Geheimnisse

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Heute ist es so weit, Coris Geburtstagsfeier. Meine Mom hat, wie bereits erwartet, Wind davon bekommen und mich dazu verdonnert, unbedingt dort hin zu gehen. Ein Geschenk hat sie auch schon besorgt. Ich habe zwar keine Ahnung was es ist, aber wenigstens musste ich es nicht aussuchen. Frauen wissen sowieso besser, was andere Frauen sich wünschen. Obwohl es mir bei Cori sogar leicht gefallen wäre. Irgendein Parfüm, Haarspangen oder ähnliches. Sachen die ein Junge nicht braucht und für Mädchen unverzichtbar sind.

Mit Daven habe ich seit dem letzten Besuch beim Teich recht wenig geredet. Wir sind auch nicht mehr zu dem Tümpel gegangen, was mir sogar ganz recht war. So konnte ich mich mal entspannen und die Fassade des fröhlichen Jungen wieder Aufbauen, ohne nochmals aus der Bahn geworfen zu werden. All die Gefühle, die wie Bienen um mich herumschwirren, die ich nicht einfach verjagen konnte, hatten mich derart beeinflusst und irritiert, dass es mir schwerfiel, das Geschehene zu verdauen und zu verarbeiten. Wenn das so weiter geht, muss ich die Freundschaft zu ihm beenden. Er verwirrt mich und seine pure Anwesenheit macht mich nervös. So leid es mir tut, aber ich denke nicht, dass es anders funktionieren wird. Das muss er akzeptieren, ob er will oder nicht. Aber bevor ich den Teufel an die Wand male, sollte ich mit Vincent reden, vielleicht weiß er einen Rat. Immerhin ist er Psychologe, er muss mir doch helfen können!

Natürlich hat er mich am Abend, als er mich mit Daven gesehen hatte, angerufen und gefragt wie es mir geht, da ich so schnell verschwunden war, doch sonst hatten wir uns wenig zu sagen. Am Anfang war ich sauer auf ihn und hatte zugleich Angst, dass er mich mit Fragen oder ähnlichem bedrängen würde, aber ich habe mich geirrt. Er hat keine Fragen über Daven gestellt, sondern sich nur nach mir Erkundigt. Wahrscheinlich dachte er, dass ich irgendetwas angestellt hatte oder etwas vor ihm verschwieg. Am Montag werde ich zu ihm gehen und ihn darauf ansprechen. Er ist der einzige, dem ich davon erzählen kann.

Das Verhältnis zu meiner Mom hat sich ein wenig gebessert. Nachdem Vincent mit ihr gesprochen hat, war sie wieder so wie vorher. Es liegt zwar eine gewisse Spannung in der Luft, aber die extreme Bemutterung hat komplett aufgehört. Vielleicht ist sie sauer, dass ich mich über ihr Verhalten aufgeregt habe und zu Vincent gerannt bin. Die "Familienkonfernz" hat übrigens schon stattgefunden und meine Prophezeiung ist eingegangen. Ich saß stumm auf dem Sofa, während Mom meinem Dad die Situation zu schildern versuchte. Obwohl Mom anscheinend den Eindruck hatte, dass Dad das Ganze gut aufgefasst hat, merkte ich wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann. Auch die kaum merkliche Veränderung seines Gesichtsausdrucks war mir nicht entgangen. Sein Verhalten mir gegenüber scheint jetzt noch kühler, als zuvor. Da trifft es sich ganz gut, dass er sich wieder aus dem Staub macht, was meiner Mom natürlich garnicht in den Kram passt. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Mich hat er schon längst abgeschrieben.

Schlecht gelaunt komme ich in der Turnhalle an, stelle mein Geschenk zu den anderen auf den Tisch und hole mir was zu trinken. Meine Mom hatte plötzlich die glorreiche Idee mir von Dad eine Krawatte umbinden zu lassen, was ich lautstark zurückwies. Immerhin ging ich nur auf eine Party von Cori und nicht auf die Beerdigung des Bischofs! Ich wollte nicht wie geputzt und gestriegelt in der sonst nach Schweiß riechenden Turnhalle erscheinen. Sie macht einfach zu viel Wirbel um nichts.

Als ich mir etwas zum trinken einschenke, erhasche ich einen kurzen Blick auf die Gastgeberin, welche in einem tief blicken lassendem, kurzen, blauen Samtkleid über das Parkett huscht und einigen Leuten die Hände schüttelt, andere aus dem engeren Bekanntenkreis, sogar umarmt. Der DJ spielt die ersten Songs zum Warmwerden und einige wenige verirren sich auf die improvisierte Tanzfläche.

Mich nervt dieser Abend jetzt schon. Den alkoholischen Getränken bleibe ich intuitiv fern, als ein lautes Gekreische meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt und ich die nervige Lärmquelle ausfindig mache. Cori quietscht begeistert vor sich hin, wie auch viele der anderen Mädchen, als sie Daven sehen. Kurz mustere ich ihn, sein kurzes, königsblaues, einganliegendes Hemd und seine dazupassende Hose. Und Mom wollte, dass ich hier mit Anzug und Krawatte aufkreuze! Gut dass ich mich noch heimlich umgezogen und mich für eine schwarze Jeans und ein basaltgraues Hemd, welches lässig über die Jeans fällt entschieden habe.

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