Kapitel 8

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Ich fuhr ruckartig aus meinem Schlaf hoch uns saß schon beinahe wieder senkrecht da. Hektisch suchte ich den Eingang der Höhle ab, wo war der Tieger hin? Ich konnte in der Dunkelheit kaum etwas erkennen und erst recht nicht ob mein Wächter noch immer da war um mir meine Freiheit zu verweigern. 
Schwer atmend lehnte ich mich wieder an dem rauen Fels an, auf keinen Fall würde ich auf gut Glück versuchen aus diesem Gefängnis zu entkommen. Es wäre ja so oder so sinnlos, es herrschte tiefste Nacht, ich würde keine drei Meter weit kommen, geschweige denn die Steinwand hinunter. Müde legte ich erneut auf der unebenen Felsboden, irgendwie versuchte ich so etwas wie eine bequeme Haltung auf den rauen Untergrund zu finden. Es war kaum möglich doch auch als ich endlich eine Lage gefunden hatte die man vielleicht als annähern schmerzfrei bezeichnen konnte, wollte mich Bruder Schlaf nicht wieder in seine Wiege holen. Noch immer geisterten mir Fetzten meines letzten Traumes durch den Kopf.
Die beiden Frauen, der Fels, leuchtende Hände. Ich wusste nicht warum ich von ihnen geträumt hatte oder was es bedeutet, aber sie mussten etwas mit mir zu tun haben. Die Hände der einen Frau hatten die selben Muster gehabt wie auch meine. 
Angestrengt versuchte ich zusammen zu tragen was ich noch wusste. Sie hatten Tempelkleidung getragen, oder zumindest so etwas ähnliches und eine von ihnen hatte eine Kette getragen. Ich kannte die Symbole auf der Kette, ich konnte sie nur nicht zu ordnen, in meiner Gedankenverlorenheit begann ich die Henna Muster auf meinem Bein nachzumahlen. Diese Bewegung hatte mich schon immer beruhigt, die verschlungen Linien und verzweigten Netzt aus Farbe erinnerten mich daran das ich einen festen Platz in dieser Welt hatte, es gab mir eine gewisse Sicherheit. Ich war nie zufrieden damit gewesen Durga zu gehören, es hatte mich immer gestört an so viele Regeln gebunden zu sein, nur weil ein Haufen Menschen die Hilfe einer Göttin erbitten mussten. Dennoch es hatte mir immer Halt gegeben, mich daran erinnert wofür ich stand. Für Hoffnung, Vertrauen in die Götter und den Mut für ihre Werte einzustehen. 

Meine Hennas wurden alle paar Monate erneuert, mittlerweile schon so oft das die Haut darunter sich ebenfalls verfärbt hatte, teils musste ich sie gar nicht mehr auffrischen um sie sehen zu können. Sanft strich ich über eines der temporären Tattoos auf meinem rechten Oberarm, Amala hatte es mir aufgezeichnet. Sie hatte etwas mit der Form geschummelt und eine kleine Ergänzung am untern Rand gemacht, die als Schutzsymbol von Durga dienten.
Kurz stockte ich in meiner Bewegung, es war das selbe Muster wie auf der Kette in meinem Traum. Also mussten zumindest eine von ihnen im Tempel der Durga gedient haben.
Ein leises, bitteres Lachen bahnte sich seinen Weg durch meine Kehle und schüttelte meinen Körper. War ja klar, ich würde Durga nie los werden. Ich gehörte ihr, selbst in meinen Träumen verfolgte mich die Allgöttin. Hätte ich doch nie zu ihr gebetet, ich mochte wetten das diese Linien auf meinen Händen auch etwas mit ihr zutun hatten und das ich meine Rettung, durch was auch immer, noch bereuen würde.
Die restliche Nacht hatte ich damit verbracht mich mit Selbstvorwürfen zu quellen, wobei ich festgestellt hatte das man da ziemlich weit ausschweifen konnte, erstaunlich an was ich eigentlich allem Schuld war. Irgendwann hatte mich der Schlaf erneut übermannt und in sein Traumloses Reich geführt. 

Ein warmer Briese strif über meine Wangenknochen und kitzelte an meiner Nasenspitze, so das ich  sanft aus dem Land der Träume zurückkehrte. Müde blies ich etwas Luft durch meine Nase und tastete nach der Störquelle meines Schlafes. Meine Hand berührte etwas wundervoll weich und flauschiges, es fühlte sich fast ein bisschen an wie Fell.

Ganz vorsichtig tastete ich weiter, ein Ohr, eine Schnauze und ein Zahn. Schlagartig riss ich die Augen auf und blickte direkt auf das riesige Maul eines Tigers. Kalte Schauder liefen über meinen Körper und ich lies ganz langsam meine Hand sinken.
*Okay Tara, flipp jetzt blos nicht aus, ein Hieb von diesen Pranken und du warst einmahl* Ich war wirklich nicht gut im beruhigen, besser ich lies es gleich bleiben. In mir drohte erneut die Panik aufzukeimen und ich kniff meine Augen zusammen, als würde das Tier einfach verschwinden wenn ich es nicht mehr sah. Vielleicht konnte ich ja wieder diese Händeding machen, so wie letzten Abend. Die große Frage war nur wie das überhaupt funktioniert hatte. 
Ich streckte meine Arme weit von mir weg und hoffte einfach einmahl auf das Beste.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen einen Spalt und linse vor auf meine Handflächen. Kein glühen, aber auch kein Tiger. Verwundert schlug ich meine Augen ganz auf und entdeckte das Tier auf der Gegenüber liegenden Seite der Höhle und betrachtete mich neugierig.

Er hatte seinen Schwanz um die Pfoten gewickelt und legte den mächtigen Schädel leicht schief. Als ich mich aufsetzte folgten seine Augen jeder meiner Bewegungen, jedoch schien es mir als fehlte dabei diese jägerhafte Präzision letzter Nacht, eher glich er einer jungen Katze, die gerade auf eine neue Tierart traf. Verwundert erwiderte ich den Blick des Tieres. 
An sich war der Tiger ja gar nicht so  furchteinflössend, viel mehr wunderschön und mächtig. 
Die Raubkatze verströmte trotz ihrer enormem Größe eine gewisse Eleganz und Geschmeidigkeit. Das kupferfarbene Fell bildete mit den opalschwarzen Streifen ein feines Muster, es war einzigartig und wunderschön, kein anderes Tier trug das selbe. Doch am meisten hatte ich mich von seinen Augen täuschen lassen, sie waren nicht lodernd Gelb oder hasserfüllt, statt dessen von einen sanften Goldton. Sie ruhten vollkommen gelassen auf mir, weder aggressiv noch rastlos, so wie ich sie in Erinnerung hatte.
Meine Beobachtung wurde jedoch von der Raubkatze unterbrochen als sie sich erhob und zu Ausgang der Höhle trottete, wo sie stehen blieb mich über die Schulter hin weg betrachtet. Es war als wollte das Tier das ich im folgte. Irritiert stand ich auf und bewegte mich äußerst vorsichtig auf den Tiger zu. Mann wusste ja nie ob er es sich nicht plötzlich anderst überlegte und beschloss mich zu fressen. Vor mir stand immerhin ein Wildtier, auch wen es sich gerade wie ein Schoßhündchen verhielt. 
Der Tiger sprang mit einen einzigen Satz die Felswand hinunter und sah dann von unten herauf. Ich schüttelte leicht den Kopf und setzte mich an die Kannte des Felsens. War das gestern auch schon so verdammt hoch gewesen? Ich schluckte fest und schob mich etwas weiter nach vorne. Das konnte nicht gut gehen, niemals. Die Raubkatze gab ein ungeduldiges Schnauben von, worauf hin ich nicht anderst konnte als die Augen zu verdrehen.
"Ist ja gut, ich spring schon." erwiderte ich und stieß mich von der Kante ab.

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