Die Hochzeit - 1

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„Wenn zwei Herzen im gleichen Takt schlagen, sollen sie das ihr ganzes Leben lang tun."


Irgendwie hatte ich Paul von dem Thema abgebracht, bevor es wieder in eine Diskussion ausarten konnte. Stattdessen flogen unsere Gedanken wieder zu dem bevorstehenden Arzttermin. Und es hatte auch keine 10 Minuten mehr gebraucht, bis wir unser Ziel erreichten.

Händchen haltend betraten wir das moderne Gebäude. In der zweiten Etage befand sich mein Frauenarzt. Paul bestand erst darauf mich die Treppen hoch zu tragen, aber das wäre mir viel zu peinlich gewesen, weshalb ich ihn einfach am Ansatz der Treppe stehen ließ und selbstständig hinauf lief.

Mit den Worten: „Ich meins doch bloß gut.", folgte mir Paul. Ich lächelte ihn zärtlich an, da ich ja genau wusste, wie er es gemeint hatte. Aber ich wollte mich nunmal nicht verhätscheln lassen.

Als ich uns dann schließlich an der Rezeption angemeldet hatte und gemeinsam mit Paul im Wartezimmer Platz nahm, fühlte ich mich sichtlich unwohl. Die Frauen und Männer um uns herum waren alle älter, vielleicht so um die dreißig. Dazu waren die zukünftigen Mütter auch schon ziemlich weit fortgeschritten mit ihrer Schwangerschaft. Wenn ich ihre Bäuche so betrachtete, bekam ich ja beinahe Angst. Wie konnte man sich denn mit so einer Kugel noch aufrecht halten? Wie sollte man damit überhaupt noch laufen können?

Oh Gott! Ich sah mich schon in ein paar Monaten verzweifelt auf der Couch liegen, weil ich einfach nichts mehr alleine konnte. Vielleicht würde ich ja nichtmal alleine vom Bett aufstehen können.

Wie sollte ich das alles nur ohne Verletzungen überleben?

Als ich meinen Blick weiter schweifen ließ, bemerkte ich, dass beinahe alle Blicke auf Paul und mir lagen. Einige wirkten überrascht, andere skeptisch, aber die Schlimmsten waren die entsetzten Blicke, die mir ein Großteil der Frauen zuwarf.

Ihre Blicke schrien mir ja beinahe entgegen, dass ich hier nicht hingehörte. Sie hielten mich für zu jung, um Mutter zu werden und da war ich vollkommen ihrer Meinung. Ich hatte ja eigentlich auch nicht vor jetzt schon ein Kind zu bekommen, ich war ja noch nicht einmal 20 Jahre alt! Allgemein stand in meinem Plan vom Leben nie, dass ich ein Kind bekommen würde. Aber nun war es eben so gekommen und ändern konnte ich daran eh nichts mehr, denn eine Abtreibung würde für mich erst recht nicht in Frage kommen.

Paul schien zu bemerken, dass mich die Blicke verunsicherten, denn er legte beschützend einen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich. Sofort lehnte ich mich an seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Als Paul mir dann auch noch einen sanften Kuss auf die Schläfe drückte, fühlte ich mich einfach wie der glücklichste Mensch im Universum.

Dennoch war ich erleichtert, als wir nach 15 Minuten endlich aufgerufen wurden. Beinahe fluchtartig sprang ich auf und zerrte Paul hinter mir her. Er gluckste nur leise vor sich hin, während ich aufseufzte.

Drinnen bei der Ärztin geschah nicht allzu viel. Sie stellte nur noch ein weiteres Mal fest, dass ich schwanger war und hielt dann einen endlos scheinenden Vortrag über Dinge, die ich während der Schwangerschaft machen sollte und was nicht. Ich hatte irgendwann einfach abgeschaltet und nickte nur noch brav, aber Paul schien sich alles merken zu wollen. Wahrscheinlich hätte er sich sogar Notizen gemacht, wenn er etwas zum Schreiben dabei gehabt hätte.

Ich konnte sein Verhalten nur belächeln. Er war einfach zu süß.


Und am nächsten Morgen war es dann auch schon soweit. Emily und Sam würden endlich heiraten.

Etwa zwei Stunden bevor die Hochzeit der beiden begann, waren wir gerade vom Einkaufen zurück. Paul war nochmal schnell los, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Ich hatte es gerade noch geschafft ihm seinen Anzug in die Hand zu drücken, da war er auch schon verschwunden. So eilig wie er es hatte, erwartete er wahrscheinlich ein Chaos bei der Hochzeit Kulisse.

ungewolltes MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt