29

1.3K 107 11
                                    

Geschockt schaute ich auf das Messer, welches in seiner Brust steckte. Sofort löste ich meinen Griff darum und rutschte auf dem Boden nach hinten.

Was habe ich gemacht? Scheiße ich hab meinen Mate umgebracht!

Langsam und vorsichtig ging ich zu dem Körper meines Mates. "Chris?" Ich lehnte mich über ihn und schaute in sein friedliches Gesicht. "Chris?" Ich stupste ihn an, aber er reagierte nicht. Ich legte meinen Kopf auf seinen Oberkörper und versuchte seinen Herzschlag zu hören. Aber nichts. Kein Herz, welches stetig pumpte. Ich nahm meinen Kopf von seinem Oberkörper und rüttelte an ihm. "Chris bitte. Du darfst nicht tot sein!" Panisch gab ich ihm eine Ohrfeige. "Bitte Chris!" Ich schüttete weiter an ihm, in der Hoffnung, er würde aufwachen. "Chris! Du darfst nicht tot sein. Das darf einfach nicht wahr sein. Bitte komm zurück. Ich brauch dich doch hier. Es tut mir leid was ich alles mit dir gemacht hab. Ich hab mich von meinem Dämonen leiten lassen und das kam dabei raus. Bitte. Komm wieder zu mir zurück. Lass uns zusammen eine Familie gründen. Du, ich und Luca. Wir können dann weiterhin in deinem Bootshaus wohnen oder unser eigenes Rudel gründen. Egal was du willst. Hauptsache du bist an meiner Seite. Ich will mit dir mein Leben verbringen, bis wir beide sterben werden. Lass mich jetzt nicht alleine Chris! Ich liebe dich doch. Bis zum Mond und wieder zurück!" Zum Ende wurde ich immer leise. Ich drückte mein Gesicht auf seinen Oberkörper und ließ die Tränen ihren Weg über mein Gesicht bahnen. "Bitte!", schluchzte ich und drückte mich näher an ihn.

Nun lag ich hier neben meinem toten Mate und heulte, wie ich noch nie davor geheult hatte. In diesem Moment zeigte ich alle meine Emotionen, die ich immer wieder verdrängt hatte. Mein kaltes Herz taute langsam wieder auf und das alles nur, weil Chris es endlich geschafft hatte in mein Herz zu kommen. Er hatte heimlich mein Herz gestohlen, ohne dass ich jemals gedacht hätte, dass er es schaffen würde.

"Luke!" Jemand legte eine Hand auf meine Schulter. Ich hob meinen Kopf an und schaute die Person an, welche ich nur verschleiert sah. "Es ist nicht deine Schuld!", sagte die Person sanft und langsam erkannte ich, wer es war. "Aber ohne mich wäre er jetzt nicht tot!", schluchzte ich und krallte mich an meinen Vater. "Das glaubst auch nur du!" Er fuhr mir durch die Haare und drückte mich sanft an ihn. "Luke. Chris ist nicht tot. Das Messer hat sein Herz nie erreicht. Du hast es geschafft, dass er überleben konnte, weil du deinen Dämonen bekämpft hast und dich für Chris eingesetzt hast!", erklärte er mir sanft. "Er ist nicht tot?", fragte ich leise und wischte meine Tränen weg. "Nein!" Dad schob mich von sich weg und ging zu Chris' Körper. Er befreite ihn von den Silberketten und dem Messer und kam wieder zu mir. "Silber schafft es, dass der Körper länger braucht zu heilen, aber sobald dieses weg ist, kann sich der Werwolf wieder entfalten!" Er lächelte mich sanft an. "Ich muss jetzt wieder gehen, aber wir sehen uns bei Vollmond wieder und bring Chris und Luca mit. Ich will beide einmal kennen lernen!" Mein Vater wurde immer blasser, bis er ganz verschwunden war. Ich wandte meinen Blick wieder zu Chris und robbte langsam zu ihm hin. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und fing an still zu weinen. Ich schloss meine Augen und ließ die Tränen über mein Gesicht rollen.

Ich musste wohl eingeschlafen. Denn als ich das nächste Mal aufwachte, standen Rider und Maja in der Zelle und schauten uns traurig an. Mit geröteten Augen schaute ich zu ihnen hoch, blieb aber liegen. "Er ist tot!", schluchzte ich. "Oh Luke!" Maja kam zu mir und legte ihre Hand auf meinen Oberarm. "Es tut mir so schrecklich leid!", sagte sie leise und strich sanft mit ihrer Hand durch meine Haare. Rider kam ebenfalls zu uns und setzte sich neben uns. "Auch wenn du jemanden wichtiges verlierst wirst du immer uns an deiner Seite haben. Wir werden dich nicht alleine lassen!" Rider lächelte mich leicht an. Ich nickte leicht. "Danke!", hauchte ich. "Wir werden immer bei dir sein. Auch wenn du die Bande hier verlässt werden wir mit dir kommen. Wir sind eine Familie und wir lassen kein Familienmitglied alleine!" "Wirklich?" Rider und Maja nickten. "Ihr seid die besten Freunde die man je haben kann!" "Dafür sind wir ja da!", lächelte Maja sanft. "Könnt ihr mich kurz alleine lassen? Ich will mich von Chris verabschieden.", fragte ich die Beiden. "Natürlich. Wir warten dann oben auf dich!" Maja und Rider standen auf und verließen die Zelle. Ich setzte mich neben Chris und fuhr durch seine braunen Haare. Sie waren länger als sonst. Dann fuhr ich sein Gesicht nach. Seine Augen waren geschlossen. Er sah friedlich aus. Ohne Sorgen und Schmerzen. Leicht fuhr ich über die lange Wunde an seiner Wange und über seine Lippen. Ich hätte sie gerne noch einmal gefühlt. Noch ein Kuss von meinem geliebten Mate. Ich löste meinen Blick von seinen Lippen und fuhr mit meinen Finger über seinen Oberkörper. Ich fuhr über jede Wunde, die mein Dämon und ich ihm zugefügt hatten. Bei seinem Herz blieb ich stehen. Ich legte sanft meine Hand auf die tiefe Wunde. "Es tut mir Leid Chris. Ich hätte für dich kämpfen sollen und nicht weg gehen sollen. Aber ich wusste nie, wie ich mit Menschen umgehen sollte. Ich war die meiste Zeit in meinem Leben alleine. Ich kannte kein anderes Gefühl und als du mir das Gefühl von Liebe gezeigt hast, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Du hast mich wortwörtlich aus der Bahn geworden. Aber jetzt, nachdem du mich verlassen hast, weiß ich damit umzugehen. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen und dir meine Liebe zeigen, aber es fällt einem erst auf, wenn diese Person weg ist. Ich wollte nie, dass es so endet. Dass du so sterben wirst. Durch meine Hand. Es tut mir so unglaublich Leid. Ich hoffe du kannst mir verzeihen und vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder Mate. Bis dahin werde ich dich immer in meinem Herzen behalten. Ich hoffe du wartest dort oben auf mich und vielleicht begegnest du meinem Vater... Ich werd doch niemals vergessen Chris, denn ich liebe dich zu sehr, um dich jemals zu vergessen!", sagte ich leise. Ich lehnte mich über ihn und drückte meine Lippen sanft auf seine. Dann stand ich auf und verließ die Zelle. Ich schaute nicht zurück, denn dafür hatte ich keine Kraft.

Ich hatte zwar eine geliebte Person verloren, aber ich wusste, dass 3 Personen auf mich warteten. Ich musste mit diesem Kapitel nun abschließen und ein Neues anfangen. Ein neues Kapitel mit Luca, Maja und Rider und wer weiß, was alles auf uns wartete.

run wolf run (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt