raus und guckt mich fragend an. Sie hat eine schwarze Jeans und ein knall buntes Oberteil an. Es steht ihr.

Ich strecke meine Daumen nach oben und sie verschwindet nickend wieder hinter dem Vorhang. So geht das noch eine viertel Stunde weiter, bis sie endlich alle Kleidungsstücke anprobiert hat. Sie bezahlt die Klamotten und wir machen uns auf dem Weg zu einem eher kleinen, aber schön eingerichteten Café, das wir unterwegs gesehen haben. Wir setzten uns an einen Tisch und schauen in die Karte. "Was kann ich euch bringen?", spricht uns die Kellnerin freundlich an. "Ich hätte gerne einen Kaffee und ein Stück Apfeltorte." "Ich nehme das gleiche"; schliesse ich mich Sky an. Die Bedienung nickt und verschwindet hinter der Theke. "Also, was machst du so in deiner Freizeit?" Ich überlege kurz, dann antworte ich: "Ich lese viel und gehe gerne joggen. Du?" "Tanzen", kommt es wie aus der Pistole geschossen, "und ich verbringe möglichst viel Zeit in der Natur. Aber das weisst du ja schon." Die Kellnerin taucht wieder auf und bringt uns den Kaffee und die Torte. Dann ist sie auch schon wieder weg.

Ich kaue gerade genüsslich auf einem Stück Torte herum. "Du bist ein Skrix", meint sie, als ob das, dass normalste der Welt wäre. Ich hätte ihr beinahe mein Tortenstück ins Gesicht gespuckt. Es bleibt jedoch bei einem Hustenanfall. "Wie bitte?", frage ich hustend nach. "Du bist ein Skrix." Ich habe mich anscheinend doch nicht verhört. "Wie kommst du darauf? Die sind doch alle ausgestorben", versuche ich mich heraus zu reden. "Das ist eine Lüge. Gib es doch einfach zu. Ich weiss es." Was mach ich jetzt? Diese Situation ist echt scheisse! "Aber jetzt mal im Ernst. Was würdest du machen, wenn ich wirklich einer wäre?" Skylar überlegt einen Moment bis sie antwortet: "Ich würde dich umarmen." Sie lächelt mich an. "Okay", meine ich langsam. "Also, du bist ein Skrix." Ich starre auf meinen Teller und denke über eine Erwiderung nach.

Du hast nicht aufgepasst. Selber Schuld.

Ach, halt doch die Klappe! Ich hab sehr wohl aufgepasst!

Ich streite mal wieder mit mir selbst. Na toll. "Na schön. Ich bin ein Skrix", murmle ich leise.

Sie wird die SJ holen. Das hast du mal wieder toll gemacht. Das ist doch typisch für dich Hope. Immer fliegst du auf, schreit mich meine innere Stimme an.

Das war das erste Mal, schreie ich zurück. Auf aussenstehende muss das sehr eigenartig wirken. "Sprichst du mit dir selbst?", reisst mich Sky aus den Gedanken. Ich hebe den Kopf und blicke in ihr Gesicht. Sky steht auf, läuft um den Tisch herum und umarmt mich dann schlussendlich. Etwas perplex erwidere ich die Umarmung. Dann nimmt Sky wieder auf ihrem Stuhl platz. "Was machst du jetzt?" Ich schaue sie fragend an. "Wir werden jetzt zu Ende essen und unsere Kaffees austrinken, bezahlen und gehen dann in den Park." Langsam nicke ich.

Das ist eine Falle. Sie wird die SJ informieren. Du weisst genau, wie gefährlich es ist dein Geheimnis jemanden anzuvertrauen.

Du nervst mich. Sein doch endlich mal Ruhig. Du bist immer nur am Motzen!

Darauf erwidert meine innere Stimme nichts mehr. Ich schlürfe meinen Kaffee zu Ende und widme mich dann meiner Torte.

"Können wir bitte bezahlen?" Sky hält ihre Hand in die Luft und richtet die Worte an die Bedienung. Diese kommt sofort angedackelt und reicht uns dem Kassenbon.

Ich ziehe mein Portemonnaie aus meiner Tasche und reiche ihr das Geld für meinen Kaffee und Kuchen. Sky macht das Gleiche. Dann verlassen wir das Café und Skylar zieht mich an der Hand in Richtung Park.

Sie steuert auf eine Lichtung zwischen den Bäumen zu, die man vom Weg aus nicht sehen kann. "Was machen wir hier?", frage ich etwas verunsichert. "Ich will dir was zeigen. Geh bitte etwas zurück", bittet sie mich.  Ich laufe einige Schritte zurück und richte meinen Blick auf Sky. Diese konzentriert sich. Aus dem Boden spriessen viele Blumen. Sie haben viele verschiedene Farben. Mein Kinn macht gerade Bekanntschaft mit dem grünen Gras. "WOW! Du bist auch ein Skrix?" Sky nickt leicht. "Ich kann Pflanzen wachsen lassen und sie nach meiner Lust und Laune bewegen und so weiter. Was kannst du?" Ich drehe mich einmal im Kreis und habe dann etwas Wasser, das um meine Hand kreist. "Wasser bändigen." Ich lasse das Wasser über die Blumen regnen und trete zu Sky. Sie umarmt mich ganz fest. "Sky...Luft...", keuche ich. Sie lässt mich ganz schnell los und ich falle auf meinen Hintern. Ich schaue sie von unten herauf böse an. Sky streckt mir ihre Hand entgegen und ich schliesse meine in ihre. Aber statt mich hochziehen zu lassen, ziehe ich Sky auch zu Boden. Lachend liegen wir einfach nur da.

"Ich muss nach Hause", durchbreche ich die Stille, die zwischen uns herrscht. Meine Mum hat mir eine Nachricht geschrieben, dass ich nach Hause kommen soll. Sky und ich haben den ganzen Tag zusammen verbracht. Sky nickt verständnisvoll und zieht mich auf die Beine. Wir umarmen uns und ich mache mich auf den Heimweg.

"Wie war dein Tag?", fragt mich meine Mum während des Essens. "Er war super. Sky und ich waren shoppen und dann Kaffee trinken. Dann waren wir noch im Park. Ach ja, sie weiss, dass ich ein Skrix bin." Den letzten Satz murmle ich nur leise. Mein Dad schaut mich an und fragt dann ganz langsam: "Hast du gerade gesagt, dass deine Freundin weiss, dass du ein Skrix bist?"  Ich nicke langsam und will schon zu einer Antwort ansetzten, als mein Dad mich unterbricht. "Wieso hast du das gemacht?" Er wird laut, das wird er nur wenn er sehr wütend ist. "Jetzt müssen wir wieder umziehen! Warum kannst nicht besser aufpassen?" Ich schreie zurück. "Ich habe ihr gar nichts gesagt. Sie hat es selbst herausgefunden. Ausserdem ist sie auch ein Skrix!" Ich stehe auf und verlasse die Küche fluchtartig. Dann renne ich die Treppe hoch in mein Zimmer, knalle die Tür zu und schliesse ab. Schnell schmeisse ich mich auf mein Bett und schon laufen mir die Tränen über mein Gesicht. Ich vergrabe meinen Kopf im Kissen und krieche unter die Decke. Ich weiss nicht wieso ich weine.

Du weisst es!

Du bist mir überhaupt keine Hilfe! , maule ich zurück.

Ich spüre, wie müde ich bin und dämmere langsam ins Land der Träume.

SkrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt