Erleichtert wandte sie sich wieder dem Mann zu. Er stand über ihr und musterte Jay von oben bis unten. "Wer bist du?", sprach er die Frage aus, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Erschöpft stand Jay auf, ohne auf den Schmutz oder das Blut zu achten, welches an ihr klebte. "Mein Name ist..." Sie zögerte. "Nenn mich Jay." Ihr gegenüber nickte. "Ich bin Dean. Was zum Teufel machst du hier?" "Dasselbe könnte ich dich auch fragen", erwiderte sie unbeeindruckt. "Ich bin ein Jäger. Ich jage Monster wie den hier..." Er deutete auf die Leiche. " Schon mein ganzes Leben lang." Abwartend blickte er sie an. "Na danke, gleichfalls."
Erst jetzt hatte sie die Gelegenheit Dean zu betrachten. Er war einen halben Kopf größer als sie, sein Gesicht war sehr feingliedrig für einen Jäger, seine Augen wirkten verschlossen und alles an ihm strahlte die Entschlossenheit eines Jägers aus.
Doch er unterbrach ihre Gedanken. "Ich glaube, wir sollten uns unterhalten.""Du und deine Freunde fahrt also einfach von Fall zu Fall, versucht um die Runden zu kommen und jagt, was euch so unter die Augen kommt", fasste Dean zusammen und blickte zu Boden. " Kommt mir bekannt vor.", fügte er belustigt hinzu.
Beide standen sich gegenüber. Jay hatte das Motorrad ihres Freundes inzwischen aus dem Wald geholt und neben Deans Impala abgestellt. Mit verschränkten Armen lehnte sie an der kühlen Maschine. "So könnte man es ausdrücken. Maze ist diesem Typ bis hierher gefolgt, ich war so schnell wie möglich hier, aber ich konnte ihn nicht finden. Und Jesse geht auch nicht an sein Handy.", antwortete sie, bemüht die Besorgnis aus ihrer Stimme zu verbannen. Normalerweise war sie nicht so überfürsorglich, doch die letzten Wochen und Monate waren ziemlich nervenaufreibend, außerdem waren ihre Freunde alles was sie hatte. Aber Jesse und Maze waren schon immer sehr gute Jäger und konnten gut auf sich aufpassen.Sie zuckte zusammen, als warme Finger ihr Stirn berührten. Jay war in Gedanken so stark versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie Dean näher gekommen war. "Geht es dir gut? Du solltest das behandeln lassen." Als er seine Hand wieder zurücknahm klebte frisches Blut an seinen Fingern. "Es ist alles in Ordnung. Ich muss meine Freunde finden.", antwortete sie und blickte wieder auf ihr Handy. Immer noch keine neue Nachricht. Langsam machte sich Kälte und Erschöpfung in ihr breit und sie begann zu zittern. Unwillkürlich vergrub sie die Hände tief in den Taschen, von Masons übergroßen Lederjacke.
"Kann ich irgendwie helfen?", fragte Dean, als Jay ihm wortlos den Rücken zukehrte und Anstalten machte auf das Motorrad zu steigen. Sie drehte sich noch einmal um und musterte ihren Gegenüber. "Ich werde zu unserem Motel fahren, wenn du willst kannst du mitkommen. Wahrscheinlich wäre eine hilfreiche Hand nicht schlecht." Ohne weiter nachzufragen nickte Dean und stieg in den schwarzen Impala.Dean folgte Jay bis zu einem Motel etwas abseits der Stadt. Als sie angekommen waren, zeigte sie auf eine der vielen Türen, auf der in geschwungener Schrift eine dreizehn prangte. "Das ist unser Zimmer. Eigentlich müsste Jesse da sein und sein Motorrad fehlt. " Hinter den Fenstern brannte kein Licht und es war abgeschlossen. "Verdammt! Jesse hatte den Schlüssel. "Geh mal ein Stück zur Seite.", sagte Dean bestimmend, bevor er die dünne Tür mit einem kräftigen Tritt aufbrach. Die Taschenlampe in der einen Hand und die Machete in der Anderen schritt er langsam in den dunklen Raum. Hinter ihm schaltete Jay das Licht ein und trat an den Schreibtisch. Zwischen ein paar alten Büchern und leeren Bierflaschen stand ein ziemlich neuer Laptop. Das Zimmer war nicht sehr groß, mit hellen Wänden und nur spärlich möbliert. Neben dem Schreibtisch gab es nur noch ein angrenzendes Bad und zwei Betten. "Hast du nicht gesagt ihr seid zu dritt?" Jay die gerade den Laptop hochfuhr drehte sich um. Als sie Deans fragenden Blick bemerkte, musste sie sich ein Lachen verkneifen. "Bevor du fragst, nein ich bin mit keinem von Beiden zusammen. Ich teile mir abwechselnd mit Einem das Bett. Anfangs war der Plan, dass die Jungs sich ein Bett teilen und ich alleine schlafe, aber das hat immer nur damit geendet, dass einer auf dem Boden gelandet ist oder sie sich die ganze Nacht gestritten haben." Bei dem Gedanken daran musste sie grinsen. "Meistens teile ich mir das Bett mit Jesse, weil Maze sich immer total breit macht. Naja einen Vorteil hat es, ich habe immer jemanden, den ich als Kissen missbrauchen kann, ob es ihnen nun gefällt oder nicht." "Und das funktioniert alles immer so?" Das war eine Lebensweise, die Dean sich nur schlecht vorstellen konnte. Mit Sam war es im Grunde nicht anders, aber sie waren auch Brüder. Außerdem wäre es eine Lüge zu sagen, dass sie sich nicht auch manchmal gewaltig auf die Nerven gingen. "Wir kennen uns seit wir Kleinkinder sind." Jay wandte den Blick vom Bildschirm ab und blickte ihn vielsagend an. "Wenn man sich so lange kennt, dann spielt sich das eben alles so ein. Wir schlafen zusammen, jagen zusammen, essen zusammen und vermutlich werden wir auch zusammen sterben. So ist das eben." Während Dean darüber nachdachte begann Jay zu fluchen. "Verdammt Jesse, warum hast du mir nie gezeigt wie man Handys ortet?", sagte sie mehr zu sich , als zu Dean. Gerade wollte er ihr zur Hilfe kommen, als schwere Schritte vor der Tür erklungen. Instinktiv sprang Jay auf und packte ihre Klinge. Dean tat es ihr gleich.
Wenige Sekunden später standen zwei Männer in der Tür und glotzten sie verdutzt an. Der Eine war ungefähr so groß wie Dean selbst, er hatte braune Haare und unter seinem Arm klemmte ein schwarzer Motorradhelm. Der Typ hinter ihm war ein Stück größer, hatte kurze schwarze Haare und eine Hand lässig in der Tasche vergraben. Sie wirkten nicht als wollten sie angreifen.
Wie zur Bestätigung, atmete Jay laut aus, warf ihre Klinge achtlos auf ein Bett und guckte die Männer vorwurfsvoll an. "Wo zum Teufel wart ihr?" Der Schwarzhaarige ergriff das Wort. "Naja, es waren zu viele von ihnen, ich konnte dem Mädchen nicht helfen. Also habe ich mich an deren Van gehängt und bin kurz vor dieser komischen Villa abgesprungen. Im Wald hatte ich keinen Empfang und als ich das Grundstück beobachtet habe, wurde ich von so einem Vampir-Bastard entdeckt. Ich habe ihn erledigt und bin dann schleunigst abgehauen." "Genau, und kurz nachdem wir telefoniert hatten, rief Maze an, weil er sich verlaufen hatte. Ich habe ihn gerade abgeholt.", ergänzte der zweite, etwas Kleinere. Der Blick des Schwarzhaarigen , der anscheinend Maze war, wanderte zu Dean und musterte ihn abschätzend. "Und wen hast du da aufgesammelt?" Jay trat einen Schritt vor und deutet erst auf Dean und dann auf den Schwarzhaarigen. "Das ist Dean, ich habe ihn bei dem Haus getroffen, er ist auch Jäger." "Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Jesse." Der Braunhaarige streckte ihm die freie Hand entgegen und lächelte freundlich. Dean ergriff seine Hand und fand ihn sofort symphatisch. "Ich heiße Mason, aber meine Freunde nennen mich Maze." Im Gegensatz zu Jesse behielt er seine Hände bei sich, ging an Dean vorbei und warf seinen dunklen Hoodie auf das hintere Bett.
Eine unangenehme Stille legte sich über den Raum und Dean fühlte sich mit einem Mal ziemlich deplatziert. "Was ist mit deinem Kopf passiert?", durchbrach Jesse's Stimme die Stille, anscheinend fiel ihm erst jetzt auf, dass seine Freundin eine große Platzwunde am Kopf hatte. Auch Jay schien erst in diesem Moment zu registrieren, dass eine Mischung aus Blut, Erde und Gras überall an ihr haftete. "Oh, ach das. Naja, es gab da ein kleines Missverständnis und ich war abgelenkt." "Du warst was?" Jesse blickte Dean fragend an. Entschuldigend hob er die Hände. "Wie sie gesagt hat, ein blödes Missverständnis." Jesse schien die Begründung zu genügen. "Setz dich aufs Bett, ich werde das wahrscheinlich nähen müssen. Und zieh vorher die dreckigen Klamotten aus! In dem Bett muss ich schließlich noch schlafen." Brav zog sie die übergroße Lederjacke und ihre Strickjacke aus. Das schlichte graue T-Shirt, welches sie darunter trug, gab den Blick auf ihre nackten Arme frei. Auf ihren Unterarmen prangten zwei große blaue Flecke. Genau dort wo Deans Knie sie auf den Boden gedrückt hatten. Als er das sah seufzte Jesse und schaute Dean vielsagend an. "Sorry." Etwas Besseres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
Während Jesse routiniert die Kopfwunde säuberte, nähte und irgendeine Salbe auftrug, saß Dean auf einem der Stühle und beobachtete die Prozedur interessiert. Eigentlich war es nichts Neues für ihn. Doch zwischen ihnen herrschte so eine Vertrautheit, fast als würden sie sich wortlos verstehen. Dean stand seinem Bruder zwar auch sehr nah, aber dieser Einklang faszinierte ihn auf eine ganz ungewohnte Art und Weise.
"Also, was führt dich in dieses Kaff?", riss eine tiefe Stimme ihn aus seinen Gedanken. Maze reichte ihm eine Flasche Bier und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl. "Ich vermute, das Gleiche wie euch. Die ganzen verschwundenen Jugendlichen. Mein Bruder und Ich vermuten, dass es hier zwei große Vaampirfamilien gibt. Eine davon haben wir heute Abend kennengelernt. Aber wir haben noch keine Ahnung, warum sie Jugendliche entführen und warum das alles so plötzlich passiert.", fasste er knapp zusammen und nahm einen kräftigen Schluck Bier. "So weit sind wir auch schon gekommen.", schaltete Jesse sich ein, "Und ich habe vielleicht auch den Auslöser gefunden, allerdings weiß ich noch nicht, was das bedeutet. Vor drei Wochen wurden hier in der Stadt drei Leichen gefunden, die Polizei hält es für das Ergebnis eines Bandenkrieges. Aber die Todesursache wurde nur sehr schwammig umschrieben. Müsste ich raten, dann würde ich auf geköpft tippen." Diese Information war neu für Dean. Kurz dachte er darüber nach, bevor er seine Vermutung laut aussprach. "Also ein Krieg zwischen zwei riesigen, sehr alten Vampirfamilien?", er verdrehte die Augen, "Na klasse."
Warum musste er immer in so eine Scheiße geraten? Kriege zwischen Teufeln und Engeln, Kriege zwischen uralten Vampiren und nicht zu vergessen die bevorstehende Apokalypse. Hatte das denn jemals ein Ende? "Aber was hat das mit den vielen Entführungen zu tun?", stellte Jay die entscheidende Frage, während sie sich die letzten Blutreste vom Gesicht tupfte. Resigniert warf Maze die muskulösen Arme in die Luft. "Ich habe absolut keine Idee." "Vielleicht hat mein Bruder ja noch etwas herausgefunden." Dean warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach vier Uhr morgens. "Aber das kann auch bis morgen warten. Was haltet ihr davon, wenn wir uns gegen Mittag treffen und alles zusammentragen? So oder so ist das hier ein größerer Fall und ich glaube es macht Sinn, wenn wir einander helfen." Er blickte in die Gruppe. Alle nickten zustimmend. Nachdem sie ihre Nummern ausgetauscht, einen Treffpunkt und Uhrzeit abgemacht hatten, verabschiedete Dean sich. Bereits ziemlich erledigt, trat in die kühle Nacht und lief zielstrebig auf seinen Impala zu.---
Richtig zufrieden bin ich zwar nicht, aber 'Who cares?'.
LG CooPerle
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Supernatural mal etwas anders
FanficWie der Titel verrät geht es hier um Supernatural und im Besonderen um meinen Liebling. Dean Winchester. Seit Lucifers Auferstehung sind bereits mehrere Wochen vergangen und die Brüder verzweifeln langsam, an der ganzen Warterei. Um sich ein bissch...