Everything is gonna be okay

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Deans Atem ging schwer und unregelmäßig. Irgendwie hatten die Drei es bis zum Impala geschafft. Jesse lag auf der Rückbank, sein Kopf ruhte in Jays Schoß. Mit ruhiger Stimme redete sie auf ihn ein, sagte dass alles wieder gut werden würde, doch ihre Hände zitterten, während sie unablässig durch sein schweißverklebtes Haar fuhr. Der Jäger sah alles andere, als gut aus. Sein Gesicht war leichenblass, seine schwarze Kleidung klebte vor Blut, Dreck und Schweiß. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Dean aus, als er im Rückspiegel erkannte, dass sich die Polster seines geliebten Wagens bereits rot färbten. Das würde er nur schwer wieder rauskriegen. Augenblicklich schob er den Gedanken wieder beiseite und schüttelte beschämt den Kopf. Die dreckigen Rücksitze waren gerade wirklich sein kleinstes Problem.
Vor Ort hatten sie keine Möglichkeit gehabt, um Jesses Schusswunden richtig zu behandeln. Doch in diesem Aufzug konnten sie auf keinen Fall in ein Krankenhaus. Insgeheim rechnete Dean damit, dass Jesse es nicht schaffen würde. Vier Kugeln hatten ihn ungehindert, von hinten in den Rücken getroffen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Dean konnte nur zwei Kugeln entfernen und höchst wahrscheinlich wurden seine Organe ernsthaft perforiert.
Jay war so auf ihren Freund fixiert gewesen, dass sie sich nur widerstrebend von ihm gelöst hatte, damit er ihre Stichwunde notdürftig verbinden konnte.
Jetzt raste der Impala über eine lange, leere Landstraße durch die Nacht. In Richtung des Redford Anwesens. Die Fahrt würde nicht länger als fünfzehn Minuten dauern, doch Dean graute es vor ihrer Ankunft. Zuvor hatte er mit Sam telefoniert. Seinem Bruder ging es zum Glück gut, alle Vampire waren tot. Doch als Sam ihm beichtete, dass Mason es nicht geschafft hatte, musste Dean heftig Schlucken. Er mochte den großen, dunkelhaarigen Jäger von Anfang an und er wurde das Gefühl nicht los, dass sie an seinem Tod Schuld waren. Warum in Lucifers Namen starben alle guten Menschen in ihrer Nähe? Verzweifelt hoffte Dean, dass wenigstens Jesse durchkommen würde. Bei dem Gedanken trat er das Gaspedal weiter durch, vielleicht könnte sein Bruder ja noch ein Wunder bewirken. Aber nur vielleicht. Sein Blick glitt wieder in den Rückspiegel, zu Jay. Er machte sich Sorgen um sie, die Jungs waren ganz offensichtlich das Einzige was sie hatte und brauchte.
Bisher hatte er es nicht übers Herz gebracht, ihr von Mason zu erzählen. Dean wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ihr ergehen würde, sollte sie Beide in einer Nacht verlieren. Immer wieder glitt sein Blick zwischen Rückbank und Straße hin und her. Gerade schien Jesse seiner Freundin etwas zuzuflüstern, Dean verstand ihn allerdings nicht. Doch es konnte nichts beruhigendes gewesen sein, denn schlagartig wich auch das letzte bisschen Farbe aus ihrem Gesicht. Die Jägerin war inzwischen mindestens so bleich, wie ihr sterbender Freund.
Am Rande nahm Dean wahr, wie die Jägerin plötzlich begann an Jesses Schultern zu rütteln. Panik schlich sich in ihre, bis dahin so ruhige, Stimme, als sie immer lauter wurde.
Angestrengt starrte Dean auf die Straße. Er konnte die Panik, die Verzweiflung und das Leid in Jays Augen nicht mehr ertragen. Nur noch ein paar Minuten. Halte nur noch ein paar Minuten durch, Jesse.

Mit quietschenden Reifen hielt Dean auf dem Rasen, vor der großen, modernen Villa. Sein Bruder saß auf den Marmorstufen und blickte etwas verwirrt auf, als der Wagen nur wenige Meter vor ihm zum Stehen kam. Dean fiel ein riesen Stein vom Herzen, Sam sah zwar ziemlich fertig aus, ein großer blauer Fleck prangte auf seinem Kinn, aber ansonsten war er wohl auf. Das konnte man allerdings nicht von dem Jäger auf seiner Rückbank behaupten. Als er sich auf seinem Sitz umdrehte, fuhr ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Jay hatte inzwischen aufgehört ihren Freund anzuschreien, stattdessen krallte sie sich verzweifelt an seinen Oberkörper. Vorsichtig streckte Dean seine Hand aus, um den Puls zu überprüfen. Nichts. Die Haut des Braunhaarigen war totenbleich, verschwitzt und unnatürlich kühl. Verdammte Scheiße! Behutsam schloss er die Augen des Jägers und stieß einen frustrierten Laut aus. Eine bedrückende Stille entstand. Das Worst-Case-Szenario war eingetreten. "Wo ist Maze? Ich...ich brauche ihn hier.", durchdrang Jays zittrige Stimme die Stille. Ratlos schaute Dean seinen Bruder an. Der fasste sich letztendlich ein Herz, als Jay anfing rastlos die Gegend abzusuchen. "Mason hat es nicht geschafft...Es tut mir so unendlich Leid, Jay." Viel schonender und taktvoller hätte man es wohl nicht ausdrücken können. Verständnislos schaute die Jägerin Sam an. "Nein", antwortete sie schroff. "Jay. Ich musste seine Leiche selbst aus dem Haus tragen. William Redford hat ihm eine Machete in die Brust..." Ungläubig schlug Dean ihm auf den Hinterkopf. Wie unsensibel kann man denn bitte schön sein? Dennoch wollte Jays Verstand diese Information erst akzeptieren, als Sam auf den eingewickelten Körper, am Fuß der Treppe, deutete.

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