Lola - III

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Ich sprang aus der Bahn und rannte zu Saja's Wohnung. Meine Gedanken kreisten um all die Dinge, die passieren konnten, wenn ich nicht rechtzeitig bei ihr wäre und sie Sam die Tür geöffnet haben sollte. Also lief ich, so schnell ich konnte.
Schon beim Betreten des Treppenhauses hörte ich Sam schreien. Verdammt, musste sie wütend sein. Saja's Wohnung war immerhin im 4. Stock und ich konnte jedes Wort von Sam verstehen, obwohl ich gerade erst durch die Haustür gekommen war. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal, um Zeit zu sparen. Im dritten Stock hörte ich Sam etwas schreien, dass so gar nichts mit Höflichkeit zu tun hatte. Heiliger Kuhmist, konnte sie fluchen. Die letzte Treppe ließ sich prompt hinter mir, zog den Wohnungsschlüssel aus meiner Jacke und öffnete die Tür.
Saja stand mit unbestimmten Gesichtsausdruck vor ihrem Schlafzimmer, während Sam keifend versuchte, an ihr vorbeizudrängen. Großartig, ich kam also zu spät. Doch als Saja mich entdeckte, entspannte sich ihre Mimik.
"Könntest du bitte aufhören so zu schreien, Samy?", räusperte ich mich, nachdem ich die Tür hinter mir schloss.
Sam fuhr herum und starrte mich ungläubig an. Noch bevor sie etwas sagen konnte, packte ich sie am Arm, um sie von Saja wegzuziehen. Mag ja sein, dass Saja um einiges älter war, als Sam, Leo oder ich, aber sobald es um Emotionen ging, war sie seit geraumer Zeit ziemlich auf verlorem Posten. Und Sam war eine emotionale Belastung für sie. Bevor ich irgendetwas sagte, umarmte Sam mich.
"Gott sei Dank", flüsterte sie mir ins Ohr, "Ich dachte schon, sie hätte dir was getan."
Ich drückte meine Freundin von mir weg, sah sie fassungslos an. Kopfschüttelnd wisperte ich, dass ich nicht verstand, wie sie auf einen solchen Gedanken kommen konnte und das Saja mir nie etwas tun würde. Kurzerhand bat ich Sam, für einen Moment vor dem Tür auf mich zu warten. Sie willigte mürrisch ein, ehe sie Saja einen bösen Blick zuwarf und die Wohnung verließ. Sofort ging ich zu Saja, um sie zu umarmen.
"Bist du okay?", fragte ich besorgt.
"Jetzt ja", drückte Saja mich an sich, "Du solltest gehen. Wenn du noch eine Minute länger bleibst, läuft sie Amok."
Ich nickte stumm und verließ die Wohnung.

Sam begleitete mich bis nach Hause. Die ganze Zeit über erklärte sie mir, wie besorgt sie gewesen sei. Nachdem ich sie verabschiedet hatte, schrieb ich Saja eine Nachricht. Ich wollte wissen, wie es ihr geht. Denn auch, wenn ich Sam bis eben heile Welt vorspielte, ging mir eine Sache nicht aus dem Kopf: Warum hatte Saja Tränen in den Augen gehabt?

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