Kapitel 4

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"Hope, aufstehen. Du musst in die Schule", flüstert ein Reh in meinem Traum. Ich brumme nur vor mich hin und drehe mich auf die andere Seite. "Hope, du hast nur noch zehn Minuten", sagt die Stimme lauter und dringlicher. Sofort sitze ich aufrecht im Bett. Meine Mum sitzt auf der Kante meines Bettes. "Achtung!", schreie ich und springe aus dem Bett. Ich torkle leicht, da ich nur Schwarz sehe. Sobald ich wieder alles sehe, sprinte ich zu meinem Schrank, nehme ich mir einige Klamotten raus und renne ins Badezimmer. Hektisch ziehe ich mich an und mache meine Haare. Dann laufe ich die Treppe runter in die Küche und schaue schnell auf die Uhr. 6.40 Uhr zeigt sie.

Moment, verdutzt starre ich auf die Uhr.

Deine Mum hat dich reingelegt, lacht meine innere Stimme mich aus.

Du bist so hilfreich, murmle ich beleidigt.

"Mum?" "Ja?", kommt es von oben. "Wieso hast du mich angelogen?", schreie ich, damit sie mich ganz sicher versteht. "Weil du sonst nie aufgestanden wärst", antwortet Mum, während sie die Küche betritt. Ich gucke mich nach etwas essbarem um. "Im Kühlschrank steht Joghurt und im Kasten hat es Brot", informiert sie mich. Ich nehme mir ein Becher Erdbeerjogurt und ein Stück Brot und setzte mich an den Tisch. "Wo ist Dad?" Normalerweise ist Dad sonst immer hier.

Der mag dich doch eh nicht, murmelt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf.

Moment! Das hast du jetzt aber nicht gesagt!

Nein, ich habe es gemurmelt, kommt es frech zurück.

Ich würde dir jetzt den Hals umdrehen, wenn du einen hättest.

Ach, halt doch die Klappe!

"Er ist arbeiten", reisst mich meine Mum aus dem Streit mit der Stimme. Ich nicke nur. Nachdem ich aufgegessen habe, mache ich meine Schulsachen bereit. "Mum, ich gehe jetzt. Bis heute Nachmittag." "Mach‘s gut Hope." Dann laufe ich zur Tür raus und mache mich auf in Richtung Schule.

"Hope, wie geht’s dir?" Sky umarmt mich. "Ganz gut. Und dir?" "Mir geht es Super!", kreischt sie überschwänglich. Fragend schaue ich ihn ihre grünen Augen. "Was ist passiert?" "Ich bin gestern einem Skrix begegnet. Er kann sich unsichtbar machen. Und er ist sooo süss. Dann waren wir spazieren und er ist so toll!" Skylar schwärmt noch etwas weiter. "Sky, du hast dich in ihn verknallt. Und so wie es sich anhört, ist er auch in dich verschossen." Sky nickt wie wild. Ich habe Angst, dass gleich ihr Kopf abfällt. "Ja. Dann haben wir uns geküsst und sind jetzt zusammen", sprudelt es aus ihr heraus. Erstaunt starre ich sie an. "Du hast ihn gestern getroffen und bist schon mit ihm zusammen? Wie heisst er überhaupt und wo geht er in die Schule?" "Ja, wir sind zusammen. Er heisst Julian und er ist auf einer anderen Schule. Er war nur zu Besuch hier. Aber er wohnt im übernächsten Dorf."

Es klingelt gerade zur Pause. Ich packe meine Sachen in die Tasche und verlasse zusammen mit Sky das Klassenzimmer. Sie schwärmt schon wieder von Julian. "Hey Hope, Sky. Wartet mal kurz." Dankend drehe ich mich um. "Hey Leon", sagen Sky und ich. "Wie geht’s euch?" "Gut", antworte ich und lächle. "Mir geht’s super. Und dir?", fragt Sky. "Auch gut."

"Würdet ihr bitte raus gehen?" Wir drehen uns um. Ein Lehrer steht hinter uns. Wir nicken nur und machen uns dann auf den Weg nach draussen. Sky und ich steuern sofort die Buche auf der Wiese an und setzen uns darunter. Leon ist uns gefolgt und setzt sich neben mich.

Er mag dich, flüstert Enas.

Ich weiss. Er ist einfach wunderbar.

Auf was wartest du dann?

Nach diesem Kommentar ignoriere ich die Stimme, wie so oft.

Eine warme Hand legt sich auf meine. Ich schaue auf und blicke in das leicht verunsicherte Gesicht von Leon. Ich lächle ihn aufmunternd an. Er grinst zurück. "Hope? Hoope? Hörst du mir überhaupt zu?" Erschrocken weiche ich etwas zurück. Sky wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. "Was? Was hast du gesagt? Tut mir leid, ich war in meinen Gedanken versunken. " "Ich habe es gemerkt. Ich fragte, ob du mit mir am Mittwoch etwas unternehmen willst?" "Oh. Das geht nicht. Ich habe schon was vor. Aber wir können gerne morgen etwas nach der Schule machen", entschuldige ich mich. "Ich kann morgen nicht. Wir schauen sonst am Donnerstagmorgen. Okay?" Ich willige mit einem Nicken ein. "Es klingelt gleich. Kommt ihr mit zurück?", fragt Leon nach einer kurzen Stille. Wir stehen auf und schlendern schweigend zurück zum Eingang. In dem Moment klingelt es. Schnell drängeln wir uns an den anderen Schüler vorbei zu unserer Garderobe. Ich tausche meine Schuhe durch die Finken und streife meine Jacke von den Schultern und hänge sie an den Haken. "Komm schon Hope", ruft Sky, die schon auf dem Weg zum Physikzimmer ist. Ich laufe ihr schnell hinterher. Im Zimmer angekommen setzten wir uns auf unsere Plätze und warten, dass unser Lehrer mit dem Unterricht beginnt.

"Heute schauen wir uns die Aggregatszustände an." Genervt stöhne ich auf. Der Lehrer schaut zu mir und fragt: "Hast du damit ein Problem Hope?" "Tut mir leid. Aber ich hatte dieses Thema schon." Das war ein bisschen gelogen aber egal. Da ich ja das Wasser bändigen kann, fällt diese Angelegenheit auch darunter. Das heisst, Wasser gefrieren und verdampfen lassen und umgekehrt. Ziemlich unspektakulär.

Nach Physik haben wir noch eine Doppellektion Sport. Ich ziehe mir mein Shirt über den Kopf und will es gerade durch mein Sportshirt ersetzen, als jemand sagt: "Wow. Krasse Narbe, Hope." Ich drehe mich um und stehe Jessica gegenüber. Sie ist die Klassentusse. Jessica hat eine Menge Make-up im Gesicht und macht mit ihrer Clique alle runter. "Noch nie eine Narbe gesehen?", frage ich genervt zurück. Was die Narbe angeht: Sie läuft quer über meinen Rücken, von der rechten Schulter bis zur linken Beckenseite. "Wenn ich so ein Ding hätte, hätte ich mich ganz bestimmt nicht hier umgezogen. Diese Narbe ist ja richtig hässlich." Ich antworte mit zusammengebissenen Zähnen: "Du weisst gar nichts über diese Narbe und woher sie kommt. Sie gehört zu mir. Ich habe sie schon seit acht Jahren. Und jetzt lass mich in Ruhe!"

Diese blöde Kuh! Die hat doch echt keine Ahnung!

Da hast du Recht!                      

Ich ziehe mir mein Shirt über und binde mir die Schuhe zu. "Kommst du Sky?" Sie nickt und gemeinsam verlassen wir die Umkleide. "Sie ist von ihnen, richtig?", fragt Sky langsam. Ich weiss sofort, von wem sie spricht. Ich nicke leicht. "Ich erzähl dir in der Mittagspause, was passiert ist okay?"

SkrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt