Kapitel 14

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Noch immer betrachtet ich die schlafende Raubkatze, während Nisa irgendetwas in der Küche herum werkelte. Er sollte also ein Adliger sein, naja hochnäsig genug war der Tiger ja eindeutig gewesen. Wie es wohl war seine wahre Gestallt aufzugeben? Ich war mir nicht sicher ob ich bereit dazu gewesen wäre. Immerhin hatte er ja im Grunde sein Leben geopfert um einem höheren Zweck zu dienen, an den ich nicht einmahl wirklich glaubte. 
Mein Gedankengang wurde von Nisa unterbrochen, die mit einem komisch riechendem Krug aus der Küche zurück kehrte. Sie stellte ihn vor mir ab und ich konnte einen Blick auf den komisch grün-braunen Inhalt werfen. 
"Nun es wird Zeit, zu sehen ob du wirklich die bist die uns helfen kann." meinte sie und bedeutet mir meine Hände auszustrecken. Vorsichtig reichte ich sie ihr und konnte nicht anderst als meinen Mund angewidert zu verziehen als sie mir den zähflüssigen Trank über die Handflächen lehrte. Ich zuckte leicht zurück, aber Nisa Griff um meine Handgelenke war fest und verhinderte jede Bewegung. Ich zog scharf Luft ein als meine Hände zu brennen begannen, geschockt starrte ich auf sie. Was war das nur für ein Zeug? Es ätzte enorm und ich wollte unbedingt das es aufhörte, doch es wurde einfach nicht besser, sonder nur schlimmer. Wieder begannen meine Hände zu schimmer und an den Stellen wo das bläuliche Licht durch den Trank durch zu schimmern begann, hörte der Schmerz nach und nach auf. 
Nisa lächelte zufrieden in sich hinein und ließ endlich meine Hände los. "Was sollte das den bitte?" fuhr ich sie aufgebracht an und versuchte die Reste der widerlichen Flüssigkeit mit meinem Gewand abzuwischen. "Nichts weiter, ich wollte nur sehen wie stark die Magie in dir ist." ich schüttelte nur genervt den Kopf und tröpfele etwas von dem mittlerweile kalten Tee auf meinen Handrücken. Es beruhigte das Brennen zumindest teilweise, erleichtert atmete ich aus und funkelte Nisa wütend an. Doch sie interessierte sich nicht weiter für mich, sonder war zu dem Tiger gegangen, den sie nun vorsichtig mit ihren Fuß anstupste. Missmutig öffnete das Tier seine Augen und warf einen fast schon genervten Blick in ihre Richtung, denn ich vollkommen nachvollziehen konnte. Nisa war wirklich nicht gerade die angenehmste Zeitgenossin die man sich wünschen konnte. "Hör auf so drein zu schauen, wir haben einiges an Arbeit vor uns. Deine Aufgabe ist nämlich erledigt und es wird Zeit für dich die Nächste zu bewältigen." schlagartig war der Tiger auf den Pfoten und musterte die Alte ausgiebig. "Jaja, du hast mich schon richtig verstanden. Tara komm hier her." verwundert folgte ich ihren Befehl, beschloss aber insgeheim das es an der Zeit war diesen Leuten zu erklären das sie mich nicht einfach ständig herumkommandier konnten, das machte der Tiger ja schon ausreichend. 
Nisa hielt mir ihre schrumplige Hand auffordernd entgegen, erst jetzt viel mir auf das auf ihren Händen sie selben Muster zu sehen waren wie auf meinen, nur schon sehr viel blasser ohne wirklich fest Ränder. Ich war mir nicht sicher ob ich Nisa vertrauen konnte, das letzte mahl als ich ihr meine Hand gereicht hatte war das ja nicht wirklich gut ausgegangen. Die Entscheidung wurde mir jedoch abgenommen da sie meinen Arm einfach packte und festhielt, sodass ich ihn nicht mehr zurück ziehen konnte.

Das Brennen von vorher setzte erneut ein und fast augenblicklich schimmerten meine Handflächen auf. Das schwache Licht übertrug sich aber fast augenblicklich auf Nisa, die es wiederum auf den Kopf des Tigers übertrug. Langsam umwand das Licht den gesamten Körper des Tieres. Je mehr des Lichtes sich um den Tiger wand des heftiger schmerzte mein Kopf und ich fühlte eine Taubheit in meinen Glieder sie sich nicht abschütteln ließ. Gebannt betrachtet ich wie die feinen Fäden das Tier umspannten und ihre Magie wirkten, ich konnte beinahe nichts mehr erkennen, zum einen durch das immer stärker werdende Glühen zum anderen weil sich mein Blick immer mehr verschleierte.
Dann war es ganz aus, ich spürte genau noch wie meine Knie nachgaben und ich auf den Boden aufschlug. Das wars dann auch, ich driftet vollkommen weg. Die Dunkelheit bot mir ihre Ruhe und Kälte eine willkommene Abwechslung für mich. Ich konnte von irgendwo weit weg die Stimmer meiner Schwester hören, sie klang besorgt, fast schon ängstlich. Aber es war mir egal, zum ersten mahl seit einer Ewigkeit, gab es wirklich gar nichts das ich machen musste. Kein Vater der mich hetzte, keine Schwester die wollte das ich ihr den Rücken deckte, kein Tiger der mich durch den Wald scheuchte und kein alte Frau die mir Säure über die Hände lehrte. Einfach gar nichts. Es hatte etwas beruhigendes, ich schwebte einfach nur im Nichts herum, spürte nichts, hörte nichts, fühlte nichts. Es war wundervoll.

Mein Kopf schmerzte höllisch als ich versuchte meine Lider zu öffnen, noch nie zu vor hatte ich solche Schmerzen gefühlt, es war als würden mir tausende an Nadeln durch die Schläfen in das Innere meines Kopfes gebohrt. Ein leises Stöhnen glitt über meine Lippen und ich drückte meine Handflächen gegen die schmerzenden Stellen. Warum tat das so weh? Ich schaffte es mich irgendwie daran zu erinnern was passiert was bevor ich zusammen gebrochen war. Nisa hatte meine Kräfte gestohlen, oder wie man das sonst nennen wollte. Auf jeden Fall war es nicht gerade angenehm gewesen. Erst jetzt bemerkte ich das ich wieder auf meiner Matratze lag. Wie hatte ich es hier her geschafft? Ich hatte wirklich keinen Plan. Vorsichtig stemmte ich mich ein Stück hoch, sackte jedoch fast augenblicklich zurück auf die Matte, es war als hätte man mir jegliche Kraft auf den Muskel gesaugt. 
"Du bist wach. Sehr gut. Keine Sorge die Schmerzen lassen sehr bald nach." Nisa war um den Raumtrenner herum gekommen und stand nun in dem kleinen Privat Bereich den sie mir eingeräumt hatte. Augenblicklich schob ich mich näher an die Wand heran. Mir stand noch deutlich vor Augen wie sie meine Hand gepackt hatte und diese Leuchten erzwungen hatte. 
Sie lächelte mich doch tatsächlich auch noch an als sie sah wie ich auf ihr Erscheinen reagierte und kniete sich vor meiner Schlafstelle hin. "Du musst keine Angst haben, das war eine einmalige Sache. Du musst verstehen ich wollte das nicht, aber wir brauchen Ravin noch und bis du selbst so weit bist um deine Kraft gezielt einzusetzen." misstrauisch betrachtete ich sie, verließ aber etwas meine Abwehrhaltung. "Ich verspreche dir das ich das nie wieder tun werde. Und jetzt komm mit, du siehst grauenhaft aus und solltest etwas essen." Nur langsam folgte ich Nisa bis zum Tisch wo eine große Schüssel mit Reis und Gemüse auf mich wartete. Sofort war mein Misstrauen ihr gegenüber vergessen, ich hatte wirklich riesen Hunger. Der Reis schmeckte köstlich und fast vergaß ich warum ich gleich nochmal sauer auf Nisa war, wenn ich nicht mit jeder Bewegung die mittlerweile weißen Linien auf meiner Hand in meinem Blickfeld erschienen. Sie erschienen mir wie eine Mahnung, das nichts mehr jemals wieder so sein würde wie es bis jetzt war. Ein leises Seufzen  lag auf meinen Lippen und mir verging ziemlich rasch der Appetit. "Werde ich jemals wieder nach Hause zurück kommen Nisa?" fragte ich und konnte selbst hören wie unsicher meine Stimme klag. So oft ich mir auch gewünscht hatte aus meinem Heimatdorf und all den Aufgaben weg zu dürfen, jetzt konnte ich mir nichts vorstellen das ich lieber täte, als zurück zu meiner Familie zu gehen. 
Ganz kurz schien etwas wie Trauer über das Gesicht der alten Priesterin ehe sie mir antwortet: "Nein.", kaum hatte sie es gesagt verließ sie auch schon den Raum als wollte meine Reaktion nicht sehen. Stumm saß ich da und starrte einfach vor mich her, irgendwoher hatte ich es schon gewusst, doch es ausgesprochen zu hören versetzte mir noch einmal einen einen heftigen Schlag.

Ich würde niemals zurück können.

Die 7 SiegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt