Müde saß ich in der berührenden Hitze der Sommersonne, die feinen Blätter des Pipal-Baumes ober mir, spendeten kaum noch Schatten, es war dringend an der Zeit das der erlösende Regen kam und dem Dorf neues Leben einhauchen würde. Lange würden wir nicht mehr ohne frisches Wasser überleben können und unsere Brunnen begannen auszutrocknen.
Es war höchste Zeit sich den Gebeten unsere Dorfältersten anzuschließen. Zwar mochte ich noch nie einen Sinn darin gesehen haben einen Gott an zu betten der noch nie für uns da war, doch Zeiten die so trostlos waren wie die unsere jetzt, erforderten vielleicht einfach den Glauben aller, die noch etwas von ihm übrig hatten. So wenig und unehrlich er auch sein mochte.
Vorsichtig begann ich die dunklen Überreste des Hennas auf meinen Armen nach zu mahlen. Ich konnte mich an keinen Tag erinnern an dem ich nicht diese Zeichen mit mir trug. Sie standen für Hoffnung, Vertrauen und Mut, die Eigenschaften die man Durga zusprach. War doch ganz passend, immerhin war ich ihr geweiht, mein Leben gehörte dieser Göttin, ich konnte daran nichts ändern. Bei meiner Geburt hatte man mich ihr geweiht, weil das Dorf im großer Not war, welche hatte man mir nie gesagt, und man sich damals erhofft hatte das Leben eines Neugeborenen würde Durga und mit ihr, ihren Gatten Shiva gnädig stimmen. Fragt mich nicht ob es funktioniert hat, das kann ich nämlich genauso wenig sagen, wie ich wusste wann der nächste Regen viel. Ich wusste nur eine einzige Sachen, wenn kein Wunder geschehen würde, würde ich den Rest meines Lebens hier im Tempel verweilen, die Statuen putzen und die Opfergaben verteilen, ohne je weiter weg zu gehen, als bis zum Dorf um eine neue Messe anzukündigen."Tara! Hörst du mir den nie zu? Wo ist deine kleine Schwester?"erschrocken zuckte ich zusammen, mir war vollkommen entgangen das mein Vater zu mir gekommen war. Es mochte nicht das erste mal sein das mir so etwas entging, aber ich fand den vorwurfsvollen Ton meines Vaters doch etwas übertrieben, immerhin hatte ich ja nichts falsch gemacht oder etwa doch?
Immer noch halb in Gedanken, suchte ich nach einer Antwort auf seine Frage, wenn ich nur wüsste wie die gelautet hatte. Irgendetwas mit Amala, das wusste ich noch, aber was genau? Schnell ging ich alles durch was in Frage kommen würde. Hatte ich vergessen ihr bei etwas zu helfen? Nein. Hätte ich sie irgendwo abholen sollen? Eher nicht. Hatte sie wieder etwas angestellt und er suchte sie? Vermutlich, das musste es sein.
"Nein tut mir Leid aber ich habe keine Ahnung wo sie sein könnte, Papa. ich habe sie zum letzten mahl beim Frühstück gesehen." stellte ich fest und wartete auf seine Reaktion, hoffentlich hatte ich richtig getippt. Seine Mine wurde etwas fahler und ich konnte sehen, wie sich Sorge in seine Augen schlich. Manch mal fragte ich mich ob er auch für mich so empfand. Irgendwie zweifelte ich daran, er mochte mich respektieren und vermutlich auch wertschätzen, aber die bedingungslose Liebe die er meiner kleinen Schwester Tag für Tag zukommen ließ würde ich wohl nie zu spüren bekommen. Ich wusste weshalb er sie so liebte, es war weil sie das Ebenbild meiner Mutter war, und auch das letzte das sie in dieser Welt geschaffen hatte. Amala war für ihn beinahe heilig, er würde sogar seinen Tempeldienst vernachlässigen um ihr zu helfen, was wenn man bedachte das er einer der Hohen-Priester war ziemlich extrem war."Soll ich sie für dich suchen?" ich wusste das er ja sagen würde und so konnte ich zumindest für eine kurze Zeitspanne dem Tempeldienst entkommen. Er nickte nur wandte sich grübeln von mir ab.
Endlich hatte ich eine Aufgabe, Amala zu finden war nicht sonderlich schwer, ich kannte so gut wie jedes ihrer Verstecke, ob nun unten im Dorf oder hier im Tempel war dabei vollkommen irrelevant. Meine kleine Schwester liebte alles was süß war, daher war meine erste Wahl un sie zu finden natürlich Kan's Stand, der ältere Mann verkaufte oft getrocknete Früchte und andere kleine Leckereien, denen Amala nicht wieder stehen konnte.
Er sah mich schon von weitem kommen und ich konnte das Grinsen auf seinem Gesicht sehen, er wusste warum ich hier war.
"Schau einer an, meine zweit beste Kundin im ganzen Dorf." ich musste über diese Begrüßung leicht schmunzel, wegen dem Tempeldienst kam ich oft um etwas Süßes für die Opfergaben zu kaufen oder eben um etwas zu haben dem Amala nicht wieder stehen konnte. Die Einzige die noch mehr hier kaufte war Amala selbst, beziehungsweise mein Vater, der ihr fast jeden Tag Süßigkeiten kaufte. "Hast du sie gesehen?" fragte ich und betrachtete die Auswahl auf seiner Theke. "Ja, sie ist auf dem Marktplatz, eine Gruppe Schauspieler ist hier auf der Durchreise und macht Rast." erstaunt hob ich eine Augenbraue, wir waren doch viel zu weit abgelegen als das es sinnvoll wäre hier Rast zu machen, die nächste Stadt war gut drei Tagesmärsche entfernt.
Ich lächelte Kan dankend an und wollte mich schon zum gehen wenden als der alte Mann noch einmahl seine Stimme hob.
"Tara warte doch bitte ganz kurz, ich habe hier noch etwas für dich." verwundert folgte ich Kan um seine kleine Hütte herum. Ich wusste das er hier hinten sein Lager hatte, mir war aber dennoch immer noch nicht klar warum er wollte das ich ihm folgte.
Kurz durch suchte er ein paar der Kisten un kehrte dann mit einem strahlenden Lächeln zu mir zurück. "Hier meine Gute, ich weiß du darfst keine Süßigkeiten essen, wegen dem Tempeldienst und so. Aber das hier sind streng genommen keine richtigen Süßigkeiten." er öffnete vorsichtig meine Hand und ließ ein paar komisch aussehende getrocknete Blütenblätter hineinfallen.
"Kan was ist das? Ich habe noch nie solche Blüten gesehen." er grinste weiter und hob leicht seinen Zeigefinger, wie um mich zu warnen ja vorsichtig zu sein. " Das liegt daran das das Hibiskusblüten sind, äußerst selten hier. Normaler Weiße dürften nur Könige und Hohe Priester solche Köstlichkeiten zu sich nehmen, aber ich denke wir können hier eine Ausnahme machen. Mein Sohn hat sie mir von einer seiner Reisen mitgebracht, eben genau für dich." während er sprach konnte Kan nicht aufhören zu strahlen, er schien sehr stolz auf diese Blüten zu sein. Ich war vollkommen gerührt von dieser Tat. Mir war es verboten Süßes zu essen, da ich ja rein bleiben sollte und der alte Mann wusste wie streng man im Tempel war und dennoch hatte er eine Möglichkeit gefunden das auch ich so etwas essen konnte. Ich war ihm unendlich dankbar, so sehr das ich gar nicht wusste wie ich mich bedanken sollte, also umarmte ich ihn einfach. Kan lachte nur "Hätte ich gewusst wie sehr du dich über dieses Geschenk freust hätte ich Mowgli viel früher losgeschickt welche zu holen." er strahlte mich an und ich konnte es ihm nur gleich tun "Vielen, vielen lieben Dank Kan, ich werde sie in ehren behalten, das verspreche ich. Aber nun muss ich los sonst finde ich Amala nie wieder."
Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von ihm und lief los zum Marktplatz, schon ein gutes Stück davor wurden die Gassen immer voller und ich hatte Probleme durch zu kommen. Nur mit vielen 'Entschuldigen sie' und 'darf ich mahl bitte' schaffte ich es schließlich auf den Platz, wo doch tatsächlich Schauspieler ihr Lager aufgeschlagen hatte und ihre Kunststücke vollführten. Mitten unter den Schaulustigen in erster Reihe konnte ich Amala sehne, wie sie plötzlich von einem der Schauspieler hochgehoben wurde und mitten in das Spektakel hinein gezogen wurde.
DU LIEST GERADE
Die 7 Siegel
FantasíaEs gibt Dinge die können dein gesamtes Leben ändern, einfach so, von eine Sekunde auf die andere. Manch mahl sehen wir vielleicht nicht gleich was diese Veränderung für uns bedeutet, aber das heißt nicht das wir die Chance nicht nützen sollten. ...