A little party never killed nobody

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Jackson Brooks hatte nur knapp 5 Minuten in der kühlen Nacht gewartet, als er seine Verabredung erblickte. Sie stieg aus einem ihm unbekannten Auto, allein das Auto war schon ungewöhnlich genug. Jack hatte sie noch nie Autofahren sehen, doch was ihn noch viel mehr verwunderte waren die beiden Typen, die kurz nach ihr ausstiegen, Jack kannte sie nicht. Der eine hatte schwarze Haare und trug einen hellen Trenchcoat, der Andere war eher von der Sorte „gutaussehender Durchschnittstyp", doch seine gesamte Haltung hatte etwas außergewöhnliches an sich, ohne das man es genau hätte benennen können. Suchend blickte sie sich um, er winkte damit sie ihn im schummrigen Licht sehen konnte und als sie ihn endlich erkannte breitete sich ein winziges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Mit schnellen Schritte war sie bei ihm, gefolgt von ihren offensichtlich etwas misstrauischen Begleitern, doch Jack ignorierte sie und zog seine alte Freundin in eine kurze Umarmung. „Hey Jay, lange nicht gesehen. Schön dass du dich mal wieder gemeldet hast.", murmelte er in ihr Haar. Etwas zu schnell löste sie sich wieder von ihm, doch jetzt konnte er sie richtig betrachten. Äußerlich hatte sie sich kaum verändert, na gut, sie wirkte irgendwie dünner und unter ihren Augen lagen tiefe Schatten, doch nichts weiter weltbewegendes. Es war ihre Ausstrahlung die ihn irritierte, sie wirkte gestresst, unruhig und gleichzeitig viel distanzierter als er es in Erinnerung hatte. „Du hast dich verändert." „In einem Jahr kann sich viel verändern.", antwortete sie knapp, aber keineswegs unfreundlich, also beschloss er sich nicht weiter damit zu befassen. „Cas, Dean, das ist Jack, ein sehr alter Freund, wir kennen uns schon eine Ewigkeit." Die Männer nickten sie sich höflich zu. „Ja und genauso lange hast du dich nicht mehr gemeldet. Wo hast du denn Jesse und Mason gelassen? Haben sie dich am Ende doch gelangweilt?" Jack meinte es scherzhaft, doch augenblicklich verschwand Jays Leichtigkeit und ihre Miene verfinsterte sich. „Sie sind tot. Ein Unfall. Vor knapp zwei Monaten." Ihre Stimme war belegt und Jack wurde ganz mulmig zumute, das erklärte natürlich ihr Auftreten, die drei hatten sich doch gekannt seit sie noch in den Windeln waren und obwohl Jack nicht einmal die Hälfte der Zeit mit ihnen verbracht hatte, traf ihn die Nachricht. „Das tut mir so Leid, Kleine. Warum hast du denn nichts..." Mit einem ungeduldigem Kopfschüttelnschnitt Jay ihm das Wort ab, dann setzte sie wieder ein unbekümmertes Lächeln auf. „Darum geht es jetzt nicht. Meine Freunde hier reisen schon morgen wieder ab und ich dachte man wir sollten ihnen wenigstens noch den besten Ort in ganz Pennsylvania zeigen. Außerdem könnten sie mal ein bisschen Spaß vertragen, Cas hat 'nen ziemlich fetten Stock im Arsch." Flüsterte sie ihm verschwörerisch zu. Der dunkelhaarige wollte irgendetwas erwidern, überlegte es sich dann aber doch. „Na wenn das so ist." Enthusiastisch schlug Jack in die Hände und breitete die Arme einladend aus. „Willkommen im Dancehall. Die beste Musik um die Sau rauszulassen, die schönsten Bedienungen und die besten Drinks, für die die nicht tanzen wollen. Ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte." Der Schwarzhaarige – Cas – machte Augen wie ein Auto, was für sein Alter etwas ungewöhnlich war, doch Jay zog die Beiden bereits zum Eingang, bevor einer von ihnen widersprechen konnte.

Jay war noch nicht sehr oft im Dancehall gewesen, doch es hatte sich anscheinend seit dem letzten Jahr nicht mehr verändert. Offiziell war es ein Club, aber so genau konnte man das nicht sagen, den größten Platz nahm zwar die Tanzfläche ein, doch die Bar sah nicht anders aus als in jeder guten Kneipe und sogar vernünftiges Essen bekam man hier. Aber wahrscheinlich war es genau diese Mischung, die es so genial machte. Die Bereiche die der 'kultivierten Nahrungsaufnahme' – wie sie vom Besitzer selbst scherzhaft genannt wurden – gewidmet waren, waren mit gemütlichen Sesseln und Sitzecken  ausgestattet. Ihre kurze Bestandsaufnahme ergab dass sich dort im Moment ungewöhnlich viele Menschen tummelten und obwohl die riesige Tanzfläche auch nicht gerade schlecht besucht war, wirkte die Gesamtstimmung gerade etwas ermüdet. Das lässt sich ändern. Jack, der wohl gerade das Gleiche gedacht hatte, hielt ihr grinsend die Hand hin. „Also, wollen wir den Laden mal ein bisschen aufmischen?" Für einen kurzen Moment zögerte sie, es kam ihr falsch vor Spaß zu haben, jetzt wo ihre Freunde nicht hier waren und ihr Gesicht schien genau diesen inneren Kampf widerzuspiegeln. „Mason und Jesse würden wollen das du nicht trauerst, sondern eine verdammte Party schmeißst." Jacks Lächeln wurde weicher. Fragend wandte sie sich Dean und Cas zu, doch Dean nickte aufmunternd zur Tanzfläche. „Mach nur. Ich werde mal versuchen Cas an die Frau zu bringen." Dankbar formte sie mit ihrem mit ein stummes Danke, während Jack sie bereits in das Meer aus bunten Lichtern und Strobolasern zog.
Es dauerte ein paar Minuten bevor sie sich ganz lockern und auf die Bewegungen ihres alten Kumpels einlassen konnte, doch dann war wieder alles da. Ihre Bewegungen wurden sicherer, unbeschwerter, instinktiver. Der Rhythmus der Musik pulsierte in ihrem Körper, schwemmte sie davon, bereitwillig ließ sie sich von Jack herumwirbeln und nach einer Weile schaffte sie es tatsächlich einfach nur zu genießen. Bald tanzte sie irgendwo zwischen der belebenden Vergangenheit, in der es kaum schreckliches gegeben hatte und dem Schmerz, dem Hass der Gegenwart, sie tanzte solange bis alles verschwamm. Die Grenzen der Zeit und ihres Bewusstseins. Und während sie über die Tanzfläche flog, wie ein Vogel der nach Jahren zum ersten Mal die Flügel ausbreitet und in die Luft aufsteigt, kam ihr für eine Sekunde der Gedanke, dass der Tod vielleicht doch nicht die einzige Fluchtmöglichkeit sein könnte. Doch nur für eine Sekunde. 

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