Im Haus der Familie Redford herrschte geschäftiges Treiben. Alle waren extrem angespannt, der Grund war Chris Redford. Vor einer knappen Stunden hatte seine Schwester Stacy ihn auf dem Parkplatz vorgefunden. Geköpft. Eigentlich wollte sie nur sicherstellen, dass er seine Arbeit gründlich gemacht hatte. Stattdessen musste sie seinen toten Körper in ihren Wagen laden und bis nach Hause bringen. Der fürchterliche Gestank erfüllte ihre empfindliche Nase auch noch, als sie nun im großen Speisesaal ihres Zuhauses stand. Ihr Onkel William hatte sie alle zu einer Familiensitzung gerufen. Stacy stand etwas abseits und hörte der ziemlich lauten Diskussion kaum zu. Ihre Gedanken waren bei Chris. Er war schon immer ihr Lieblingsbruder gewesen. Er war nicht der erste Tote, seit dieser sinnlose Machtkampf begonnen hatte. Frank und Matthew waren zwar ihre Cousins, doch sie hatten sozusagen keine Bindung, sie waren überhebliche selbstsüchtige Arschkriecher. Und Miranda gehörte nicht einmal richtig zur Familie, war schon immer das verwöhnte Mündel gewesen, insgeheim war Stacy sogar froh, dass sie nicht mehr lebte. Ihr Vater hatte dieses erbärmliche Ding seinem eigenen Blut vorgezogen.
Doch Chris war immer ihr Anker gewesen, derjenige der sie verstand und die einzige Familie, die für sie zählte. Ihn so zu sehen. Blutverschmiert und geköpft, der Mund zu einem stummen Schrei verzerrt, es hatte ihr das Herz gebrochen.
Nach über zwei Jahrhunderten voller guter und schlechter Erinnerungen hinterließ er eine unbeschreibliche Leere. Erschrocken zuckte sie zusammen. William hatte so fest auf den Tisch geschlagen, dass seine Faust eine leichte Delle im weichen Holz hinterließ. "Wir müssen sie dafür büßen lassen!" Sagte er mit kaum unterdrückter Wut. "Ich glaube nicht, dass es die Emberchilds waren." Sagte Stacy, einer Eingebung folgend, in die Stille hinein. "Was sagst du da Kind?" Skeptisch blickte er sie an. "Ich hatte schon öfter mit denen zu tun. Vielleicht sind sie stark, aber sie sind auch Feiglinge. Niemals würden sie es riskieren entdeckt zu werden. Mitten am Tag anzugreifen ist nicht deren Stil. Nein, wer auch immer das war, es war kein Vampir." Sie starrte weiterhin den Boden an, doch nun konnte sie alle Blicke auf sich spüren. "Wer soll es sonst gewesen sein?" Ertönte die helle Stimme ihrer Mutter. Kurz überlegte Stacy, es war nur eine Vermutung, aber die einzige logische Erklärung. "Jäger. Die letzten Wochen waren wir ja nicht gerade unauffällig. Es ist ein Wunder, dass sie solange auf sich warten ließen." Endlich blickte sie auf. In die tiefblauen Augen ihres Onkels. "Onkel, bitte erlaubt mir sie auszuschalten. Sie sollen für büßen, für Chris." Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten, sodass sich ihre Fingernägel sich schmerzhaft in die Handflächen gruben. "Ich verstehe, dass du deinen Bruder rächen willst. Aber wir sind geschwächt." Seufzend strich sich der Alte durchs weiße Haar. "Die bittere Wahrheit ist, dass wir so gut wie verloren haben." Diese Erkenntnis war für alle Anwesenden wie ein schlag in die Magengrube. Eigentlich war es schon länger kein Geheimnis mehr, doch wenn es sogar William, der mächtigste von ihnen aussprach, dann war die Hoffnung so gut wie verloren. "Und wenn wir die Jäger nutzen könnten? Sie auf die Emberchilds hetzen? Wir müssen zwar davon ausgehen, dass sie fast alles wissen, doch ein Versuch ist es wert. Wenn diese Jäger es mit Chris aufnehmen konnten, könnten sie vielleicht die ultimative Waffe sein. Wir haben noch eine Chance, wenn die Anderen stark genug geschwächt sind. Das könnte uns retten." Jetzt lagen alle Blicke auf Stacys Mutter, Ava. Die äußerst intelligente Vampirin hatte schon oft bewiesen, wie gut sie mit Strategie umgehen konnte. Ein Funke Stolz brannte in Stacy auf.
"Jemand muss sie ausfindig machen und mit ihnen reden. Wenn ihr erlaubt Onkel, würde ich das gerne übernehmen. Und nichts für ungut...aber ich bin wahrscheinlich diejenige die am wenigstens gefährlich wirkt." Zwar dauerte es einige Minuten, doch letztendlich stimmten alle -mehr oder weniger begeistert- dem Plan zu. Jetzt war es an Stacy, die Jäger zu finden, mit ihnen zu sprechen und wenn möglich dabei nicht drauf zu gehen. Es war definitiv heikel, aber ihnen blieb kaum noch Zeit. Da waren sich alle einig. Der Krieg würde bald beginnen. Sehr bald.Achtlos warf Jay ihren Rucksack auf das frisch bezogene Bett. Sie hatten das Motel gewechselt, schließlich mussten sie noch einiges mit Dean und Sam vorbereiten, außerdem war es günstiger. Jetzt lag ihr Zimmer gegenüber von dem, der Winchesters. Hinter ihr knallte die Tür ins Schloss, sie musste nicht hinsehen um zu wissen was die anderen Beiden machten. Es war wie ein Ritual. Jesse stellte drei Flaschen Bier auf den niedrigen Tisch, Mason pflanzte sich auf den Stuhl, der Braunhaarige stellte die restlichen Glasflaschen kalt und gesellte sich dann zu Maze. Wie zur Bestätigung hörte sie Glas auf Holz, ein Stuhl der über den Boden schleifte, den Kühlschrank und dann wieder einen Stuhl. Manche Dinge änderten sich einfach nie. "Hey komm her Jay, viel auszupacken gibt es schließlich nicht." Erklang Maze's tiefe Stimme. "Gleich, aber ich glaube ich verzichte heute auf Alkohol." Heimlich zog sie eine zerdrückte Packung Schmerztabletten aus dem Rucksack und verschwand eilig ins angrenzende Bad. Es sah aus wie fast jedes andere, der letzten Jahre. Weiße Fliesen, einfache Dusche -in der Regel ohne warmes Wasser- Toilette, kleines Waschbecken und der obligatorische Spiegel. Genau an diesen trat sie nun und zog ihr Shirt ein Stück hoch. Wie erwartet war ihr Bauch von einem riesigen blauen Fleck überzogen. Resigniert ließ sie den Stoff wieder sinken, griff nach den Tabletten steckte sich zwei Kapseln in den Mund und spülte sie mit einem Schluck aus dem Wasserhahn runter. Nicht weil sie die Schmerzen nicht aushielt, damit kam sie schon seit Jahren problemlos aus. Aber sicher ist sicher, beim Kampf konnte auch die kleinste Beeinträchtigung lebensgefährlich sein. Das hatte sie schon vor einiger Zeit schmerzlich lernen müssen. Mit dem Handrücken wischte sie sich das kalte Wasser von den Mundwinkeln. Dann stieß sie sich vom Waschbecken ab und kehrte zu ihren Jungs zurück. Maze und Jesse saßen noch immer unverändert da, unterhielten sich angeregt, machten Scherze und waren einfach nur sorglos. Glücklich. Für einen kurzen Moment blieb Jay in der Tür stehen und genoss den Anblick. Das Leben eines Jägers war nicht immer leicht, doch dies waren die kleinen Momente, die sie daran erinnerten warum sie sich dieses Leben ausgesucht hatte.
"Ich weiß ja, dass wir ein unglaublich toller Anblick sind. Aber wenn du noch weiter da rum stehst und starrst, schlägst du bald wurzeln." Gespielt genervt verdrehte sie die Augen und ging auf den grinsenden Jesse zu. "Spar dir den dummen Kommentar, so toll seid ihr wirklich nicht." Sie schlug ihm liebevoll mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, bevor sie sich auf den freien Stuhl fallen ließ. "Da sagen die Frauen, aber etwas anderes." Stichelte er weiter. "Das glaubst auch nur du. Jay willst du wirklich nicht?" Maze hielt ihr das Bier hin, doch sie winkte ab. Schmerztabletten und Alkohol waren keine gute Kombi, dachte bei sie sich. Schulterzuckend öffnete ihr Freund die Flasche und nahm selbst einen kräftigen Schluck.
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Supernatural mal etwas anders
Fiksi PenggemarWie der Titel verrät geht es hier um Supernatural und im Besonderen um meinen Liebling. Dean Winchester. Seit Lucifers Auferstehung sind bereits mehrere Wochen vergangen und die Brüder verzweifeln langsam, an der ganzen Warterei. Um sich ein bissch...