Erste Begegnung

13.9K 417 101
                                    

„Selbst ein Vogel im Käfig gib die Hoffnung auf Freiheit nicht auf."


Der darauf folgende Tag – ein SONNTAG wohlgemerkt – ging ja mal wieder gut los. Eigentlich konnte man ja am Wochenende ausschlafen. Und nur damit wir uns richtig verstehen: mein Ausschlafen bedeutet frühestens gegen elf Uhr aufwachen, noch eine Weile die Wärme genießen und sich ans Licht gewöhnen, und schließlich in Erwägung ziehen aufzustehen. Aber die Jungs hatten da anscheinend andere Vorstellungen. Vielleicht gefiel es ihnen aber auch nur mich zu ärgern.

Jared entschloss sich um acht Uhr lautstark in mein Zimmer zu rauschen, die Vorhänge aufzuziehen und mir dann noch mein Bettzeug zu klauen. Sein lautes Lachen erfüllte mein gesamtes Zimmer, aber lange würde das nicht andauern. Denn ich würde ihn dafür büßen lassen.

„JARED!!!", brüllte ich wütend und setzte mich ruckartig auf. Er ließ meine Bettdecke auf den Boden fallen, drehte sich einfach um und ging dann wieder in Richtung Wohnzimmer davon.

Immer noch sauer, griff ich in meine Tasche und zog einen kuscheligen Pullover heraus. Er war in einem einfachen Schwarz und hatte an den Ellbogen zwei weiße Balken um den Arm. Ich zog ihn mir schnell über und machte mir einen lockeren Zopf, bevor auch ich runter ging.

Dort warteten schon alle und musterten mich gespannt. Sie schienen nur darauf zu warten, dass ich austickte, aber diese Genugtuung würde ich ihnen nicht gönnen. Also setzte ich mich einfach an einen freien Platz und blickte in Richtung Küche, wo ich Emily und Sam vermutete.

„Und, gut geschlafen Sonnenschein?", fragte Jared, als ich immer noch keine Regung zeigte. Embry und zwei weitere, mir unbekannte, Jungs fingen an zu grinsen. Auch wenn sie versuchten es zu unterdrücken, konnte man es deutlich erkennen.

„Eigentlich sehr gut. Aber ich hatte zum Ende hin einen komischen Traum, weißt du? Da war so ein Arschgesicht, welches weinend in der Ecke kauerte und immer wieder um Vergebung flehte. Als ich aufwachte und dachte es wäre vorbei, da merkte ich, dass diese Person ja wirklich existiert. Nur leider sieht der Kerl in der Realität noch grässlicher aus als in meinem Traum.", sprach ich ruhig und schaute ihn mit unschuldigen Augen an. Die Jungs fingen sofort an zu lachen, nur Jared sah mich beleidigt an.

Im nächsten Moment traten Emily und Sam ins Wohnzimmer, mit jeweils einem Teller voller Pfannkuchen. Sofort bildete sich ein Lächeln in den Gesichtern der Anabolika-Typen. Ich hätte sogar schwören können, dass sie anfingen zu sabbern.

„Guten Morgen, Mika.", begrüßte mich Emily herzlich und stellte den ersten Teller direkt vor mir ab. Auch Sam nickte mir zu, wobei er mir ein kurzes Lächeln schenkte.

„Hey! Wieso bekommt die da als erstes was zu Essen?!?", beschwerte sich Jared mal wieder, aber keiner reagierte darauf. Stattdessen stellte mir Sam kurz die beiden anderen Jungs vor. Der jüngere hieß Seth. Er sah glücklicherweise noch normal aus und war nicht so ein Schrank wie die anderen. Der zweite Kerl hieß Jacob. Er passte wirklich perfekt ins Bild, der nächste mit Anabolika Problemen.

Nachdem jeder seine Portion an Pfannkuchen bekommen hatte, begannen wir zu essen. Was mir sofort auffiel war, dass Emily und ich im Vergleich zu den Jungs eine geradezu winzige Anzahl an Pfannkuchen hatten. Aber mehr als ich jetzt hatte, würde ich auch nicht schaffen.

Schon einige Minuten später hatten die Jungs alles aufgegessen, während ich noch an meinem letzten knabberte. Die Blicke der verfressenen Meute wirkten beinahe flehend. Sie starrten mich unentwegt an. Es kam mir fast so vor als würden sie mein Essen mit ihren Augen verschlingen.

„Ich werde sicherlich nicht mit euch teilen!", sagte ich ruhig und sah dabei jedem einmal in die Augen. Besonders Jared schien enttäuscht zu sein, aber das störte mich herzlich wenig. Ich witterte hier gerade eher eine Chance ihn aufzuziehen.

ungewolltes MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt