Kapitel 12

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Ich schnellte keuchend hoch, kleine Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gebildet und ich zitterte leicht. Unruhig huschte mein Blick durch die Grotte, auf der Suche nach den sieben Mädchen die gerade noch hier waren. Weder konnte ich sie noch diese blaue Leuchten sehen.
Außer mir war nur die Raubkatze noch da, welche gelassen ihr Fell pflegte. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, ich war mir ziemlich sicher das dass gerade kein Traum gewesen war und noch sicherer das ich nicht alleine hier war.
Verzweifelt sah ich mich um, doch in den langen Schatten der aufgehenden Sonne verbarg sich niemand anderst mehr. Wie konnte das nur sein, ich konnte die Präsenz einer weiteren Person fühlen, da war ich mir ganz sicher. So in meinem Gedanken versunken entging mir wie der Tiger sich zu mir gesellte und nun neugierig über meine Schulter auf das Lederbuch linste. Das Buch! Ich sprang schlagartig auf und lies das verfluchte Ding auf den Boden knallen. Es hatte die ganze Energie der Mädchen aufgesaugt, vorsichtig gab ich dem Ding einen Tritt mit dem Fuß so das es von mir weg rutschte. Ich wollte nichts mit diesem Ding zu tun haben, immerhin war vom Fluch der Durga die Rede. Ich wollte nicht verflucht werden.

Mein stummer Begleiter gab so etwas wie ein genervtes Brummen von sich und setzte dem Buch nach, nur um es zu mir zurück zu tragen. "Oh nein! Hakt das Ding von mir fern, ich lasse  mich sicher nicht verfluchen." die riesige Katze ignorierte mich und ließ das in Leder gebundene Buch vor mir auf den Boden fallen. Ich schüttelte den Kopf, einfach nur nein da machte ich nicht mit. Ich machte einen Schritt nach hinten und stieß gegen die Säule auf der das Buch gelegen hatte. Mit seiner Schnauze schob der Tiger das Ding näher an mich heran und betrachtete mich auffordernd aus den goldenen Augen.
"Nein, tut mir Leid. Ich bin dir hier her gefolgt, ich hab eine Wand geöffnet und all diese Zeug, aber hier ist Schluss für mich. Das ist einfach zu viel. Ich will nicht mit dieser Sache zu tun haben." Ich konnte selbst nicht glauben das ich mich gerade vor einer Raubkatze rechtfertigte das ich ein magisches Buch nicht angreifen wollte. Das war alles viel zu viel für mich, ich drehte am Rad, anderst konnte es gar nicht erst sein.
Ich war entschlossen mich nicht länger mit diesem Thema auseinander zu setzten und stapfte missmutig auf den Ausgang der Grotte zu. Ich konnte hören das der Tiger mir folgte, aber es interessierte mich nicht mehr. Das alles hier war erledigt für mich. Aus und vorbei. 

Ich ignorierte den muffigen Gestank in dem schmalen Gang und auch das stätige tappen der Tigerpranken auf dem kalten Felsboden hinter mir. Zum Glück hielt das Tier etwas Abstand, ich wäre nicht begeistert wen dieses Monster an Wesen direkt hinter mir gehen würde, ob es mir friedlich gesinnt war oder nicht. Ich fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart, die Raubkatze war einfach bedrohlich, durch ihre Größe und Wildheit die sie ausstrahlte. Auch wenn es mittlerweile ein paar Tage her war, standen mir immer noch die Bilder des toten Mannes vor Augen, die reine Mordlust in den Augen des Tiger damals. Ein kalter Schauder jagte mir den Rücken runter, ich wollte nicht länger an diesen Tag denken, ich wollte gar nicht mehr an irgendetwas anders denken als daran wie ich zurück nach Hause kam. Zu meinem Vater und meiner Schwester. Zu Kan der sich immer freute mich zu sehen, sein Sohn Mowgli der mich immer zu lachen brachte. Zurück in den Tempel, zu meinem geregelte Tagesablauf, wo meine größte Sorge war, ob es noch genug Blumenschmuck gab.

Stumm wanderte ich so vor mich hin, ich konnte schon das Licht des Einganges erkennen. Fast automatisch wurden meine Schritte schneller, ich wollte zurück ans Tageslicht und all diesen Blödsinn vergessen. Mir war gar nicht bewusst gewesen wie bedrückend diese Höhle gewesen war, bis ich hinaus ins Freie trat. 
Die letzen Reste der kühlen Nacht hingen noch in der Luft und auf den Blätter der Büsche konnte man noch ein paar Tautropfen erkennen. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und streckte vorsichtig die Hand nach einem der Tropfen aus. Die noch schwachen Strahlen der Sonne brachen sich auf der runden Oberfläche und mahlten ihre ganz eigenen wunderschönen Muster auf das Blatt. Als meine Fingerspitze den Rand des Blattes berührtet löste sich der Tropfen und floss auf meinen Nagel. Fasziniert hob ich meine Hand und platzierte den kleinen Tropfen so in der Sonne das sich ihr gesamtes Farbspiel darin brach. 

"Du hast eine gute Wahl getroffen Ravin. Sie ist wirklich einzigartig." die etwas raue Stimme ließ mich erschrocken zusammen zucken. Verwirrt sah ich mich um, bis ich eine alte Frau entdeckte die auf einen der Felsen sah, welche aus der Wand gebrochen waren. Der Tiger saß selbstzufrieden neben ihr und genoss ein paar Streicheleinheiten von der Alten. Auf ihrem Schoß konnte ich das Buch aus der Grotte erkennen, hat der Tieger es etwa mitgenommen. Vorsichtig trat ich einen Schritt näher an sie her und beugte die Frau misstrauisch. Was machte sie? Wie kam sie überhaupt hier her? Das wettergegerbte Gesicht der Frau verzog sich zu einem leichten Lächeln und sie bedeutete mir näher zu kommen. Immer noch verunsichert folgte ich ihrer Einladung, auch wen ich mir nicht sicher war ob ich es wirklich als solche verstehen konnte. "Komm ruhig näher Kind, ich will dir nichts böses." ich seufzte und überwand die letzten Meter zwischen uns, bis ich direkt vor ihr stand. 
Sie war wirklich als, ihre Haare hatten eine silbrig weiße Farbe und die Falten in ihrem Gesicht waren so tief, wie ich selten welche gesehen hatte und dennoch strahlte sie eine gewisse Schönheit aus. Sie musste einst sehr hübsch gewesen sein. 
"Setzt dich doch, keine Sorge ich beiße nicht und das Ravin hier dir nicht tun kann weißt du ja vermutlich schon." ich war immer noch viel zu baff über ihr plötzliches Auftauchen als das ich richtig Antworten hätte könne, daher nickte ich nur leicht und ließ mich vor ihr in die Knie sinken. "Du fragst dich sicherlich wer ich bin oder?" erneut bewegte ich zur Antwort nur leicht meinen Kopf, ich wollte es wirklich wissen, aber noch viel mehr interessierte es mich wie sie es gerade schaffte einen ausgewachsenen Tiger den Kopf zu kraulen ohne auch nur eine Mine zu verziehen.  

"Nun mein Name ist Nisa, " hellhörig hob ich den Kopf, diesen Namen kannte ich eines der Mädchen aus meinem Traum hatte so geheißen. Die Frau schmunzelte und nickte, als wüsste sie an was ich dachte "Du musst wissen ich lebe schon sehr lange hier, seit die Tempel damals zusammengebrochen sind." ihr Blick wurde eindringlicher "Kannst du dir vorstellen wer ich bin." wieder konnte ich nichts weiter als Nicken, ja ich war mir ziemlich sicher zu wissen wer sie war. 
"Gut, dann haben dir die Visionen sicher schon einen Teil meiner Geschichte verraten. Keine Sorge sie werden bald nicht mehr so oft kommen." skeptisch hob ich eine Brauen, diese Visionen wie sie meine Träume nannte, waren mir wirklich suspekt. 
"Sind sie wahr?" fragte ich leise, ich hoffte nicht, denn das was ich aus ihnen mitbekommen hatte, klag nicht schön. Eine kaum merkbare Traurigkeit breitet sich in ihren Augen aus als sie zu einer Antwort ansetzte. "Ja, was du da siehst sind Teile meiner Geschichte, nun nicht nur meiner genau genommen sonder auch von deiner." erstaunt hob ich eine Augenbraue. "Es gibt sehr viel das du noch erfahren musst, und du wirst auch alles zu rechten Zeit erfahren, aber eines kann ich dir hier und jetzt sagen. Vor dir liegt ein sehr langer Weg und eine Aufgabe die nicht einfach zu lösen wird. Aber ich vertraue darauf das du es wirst. So und jetzt komm mit, ich denke es wird Zeit das du mahl was richtiges zu Essen bekommst." Mit diesen Worten stand sie auf und steuerte zielsicher in den Wald. Ich war viel zu verwundert und überfordert, als das ich irgendetwas hinterfragen würde. Und so folgte ich ihr einfach in die Tiefen des Dschungels zurück, in dem mein Abenteuer begonnen hatte.

Die 7 SiegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt