POV Saja
Wir machten uns nach dem Frühstück einen recht angenehmen Tag. Ich würde ihn nicht als schön bezeichnen, was aber rein an meine Frau Stimmung lag. Mir ging einfach zu viel durch den Kopf. Sam zu sehen, tat mehr als zu weh. Eigentlich traf Lola sich so gut wie nie mit Sam bei mir, wenn ich zuhause war. Und wenn es doch einmal vorkam, dann wurde ich wenigstens vorgewarnt, damit ich mich schlafen legen, im Zimmer mit Kopfhörern einsperren oder die Wohnung verlassen konnte. Sie so unvorbereitet zu sehen war...
"Saja?", riss Lola mich aus meinen Gedanken.
Ich blickte sie irritiert an und zwang mich zu einem Lächeln, welches sie sofort erwiderte. Jackpot, sie kaufte es mir ab. Mit den Jahren hatte ich mein falsches Lächeln so perfektioniert, dass nicht einmal mehr die Menschen, die mir wirklich nah standen, es von einem Echten unterscheiden konnten.
"Sorry, ich hab grad was überlegt. Was hast du gesagt?", erwiderte ich.
"Egal. Was hast du überlegt?", sagte sie mit strengem Blick.
Meine Miene verfinsterte sich.
"Ob ich dir den Hausschlüssel abnehme, wenn du mit deinem scheiß 'egal' nicht aufhörst!"
Sie zuckte kaum merklich zusammen. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl, drehte sich um, ging in den Flur. Kurze Zeit später schloss sich die Wohnungstür mit einem lauten Knall. Ich musste nicht aufstehen, um zu wissen, dass sie gegangen war. Es war kurz vor halb sechs Uhr abends. Sie würde wahrscheinlich nach Hause fahren, denn immerhin lebte sie nicht hier.POV Lola
Wie kann ein Mensch nur so verdammt melancholisch sein? Ja, okay, dass mit Sam war ein Fehler und es hat ihr weh getan. Und ja, ich hatte vergessen, ihr Bescheid zu geben, wie ich es sonst immer tat. Aber mal im Ernst, warum kapieren die beiden nicht, wie sehr sie einander fehlen? Oder vielmehr, wie sehr Sam Saja fehlt.
Ich stieg traurig in die Bahn. Natürlich hätte ich Saja nochmal fragen können, ob sie mich nach Hause fahren würde, aber sie war so in ihren Gedanken verloren. Und sie strich sich die ganze Zeit unbewusst über ihren linken Arm. Das war nicht gut. Überhaupt nicht. Plötzlich vibrierte mein Handy in meiner Jackentasche. Ich brachte es zum Vorschein und erkannte einige Nachrichten. Fünf an der Zahl. Eine von Leo, drei von Sam, eine von Saja. Welche zuerst? Ich entschied mich für Leo, der war momentan noch am ehesten zu ertragen.Loooooooola? Weißt du, ob ich gestern meinen Ordner bei Saja liegen hab lassen? Ach, ich frag sie nachher einfach. Gehen wir heute Abend irgendwo was unternehmen???????? Love you
05:43 pm
Irgendwie musste ich grinsen. Ich vertröstet ihn darauf, ihm später etwas wegen der Abendplanung zu antworten und erklärte, dass ich wegen seines Ordners keine Ahnung hatte.
Als nächstes las ich Sam's Nachrichten.Heute Abend Anime schauen bei mir? Eltern sind nicht da ^^
Uhm... Das war jetzt irgendwie nicht an dich ne?
Alles okay bei dir? Bist du noch bei Saja?Warum antwortest du nicht? Wenn sie dir irgendetwas getan hat, weil sie sich nicht im Griff hatte, bring ich sie um!
05:09 pm, 05:11 pm, 05:29 pm. Okay. Sam reagierte definitiv über. Saja würde mir nie etwas tun. Vorher... Ich wollte nicht daran tun, was eher passieren würde. Gerade, als ich antworten wollte, tauchte eine neue Nachricht von Sam im Chatfenster auf und ich bereute es zu tiefsten, nach Hause gegangen zu sein.
Mach die scheiß Tür auf! Ich hör, dass Musik läuft! Ich mach Saja kalt!
Fuck. Okay Sam, ich liebe dich, wirklich, aber du musst kurz warten. Ich wechselte in Saja's Chat und tippte, ohne ihre Nachricht gelesen zu haben, dass sie auf keinen Fall die Tür öffnen durfte. Erst dann huschte mein Blick auf das, was sie mir zuvor geschrieben hatte.
Bei 'P&D VS K&D' hat übrigens K&D gewonnen.
Mein Herz setzte aus und Tränen strömten über meine Wangen. Ich stieg an der nächsten Haltestelle aus, rannte schnell auf das gegenüberliegende Gleis, um zurück zu fahren. Wenn die beiden ohne Aufsicht aufeinander trafen, würde das nicht schön enden. Schnell tippte ich eine Antwort an Sam, in der ich erklärte, sie müsse sofort dort weg, da ich nicht mehr dort sei, doch sie antwortete nicht, geschweige denn, dass die Nachricht überhaupt empfangen wurde. Fuck. Ich sah auf die Uhr und meine Hoffnung starb, als ich erkannte, dass ich mindestens 45 Minuten brauchen würde, bis ich bei Saja's Wohnung war.
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Souls
Teen FictionSich seelisch an jemanden zu binden kann das wertvollste Geschenk sein, dass man einem Menschen machen kann. Man gibt sich hin, liefert sich aus, enthüllt all seine Geheimnisse, Sorgen, Ängste und Hoffnungen. Man öffnet sich einer anderen Person au...