Kapitel 6

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"Hey", begrüsse ich Leon. Er steht am Eingang des Kinos. Wir umarmen uns kurz und betreten dann das Gebäude. "Also, was willst du gucken?"  Ich schaue Leon fragend ins Gesicht. Er zuckt nur mit den Schultern. Ich blicke auf die Bildschirme, die angeben, welche Filme laufen. "Wie wär es mit 'Die Tribute von Panem - Catching Fire'?" Leon stimmt mir zu und wir stellen uns an die Kasse. Leon besteht darauf die Tickets zu bezahlen. "Ich kaufe aber das Popcorn und die Getränke"; erwidere ich trotzig. Leon gibt nach und nickt. Er bezahlt die Karten und wir machen uns auf dem Weg zu dem kleinen Kiosk. Ich bestelle ein grosses Popcorn und zwei Flaschen Cola. "Beeil dich Hope. Sie öffnen den Saal bereits", ruft Leon mir zu, der an einem Tisch steht. Ich hebe meine Hand um ihn zu verstehen zu geben, dass ich ihn gehört habe. Ich bezahle die Sachen und mache mich auf den Weg zum Eingang. Leon stösst zu mir und gemeinsam laufen wir die Treppe hoch. Er gibt die Tickets ab und wir suchen unsere Plätze im Saal. Kurz darauf beginnt der Film. In der Mitte des Filmes legt Leon vorsichtig seinen Arm um meine Schulter. Ich verstehe das als eine Einladung und lege meinen Kopf auf seine Schulter.  Er hält mich fest in seinen Armen.

"Der Film war echt gut"; meint Leon beim Verlassen des Kinos. Ich stimme ihm zu. Wir laufen die Strasse entlang. Ich nehme Leons Hand und schaue zu Boden. Leon drückt meine Hand und ich blicke in sein Gesicht. Er lächelt. So laufen wir weiter. Händchenhaltend und vor uns her lächelnd.

Ihr seid da!                                                                

Ich schaue auf und  tatsächlich. Wir stehen vor dem Haus meiner Eltern. Ich wende mich an Leon.

Küss ihn endlich!

Aber...

Na los! Sonst stehen wir noch Morgen hier!

Ich beuge mich zu Leon und drücke meine Lippen auf seine. Nach wenigen Sekunden erwidert er. Ich lasse seine Hand los und lege meine in seinen Nacken. Leon legt seine Hände auf meiner Hüfte ab und zieht mich noch näher an sich heran. Leon trennt sich von mir und schaut in meine Augen. Ich weiss nicht was ich sagen soll. Verlegen schaue ich auf den Boden, der nun viel interessanter erscheint. Leon schlingt seine Arm um mich und zieht mich an sich ran. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Leon flüstert: "Du hast mich verzaubert. Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe. I-i-ich habe mich in d-dich verliebt." "Ich auch", wispere ich.  Wir umarmen uns noch weiter, bis sich jemand räuspert. Wir fahren auseinander und starren zur Tür. Mein Dad steht in der Tür.

Na super. Das hat dir gerade noch gefehlt. Er hat eure fast Beziehung zerstört, jammert die Stimme in meinem Kopf.

Morgen ist Schule. Dann können wir das Besprechen.

"Ich gehe dann auch nach Hause. Tschüss Hope, bis Morgen." Leon tritt den Heimweg an und verschwindet um die Ecke. Ich schaue meinen Dad vorwurfsvoll an. Er zeigt nur mit dem Finger ins Haus. Ich laufe an ihm vorbei, schmeisse meine Schuhe und meine Jacke auf den Boden und stapfe dann sauer die Treppe hoch. "Du kommst sofort wieder runter!", brüllt mein Dad. Ich schreie zurück: "Wieso? Damit du mir sagst, dass ich keinen 'normalen' Freund haben darf?" "Du weisst genau wie gefährlich das ist. Die SJ suchen immer noch." "Du kannst mir nicht immer vorschreiben, was ich zu tun habe! Schon gar nicht, in wen ich mich verliebe, verstanden?", schreie ich rasend vor Wut. Ich poltere in mein Zimmer und knalle die Tür extra laut zu. "Was glaubt der eigentlich? Ich bin fünfzehn, nicht fünf!" Immer noch stocksauer schalte ich meine Stereoanlage an und höre laut Musik.

Ich rege mich etwas ab, öffne die Balkontür und stelle mich ans Geländer. Meine Hände legen sich automatisch auf das kalte Metall. Ich seufze einmal laut. Meine Gedanken schweifen ab. Jake, Leon, Skylar, SJ, Dad, Mum, Elemente..... "Wieso ich?", flüstere ich leise. "Weil du besonders bist", sagt eine Stimme leise hinter mir. Meine Mum stellt sich neben mich. "Was ist Mum? Willst du mich wieder mit Dad versöhnen? Dieses Mal klappt es ganz sicher nicht!" "Nein, darum bin ich nicht hier. Er hat wirklich übertrieben. Aber du magst ihn wirklich sehr, oder?" Fragend schaue ich meine Mutter an. "Den Jungen, mit dem du weg warst", hilft sie mir auf die Sprünge. "Leon. Er heisst Leon. Ja, ich liebe ihn." "Dann geniesse die Zeit zusammen mit ihm. Du kannst nie wissen, wann es endet." "Danke Mum", lächle ich. Sie gibt einfach die besten Ratschläge. Meine Mum verlässt mein Zimmer wieder und ich drehe mich um. Durch die offene Balkontür sehe ich, dass sie mir etwas zu essen hingestellt hat. Ich gehe auf das Tischchen zu, nehme mir den Teller und das Besteck und setze mich dann wieder auf den Balkon. Schnell lehre ich den Teller und betrachte den Sonnenuntergang. Wie wunderschön.

Deine Aufgaben sind noch unerledigt!

Scheisse! Die muss ich auch noch machen. Danke!

Ich lege einen Sprint bis zu meiner Schultasche hin und kippe den ganzen Inhalt aufs Bett. Dann schnappe ich mir meine Mathebücher und die Deutschblätter und mache alles im Schnelldurchlauf. Ich habe zwar kein einziges Wort verstanden aber egal. Hektisch blättere ich durch meine Aufgabenbuch um zu sehen, was ich noch machen muss. Ich starre auf die Seite und verstehe nicht, was ich dort aufgeschrieben habe.

Bioblätter, Französischbuch Seite 45 und Englischwörter, hilft die Stimme mir auf die Sprünge.

Aus Gewohnheit nicke ich mit dem Kopf. Also suche ich die benötigten Blätter und Hefte und erledige noch den Rest. Müde und erledigt ziehe ich mich um, putze meine Zähne und verkrieche mich dann in meinem Bett. Ich stelle noch den Wecker und schlafe dann ein.

Schweissgebadet fahre ich aus dem Schlaf hoch. Ich schaue auf den Wecker. In zwanzig Minuten muss ich aufstehen. Dieser Traum war echt gruselig, es läuft mir jetzt noch kalt den Rücken runter. Ich sollte vielleicht kurz erzählen, was ich geträumt habe:

Also, da war Leon. Er war an irgendeiner Strasse. Jedenfalls war es dunkel. Hinter ihm tauchte ein Typ auf. Echt gruselig. Der Typ lief schneller, dasselbe tat Leon. Dann lag er auf dem Boden. Vor ihn ragte noch jemand auf. Dann wurde alles schwarz und ich wachte auf.

Nur ein Traum. Dass das passiert, ist sehr unwahrscheinlich.

Eine Stunde später sitze ich neben Sky in Mathe."Was ist los? Du bist so abwesend!", fragt sie, während sie mir ihren Ellenbogen in die Rippen stösst, damit ich auf ihre Fragen reagiere. Ich schüttle nur den Kopf. Sky schaut mich etwas verwirrt an. Ich seufze und raune ihr zu: "Später." Jetzt nickt Sky. "Sky und Hope. Würdet ihr bitte dem Unterricht folgen und eure Zwischengespräche auf die Pause verschieben?" Wir nicken beide und ich versuche wirklich aufzupassen. Meine Gedanken schweifen jedoch schon wieder ab. Leon. Ich schaue zu ihm rüber. Er sitzt einige Reihen schräg vor mir. Er guckt zu mir und lächelt dann. Meine Lippen verziehen sich zu einem fetten grinsen.

"Hope?" Erschrocken schaue ich auf. Etwas verwirrt sehe ich mich um. Mein Blick fällt auf den Lehrer. Er schaut mich sauer an. "Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?", frage ich extra höflich. Ich wollte wissen, was die dritte Wurzel von hundertfünfundzwanzig ist." "Ähm, fünf?" Er nickt und wendet sich dann wieder seine vollgeschrieben Tafel zu.

Glück gehabt.

Ich verdrehe nur die Augen. Bevor ich nochmals in meine Gedanken versinken kann, klingelt es. Pause, endlich. Meine Sachen landen wie jeden Tag in meiner Tasche, die dann auf dem Boden in der Garderobe auf mich warten muss. Mit angezogenen Schuhen mache ich mich auf den Weg nach draussen. Auf Sky warte ich erst gar nicht. Ich schlage den Weg zur Buche ein.

Ein Schatten taucht neben mir auf. "Ich möchte allein sein, Sky!" "Und wenn ich nicht Sky bin?" Ich schaue auf. Leon. Er setzt sich neben mich. "Es tut mir Leid wegen gestern", murmle ich leise. "Was?" Verwundert schaut er mich an. "Das mit meinem Dad." Leon beginnt zu grinsen. "Das muss dir nicht Leid tun. Es war nicht deine Schuld." Eine Weile herrscht schweigen zwischen uns, bis Leon sich vorbeugt und sanft seine Lippen auf meine legt.

SkrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt