Saja - III

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Nachdem Lola gegangen war, hörte ich Musik. Irgendwie hatte ich ein Bedürfnis nach Zerstreuung, nach Ablenkung. Diese kurze Begegnung mit Sam zog mich in ein tiefes Loch. Wie immer in solchen Momenten legte ich Halestorm auf. Es war die einzige Band, die mich in Situationen wie dieser etwas beruhigen konnte. Hörte ich deren Musik beim Autofahren, so sang ich aus Prinzip immer lauthals mit. Auch, wenn singen wirklich keine meiner Stärken war.
Irgendwann bemerkte ich ein stetiges Klopfen an der Tür, welches bestimmt zehn Minuten lang anhielt. Anfangs öffnete ich die Tür nicht. Mir war nicht nach Gesellschaft. Doch scheinbar sah die Person auf der anderen Seite der Türe etwas anders. Das Klopfen wurde zu einem Hämmern und nach weiteren 10 Minuten ging ich genervt zur Wohnungstür, um selbige zu öffnen.
Ich setzte bereits an, um meinem Störenfried das Wort abzuschneiden, noch bevor selbiger überhaupt etwas hätte sagen können, doch mir blieb die Luft weg. Es stand nicht irgendein Nachbar, wie ich vermutet hatte, da. Vor mir stand ein Mädchen mit blonden kurzen Haaren, blasser Haut, alles durchdringenden grünen Augen, gekleidet in eine eine dunkelrote Jacke mit Fellkragen, schwarzen Skinny-Jeans und dunklen Vans. Sam.
"WO IST SIE?!", schrie sie mir entgegen.
Wie angewurzelt stand ich in der Tür, bis Sam es leid war, auf eine Antwort zu warten und an mir vorbei in die Wohnung stürmte. Meine Augen folgten ihr, während ich weiterhin nicht in der Lage dazu war, zu sprechen. Sam wiederholte ihre Frage. Erst jetzt realisierte ich, dass sie von Lola sprach. Sie durchkämmte die Wohnung, wobei ich seelenruhig zusah. Doch als sie im Begriff war, mein Schlafzimmer zu betreten, hielt ich sie am Arm fest und zog sie weg. Sofort löste sie sich aus meinem Griff, während sie mich zornig ansah.
"Lass mich durch diese Tür, Saja. Wenn Lola da drin ist, werde ich sie da rausholen und mit ihr zusammen von hier verschwinden. Also denk nicht dran, mich nochmal aufzuhalten!", zischte sie.
Ich stellte mich vor die Tür, versperrte ihr den Weg. Sie durfte unter keinerlei Umständen in mein Zimmer. Verzweifelt versuchte mein Gehirn meinen Stimmbändern den Befehl zu erteilen, Worte in vollständigen setzen oder wenigstens einzeln auszusprechen. Allerdings kam dieser Befehl allem Anschein nach nicht an. Verdammt! Ich stand nur da und versuchte zu verhindern, dass Sam sich an mir vorbei drängen konnte. Gott sei Dank hielt sie genug Abstand zu mir, dass sie mich nicht berührte. Dennoch gab sie nicht auf. Sie schrie mich durchweg an, ich solle ihr aus dem Weg gehen, damit sie zu Lola könne. Doch Lola war nicht hier. Nur konnte ich das Sam nicht sagen.
Was war nur mit mir los? Wieso hatte sie nach all der Zeit immer noch einen solchen Einfluss auf mich?
Plötzlich öffnete sich die Wohnungstür. Ich atmete erleichtert auf. Lola.

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