15. Kapitel

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- Kapitel 15 -

Das Wochenende war schnell vorbei und wir waren auch wieder alle zurück daheim. Es war Sonntag Abend und ich ging duschen und mich darauf Bettfertig machen. Es war eine sehr schöne Zeit dort, da ich mit Kenan sehr viel Zeit verbringen konnte und wir uns so viel Näher gekomme sind. Wir hatten viel Spaß dort mit ihm, mit den Leuten, und alle waren zufrieden damit, dass wir das Wochenende da waren. Ich fand es auch sehr gut, jedenfalls wenn man das Geschehen mit dem Fremden auf der Terasse ausblendet. Ich habe mich selber dazu gezwungen das, was da passiet war, zu vergessen und versuchte es so gut es ging zu verdrängen. Auch wenn ich immernoch nicht weiß, wer es war und was er eigentlich damit bezwecken wollte. Auch wenn die Tatsache, dass mein erster Kuss mir gestohlen wurde sehr im Herzen schmerzt. Und auch, wenn ich manchmal im Dunkeln noch das Gefühl bekomme, dass jemand plötzlich aus irgendeiner Ecke rausspringt und mich verletzen wird. Wie gesagt, ich versuchte diese Gedanken so gut es ging zu verdrängen. Ich habe auch beschlossen mit niemandem darüber zu reden. Das Letzte was ich will ist vor allem, dass Kenan sich in irgendwelche Schwierigkeiten bringt. Jetzt wo es so gut läuft und ich mit ihm so glücklich bin, möchte ich nicht, dass irgendwas das mit uns ändert.

Am nächsten Morgen wachte ich erst um halb 10 auf, da ich keine Vorlesungen früher hatte. Ich zog meine schwarze Skinny Hose an, darüber ein weißes Top und ein grauen langen Oversize Cardigan. Mit meinen weißen Chucks lief ich zu meinem Auto und trug meine Haare zu einem seitlich geflochtenen Zopf. In der Uni angekommen lief ich zu unserem Stammtisch in der Cafeteria. Dort saßen nur Laith und Niklas. Ich lief auf ihnen zu und fragte "Wo sind die anderen?" Laith blickte auf und antwortete: "Lisa kommt bestimmt gleich, wegen der Vorlesung. Hab die heute noch nicht gesehen. Ceyda und Demir haben ein Treffen in einer AG." Ich nickte ein, saß mich auf ein Stuhl hin und nahm mein Handy raus. Ich merkte, dass Niklas ab und zu mich anschaute, jedoch ignorierte ich es. Ich schrieb Kenan eine SMS. "Wo bist du Ken?" Ich nannte ihn zum ärgern immer Ken, weil er wie der Mann von Barbie perfekt aussah - auch wenn er nicht blond und hell war. Nicht mal 1 Minute verging und ich bekam eine Antwort. "Auf unserer Bank. Du?" Ich lächelte. Es war schön zu wissen, dass er in seiner freien Zeit an der Uni auch gerne zu unserem Platz im Park ging. Ich stand auf und steckte mein Handy, ohne ihm zu antworten, ein. "Ich geh in den Park. Falls Lisa kommt, dann sagt ihr bitte, dass ich direkt zur Vorlesung kommen werde." Laith nickte und grinste schief. "Viel Spaß mit Kenan." Er zwinkerte mir vielsagend zu und ich verdrehte nur die Augen.

Als ich im Park in Richtung unser Platz lief, sah ich Kenan schon von weitem. Er hatte eine helle Jeans an und darüber ein schwarzes T-Shirt an. Auch wenn er einfach gekleidet war, sah er so umwerfend sexy aus. Er hatte seine Augen geschlossen und sein Kopf zurückgelegt. Die Sonnenstrahlen fielen auf sein perfekt aussehendes Gesicht. Neben ihm fühlte ich mich ganz anders, nicht gut genug irgendwie. Es war nicht so, dass ich mich für hässlich hielt, aber neben einem so gutaussehenden Mann wurde ich doch unsicher. Ich schlich mich von hinten leise an ihn ran und gerade als ich auch seine Augen umschließen wollte, wie er es damals bei mir gemacht hatte, wurde ich schneller von meiner Hand nach vorne gezogen. Ich landete mit dem Kopf an seine Schulter und meine Hände zog er auf sein Bauch. "Denkst du, dass ich die Gegenwart einer Prinzessin nicht wahrnehme, wenn meine Augen geschlossen sind?" Ich konnte an seinem Hals riechen, er roch so gut. Ich wurde rot und räusperte mich. "Die Blätter haben nur so geraschelt, sonst hättest du mich niemals bemerkt.", lachte ich. Seine Augen waren immernoch geschlossen und ich konnte sein Gesicht von nahem betrachten. "Wenn jemand mich so lange anschaut, bemerke ich aber die Blicke auf mir." Nun fühlte ich mich ertappt und musste leise lachen. Ich ging um die Bank herum und wollte mich neben ihn setzen, doch er zog mich zu sich in die Arme und ich fiel auf sein Schoß. Sein Gesicht war genau vor meinem und unsere Lippen waren nur Milimeter entfernt. Ich schaute in seine wunderschönen eisblauen Augen. "Ich habe dich vermisst.", hauchte er mir leise zwischen meine Lippen. Ich war wie hypnotisiert und konnte nur schwer blinzeln. Seine Gegenwart verzauberte mich einfach. Er kam näher und näher. Diesmal schloß ich meine Augen und gab mich ihm ganz hin. Er legte sanft seine Lippen auf meine und als sie sich zum ersten Mal berührten durchströmte eine Welle durch mein ganzen Körper. Er küsste mich langsam und zärtlich und ich legte meine Hände um sein Nacken. Er strich mit seiner Hand über meinen Rücken und mit der anderen umfasste er meine Wange. Langsam ging er runter und fing an mein Hals zu küssen. Ich warf mein Kopf in den Nacken und konnte ein leises Stöhnen nicht mehr zurückhalten. Nach 1000 gefühlten Küssen auf meinem Hals, fasste ich an seinem Kinn und zog ihn wieder zu meinen Lippen. Er küsste diesmal mit Druck, jedoch immernoch zart und liebevoll. Ich weiß nicht wie lange wir da eng umschlungen waren, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor und ich hätte für immer da bleiben können. Doch das Klingeln meines Handys unterbrach uns und ich musste mich zurückziehen. Unter seinen sehnsüchtigen Blicken nach meinen Lippen ging ich an das Handy ran. "Ja?", fragte ich schwer atmend ins Handy. "Mi, ich bin schon in der Vorlesung und der Dozent kommt gleich. Wo bleibst du? Laith meinte, dass du hierher kommen wirst." Ich schaute auf die Uhr und bemerkte jetzt erst, wie schnell die Zeit umgegangen war. "Oh Mist, habe die Zeit total vergessen. Bin sofort da, halt mir mein Platz frei." Sie lachte leise ins Telefon, murmelte noch "verliebtes Mädel" und legte auf.

"Musst du denn gehen?", fragte Kenan mit seinem traurigen Hundeblick. Ich nickte. "Ja die Vorlesung beginnt jetzt, ich muss wirklich los." Er brachte mich bis zu meiner Tür in der Uni und ich gab ihm noch einen schnellen Kuss auf die Lippen. Als ich mich umdrehen wollte, zog er mich wieder zurück und legte seine Lippen auf meine. Ich lachte leise und zog mich wieder zurück. "Ken, wenn du mich jetzt nicht loslässt, werde ich die ganze Woche dir aus dem Weg gehen!" Er sah mich erschrocken und lachend an. "Du Hexe, los geh schon." Ich lächelte ihm zufrieden zurück und ging in die Vorlesung rein. Ich saß mich zu Lisa leise hin und ignorierte ihre fragenden Blicke. "Erzähl ich dir später", murmelte ich und sie verdrehte die Augen. Die ganzen Vorlesungen lang musste ich immer wieder lächeln. Seine Nähe lässt mich einfach alles vergessen und schenkt mir eine so sichere Geborgenheit, bei der ich mich einfach glücklich und sorglos fühle. Und was auch immer vorgefallen war und wer auch immer versucht hatte mir meinen ersten Kuss zu stehlen - für mich war es mein erster Kuss, denn es war mit der Person, die ich liebte. Und keiner wird es je ändern können.

BeYOUtiful - la familia es todo #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt