„Sei stolz auf seine Narben, nicht wegen der Geschichte und warum du sie hast, sondern weil du die schwere Zeit überstanden hast."
„Aufwachen Sonnenschein!" hörte ich eine leise Stimme. Sie kam mir so weit entfernt vor. Angesäuert murmelte ich etwas unverständliches und machte es mir auf der Rückbank noch etwas bequemer. Ich hatte meinen Kopf auf meinen Armen abgestützt und meine Beine leicht angewinkelt.
„Was dauert das denn so lange?" kam es von einer weiteren tiefen Stimme, welche mir aber unbekannt war. Es war eindeutig ein Mann, das konnte man deutlich hören.
„Sie will einfach nicht aufwachen." antwortete Jared. Kurz darauf wurde die Tür zu meinen Füßen aufgerissen und jemand zog mich plötzlich aus dem Wagen. Erschrocken keuchte ich und riss sofort meine Augen weit auf. Ich dachte schon gleich Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, aber dieses beschissene Etwas – welches es für nötig hielt mich so unsanft wie möglich zu wecken – stellte mich sicher auf meinen Füßen ab und wartete mit dem loslassen, bis ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
„Was soll das?!" keifte ich wütend und sah dabei den Unbekannten vor mir an, wieder so ein Schrank. Danach ließ ich meinen Blick etwas schweifen. Ich war umgeben von Wald, nur eine Straße ging an dem kleinen Haus vor uns vorbei. Aus besagtem Haus kam gerade eine junge Frau auf uns zu gelaufen. Schon von weitem erkannte ich einen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht.
„Ich habe einen Schrei gehört. Was ist passiert?" fragte sie beinahe panisch. Erst als sie vor mir zum stehen kam, bemerkte ich die Narben auf ihrer einen Gesichtshälfte. Es sah nicht schlimm an ihr aus, es untermalte eher ihre Schönheit auf eine andere Weise.
„Ich musste Mika ja irgendwie wecken." kam es wieder von meinem Aufwecker. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah etwas angesäuert aus.
„Das geht aber bestimmt auch sanfter. Außerdem wollen wir sie doch nicht gleich so verschrecken. Sie soll sich hier wohl fühlen." ermahnte ihn die Frau. Plötzlich wirkte der Mann überhaupt nicht mehr stark und selbstbewusst. Ich beobachtete das Geschehen die ganze Zeit über, sagte aber kein Wort. Auch Jared und Embry schwiegen.
Nach einer Weile räusperte ich mich kurz, damit ich die Aufmerksamkeit bekam.
„Ähm, dürfte ich vielleicht mal erfahren wer ihr beiden jetzt schon wieder seid?" fragte ich erschöpft, da ich immernoch müde war und kein Lust darauf hatte, einen Streit mit anzusehen.
„Oh, ja natürlich. Ich bin Emily und das ist Sam. Wir haben dich adoptiert." erklärte mir die junge Frau freundlich. „Entschuldige wegen Sam, er meint es nicht böse aber er ist nicht sehr geduldig." fügte sie noch hinzu, nachdem ich die beiden etwas genauer unter die Lupe genommen hatte.
Ich holte tief Luft. Immerhin waren sie schon mal besser, als die letzten Familien in die ich reinkam. Emily schien mir ziemlich nett zu sein und anscheinend ist sie auch der Boss im Haus. Sam hingegen hatte schon jetzt einige Minuspunkte bei mir gesammelt.
„Wollen wir vielleicht erstmal reingehen? Ich zeige dir alles und dann können wir ja erstmal was essen." schlug Emily vor. Ich nickte sofort, da mir hier draußen langsam etwas frisch wurde. Ein kurzer Blick in den Himmel verriet mir, dass es wohl auch bald regnen würde. War ja nicht gerade ein sonniger Ort an dem ich wohl oder übel für's erste leben würde.
Ich folgte Emily hinein, während die Jungs noch draußen blieben. Ich warf kurz einen Blick zu ihnen. Wie konnten sie nur in Shorts und T-Shirt in der Kälte stehen, während ich mir in meiner Jacke und langen Jeans den Arsch abfrohr? Das war doch nicht normal.
Emily führte mich also kurz durch das gesamte Haus, wobei sie mir natürlich auch mein Zimmer zeigte. Sie hatte es für mich eingerichtet und fragte wie es mir denn gefiel. Ich musste eingestehen, dass sie wirklich einen guten Geschmack hatte. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut, immerhin waren wir hier am Arsch der Welt und ich könnte wetten, dass moderne Möbelstücke für die meisten Menschen hier wie ein Fremdwort waren.
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ungewolltes Mädchen
Manusia SerigalaSam und Emily entschließen sich ein Kind zu adoptieren, da ein Waisenhaus in ihrer Nähe schließen muss und die Kinder niergends untergebracht werden können. Dieses Kind ist die 15jährige Mika. Sie hat schon ein paar schlechte Erfahrungen mit Adoptiv...