You had one fucking job

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Mit gesenktem Kopf ging Chris Redford durch die hellen Flure seines Familienanwesens. Seine Schwester Stacy hatte die Nachricht von William, dem Familienoberhaupt überbracht. Nachdem Chris es geschafft hatte den Jungvampir wieder ins Auto zu bugsieren, kamen die Ladenangestellten zur Frühschicht und sie hatten fliehen müssen. Natürlich hatte William es herausgefunden, seine Ohren waren überall. Ihm entging nichts. Jetzt wollte er ihn sehen, vermutlich würde es nicht gerade angenehm für ihn werden. Besonders da gestern Nachmittag ein Paket von diesen verdammten Emberchilds kam. Mit Matthews Kopf. Anscheinend wurde er entdeckt und umgebracht. Seither war William nur noch angespannter, als sowieso schon. Der Krieg würde bald losgehen und sie hatten , mit Matthew jetzt schon den dritten Toten zu beklagen. Es sah nicht gerade gut für sie aus.
Als Chris das Büro des Familienoberhauptes, dem mächtigsten und ältesten Vampir dem Chris je begegnet war, betrat wurde ihm leicht schlecht und er musste sich stark zusammenreißen. William Redford war ein hochgewachsener schlanker Mann, seine Augen waren von einem durchdringenden Blau, sein Haar war modern frisiert und schneeweiß. Mit seinem hellgrauen Maßanzug passte er perfekt in die moderne Einrichtung. Und obwohl er offiziell erst dreiundfünfzig Jahre alt war, konnte man in seinen Augen die Weisheit und Erfahrung von vielen Jahrhunderten erahnen. In der Öffentlichkeit spielte er immer den höflichen Diplomaten, aber jeder normale Mensch zuckte unter seinem Blick zusammen. Es war unheimlich, sogar für einen alten Vampir wie Chris.
Genau dieser allwissende Blick fiel nun auf ihm. "Du hattest nur eine einfache Aufgabe da draußen, Chris. Ich möchte erfahren was genau da schief gegangen ist." Seine Stimme war tief und rau. Chris schluckte und versuchte seine Stimme möglichst ruhig zu halten. Er hatte wirklich Mist gebaut. "Es tut mir sehr leid, Sir. Ich war mit dem Neuling auf Rekrutierung. Wir hatten zwei Mädchen am Haken, doch kurz bevor wir sie hatten, bekam die Eine Zweifel. Sie wollte gehen und der Frischling ist übereifrig auf sie los gegangen. Er konnte ihrem Blut nicht widerstehen und ich war nicht schnell genug bei ihnen. Ich habe ihn entfernt, aber es war schon zu spät, das Mädchen war tot. Während ich mich um das Mädchen kümmerte hatte der Neuling sich bereits im zweite Mädchen verbissen, auch hier kam ich zu spät. Danach mussten wir schnell verschwinden, da sich Menschen in der Nähe befanden." Beendete er seine Schilderung, atmete tief durch und fügte dann noch hinzu. "Es war alles meine Schuld, ich habe ihn nicht richtig angewiesen. Ich habe versagt." Zum Ende wurde seine Stimme immer leiser und tiefer. William Redford sah vielleicht meist freundlich aus, aber er konnte sehr grausam werden. Und nach Verrat, gab es für ihn nichts Schlimmeres als Versagen. Aus kalten Augen musterte er Chris. Dann begann er mit gebieterischer Stimme zu sprechen. Sie schien den ganzen Raum zu füllen. "Seit Jahrhunderten schütze ich diese Familie und auch dich. Unsere größte Waffe ist die Unsichtbarkeit, so wurden niemals Jäger oder Schlimmeres auf uns aufmerksam. Du hast diese Familie durch dein unüberlegtes Handeln in große Gefahr gebracht." Er hielt inne, drehte Chris den Rücken zu und schaute aus einem der riesigen Fenster, auf die Skyline von Denver. Mit kühler, neutraler Stimme setzte er fort. "Du wirst deine gerechte Strafe erhalten, aber erst wenn dieser Krieg vorbei und die Emberchilds vernichtet sind. Wir können es uns in diesen Zeiten nicht leisten noch mehr Kämpfer zu verlieren. Fürs Erste wirst du die Spuren dieses Dilemmas restlos beseitigen, danach wirst du Matthews Stelle einnehmen und uns über alles aufklären. Über jede Aktivität und jede noch so unwichtige Kleinigkeit. Ich will alles wissen." Alles in Chris spannte sich an. "Ja, Sir." "Dann verschwende jetzt keine Zeit und aus eigenem Interesse solltest du ab jetzt keinen einzigen Fehler mehr begehen. Sonst ändere ich meine Meinung noch einmal." Nickend bedankte sich Chris und verließ dann eifrig das Zimmer. Als die Tür hinter ihm zu schlug flüsterte der alte Mann zu sich selbst.
"Der Krieg wird bald beginnen."

Jay und Dean liefen Seite an Seite über den asphaltierten Parkplatz. Jay trug einen schicken schwarzen Hosenanzug, hatte die blonden Haare streng nach hinten gebunden und einen ernsten Blick aufgesetzt. Dean sah dagegen in seinem dunklen, geöffneten Jackett und den eher unordentlichen Haaren ziemlich locker aus. Doch auch seine Miene war ernst. Auf der großen Fläche vor ihnen tummelten sich mindestens ein Dutzend Menschen. Der Tatort war mit gelben Band abgesperrt, daneben standen ein paar Polizeiwagen, Stromgeneratoren brummten leise und die von ihnen angetriebenen Leuchtröhren tauchten den Tatort in grelles Licht. Überall liefen Polizisten geschäftig umher, schrieben Protokolle, sicherten Beweise oder vertrieben Schaulustige. Forensiker in weißen Ganzkörperanzügen schlichen um die Toten herum und machten Fotos aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln. Hinter der Absperrung hatten sich bereits die ersten sensationsgierigen Reporter versammelt und wetteiferten um das beste Foto.
Jay blickte Dean noch einmal in die Augen. Grün traf Blau. Stumm schief lächelte er ihr zu und hielt das Absperrband für sie hoch. "Nach ihnen Agent Carlsen." Danach folgte er und wandte sich an den erstbesten Beamten. Dicht gefolgt von Jay. Der Polizist trug eine saubere Uniform, hatte eine hohe Stirn und schon leicht schütteres Haar. Jay und Dean zogen ihre gefälschten Ausweise hervor und hielten sie dem Beamten unter die Nase. "FBI. Ich bin Agent Simmons und das ist meine Partnerin Agent Carlsen." Er deutete auf Jay. Sie steckten ihre Ausweise wieder ein. Der Polizist stemmte die Hände in die Hüfte und setzte eine skeptische Miene auf. "Seit wann interessiert sich das FBI denn für einfachen Mord? Und wie konnten sie so schnell hier sein? Der Fall wurde doch erst heute morgen gemeldet." Mit einem gewollt süßen Lächeln antwortete Jay. "Wir führen nur Befehle aus. Und es war Glück, dass wir gerade in der Nähe aufhielten." Der Polizist schien ihnen zu glauben, trotzdem sah er nicht gerade beruhigt aus, eher im Gegenteil. "Na dann. Bis jetzt haben wir noch nicht viele Informationen. Die Opfer hießen Amelia Clark und Elsa Edison, beste Freundinnen, kannten sich seit der High School. Die Mädchen wurden heute morgen von einer Mitarbeiterin des Supermarktes aufgefunden. Wir haben sie schon befragt, aber sie war ziemlich verstört, kein Wunder wenn sie mich fragen. Sie kam zu ihrer Frühschicht, fand die Leichen und rief die Polizei. Seit gestern Abend war wohl niemand mehr hier. Doch vermutlich fand der Mord in den frühen Morgenstunden statt. Das erste Opfer wurde anscheinend von hinten überrascht und hatte keine Chance sich zu wehren. Das zweite Opfer floh darauf hin, wurde zu Boden geworfen und hatte ebenfalls keine Chance mehr. Es gibt noch keine Anhaltspunkte zu dem oder den Tätern." Dean, der bis dahin nur interessiert zugehört hatte, fragte nun mit etwas mehr Nachdruck. "Und die Todesursache." Jay hatte schon so eine leise Vermutung. "Das ist das Seltsame." Unbehaglich kratzte sich der Polizist im Nacken. "Ich bin schon länger im Dienst, doch so etwas habe ich noch nie gesehen. Die Forensiker wissen zwar schon ungefähr was passiert ist, aber es ergibt einfach keinen Sinn. Beide haben tiefe Bisswunden am Hals, sie wurden erst... naja wie soll ich sagen." Jetzt war ihr Interesse endgültig geweckt und ihre Vermutung schien sich zu bestätigen. "Ja, Sir?" Ermutigte Dean seinen Gegenüber weiter zusprechen. Dieser trat etwas näher an sie heran und senkte die Stimme, zu einem geheimnisvollen Flüstern. "Sie wurden zur hälfte ausgesaugt. Es klingt total verrückt, aber das sagen die Forensiker inoffiziell. Ihre Körper weisen starke Druck- und Kratzspuren auf, was auch immer das war, es hatte verdammt viel Kraft. Offiziell werden sie sagen es handele sich um einen Tierangriff." "Und was denken sie?" Entgegnete Jay. "Ganz ehrlich? Ich habe absolut keine Ahnung. Aber ich war schon oft jagen und es gibt kein Tier das so vorgeht oder solche Bisswunden hinterlässt." Dean bedankte sich bei dem Polizisten und folgte Jay ihm zur ersten Leiche. Nebeneinander hockend betrachteten sie den blutverschmierten Hals des Mädchens. Um sie herum standen unzählige Kärtchen mit Nummern und unter dem grellen Licht, hatte Jay das Gefühl jede einzelne Pore auf der Haut des Opfers erkennen zu können. Sie blickte zu Dean. Mit schräggelegtem Kopf und konzentrierter Miene betrachtete er die auffällige Wunde. Jay hatte bereits ein einziger Blick gereicht und Dean bestätigte ihre Gedanken kurz darauf. "Definitiv von einem Vampir." Beide richteten sich wieder auf. Jay nickte zustimmend und betrachtete kurz ihre Umgebung. Es war nicht nötig das zweite Opfer zu begutachten. "Jap. Aber ich glaube nicht, dass es so geplant war." Fest schaute sie Dean in die Augen. Aus ihr sprach jahrelange Erfahrung. "Die Wunden sind sogar für einen Vampir extrem ausgefranst und unsauber. Er hatte keine Zeit, handelte unkoordiniert. Viel mehr als wäre er im Rausch und dann unterbrochen worden. Vermutlich ein Jungvampir, erst kürzlich verwandelt und er - oder sie - war nicht alleine. In so einem Rausch können unkontrollierte Vampire auch nicht aufhören wenn eine Menschenmenge um sie herum steht. Er hätte nicht vorzeitig aufgehört, sondern sich alle Zeit der Welt genommen, es genossen. Vielleicht eine Art Aufpasser? Wenn ich raten soll würde ich sagen, dass die Mädchen auch entführt werden sollten und dabei ist irgendwas furchtbar schief gegangen." Völlig in Gedanken versunken hatte sie auf den Boden gestarrt. Als sie nun fertig war und aufblickte, bemerkte sie Deans verdutzten Blick. Eine Mischung aus Erstaunen und Bewunderung. "Das alles hast du dir durch einen kurzen Blick zusammengereimt?" Jay konnte sich ein kurzes triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Zwinkernd antwortete sie ihrem Partner. "Wie schon gesagt, Spezialgebiet. Ich sehe sowas nicht zum ersten Mal. Wir sollten zu den Anderen und ihnen sagen, dass wir Recht hatten." Grinsend fügte sie noch hinzu. "Kleiner Tipp. Mach den Mund wieder zu, sieht nicht besonders sexy aus." Sofort klappte Dean seinen Kiefer wieder zu und tat so als hätte er Jay nicht gehört. Zusammen gingen sie zurück zum Impala und stiegen ein.
Dean drehte den Zündschlüssel und der Motor sprang tief dröhnend an. Gerade wollte er aufs Gas treten, als Jays Hand ihn zurückhielt. "Warte. Siehst du den Typen da?" Sie deutete auf den Tatort.
Nicht weit entfernt hatte ein schwarzer Van mit verdunkelten Scheiben gehalten. Ein großer junger Mann stieg aus und lief zielstrebig auf das Absperrband zu. Seine Haare waren haselnussbraun, seine Haut sah ungewöhnlich hell aus, so als würde kaum in die Sonne gehen und obwohl der Himmel bedeckt war trug er eine Sonnenbrille. Er duckte sich unter dem Band hindurch, als ein Offizier ihn aufhalten wollte lief der Mann unbeeindruckt weiter. Erst vor dem leitenden Offizier kam er zum Stehen. Als dieser von seinem Klemmbrett aufschaute schien er nicht gerade begeistert zu sein.
"Was zum Teufel macht der Kerl da?" Fragte Jay in die Stille hinein, die im Wagen entstanden war. "Keine Ahnung, aber er fragt ihn sicher nicht nach 'nem Date." Da konnte Jay ihrem Begleiter nur zustimmen. Der Fremde hatte den Offizier beiseite gezogen und redete eindringlich auf ihn ein. Gespannt verfolgte Jay die Geschehnisse. Nach dem kurzen Gespräch rief der Offizier seinen Kollegen etwas zu und der komische Mann beobachtete alles, wie aus Adleraugen.

Wenige Minuten später, waren die Lampen, Generatoren und Beamten in ihre Autos gestiegen und verschwunden. Nur der Mann und die beiden Mädchen blieben übrig.
"Da will wohl jemand keine Zeugen haben." Stellte Dean fest. Inzwischen begann der Mann die toten Körper in seinen Wagen zu laden.
Ohne weiter nachzudenken stieg Jay aus und ging auf Konfrontationskurs. Zwar war es mitten am Tag, aber die Polizisten hatten anscheinend dafür gesorgt, dass sich niemand in der Nähe befand. Der Typ war für den Mord verantwortlich, da war sie sich sicher und so schäumte sie vor Wut. "Hey du. Arschloch." Überrascht drehte er sich um und konnte ihren Schlag gerade so noch abblocken. Adrenalin schoss durch Jays Körper, vermischte sich mit der Wut, doch sie hatte keine Schwierigkeiten sich zu kontrollieren. "Lass mich raten. Du hast auf deinen kleinen Freund nicht richtig aufgepasst und jetzt versuchst du Schlamassel wieder zu beseitigen." Versuchte sie ihn zu provozieren. Doch ihr Gegenüber schaute sie nur überheblich an und grinste. Am Rande nahm Jay war, wie ein Autotür zuschlug und Schritte sich näherten. "Hast du eigentlich eine Ahnung mit wem du es zu tun hast? Ich bin Chris Redford und du bist was? Nur ein armseliger Mensch. Denkst du echt, du und dein Schoßhündchen hättet eine Chance gegen mich? Ein Tipp: Nein." Unbeeindruckt antwortete Dean. "Uns ist egal wer du bist. Rück die Mädchen raus und vielleicht stirbst du dann schnell." Das brachte Chris nur zum Lachen und Jay dazu die Augen zu verdrehen. Unter ihre Jacke zog sie ein Messer hervor und stürzte auf den Vampir zu. Der erste Schlag traf ihn an der Schläfe. Wütend fletschte er die Zähn. Dean kam dazu, wurde allerdings von Chris brutal erwischt und flog mehrere Meter durch die Luft. Jay nutzte den kurzen Moment und holte mit dem Messer aus. Chris fing ihre Hand ab, drehte sie mit einem Ruck um, sodass Jay vor Schmerz aufschrie und das Messer verlor. Kurz darauf traf sie Chris' Fuß mehrmals mit voller Wucht in der Magengrube und sie sackte in sich zusammen. Ihr Kopf dröhnte, der Schmerz in ihrem Magen war enorm und kurz verschwamm alles vor ihren Augen. Unter Schmerzen stand sie wieder auf. Chris stand mit dem Rücken zu ihr und kämpfte mit Dean. Mit einem gezielten Round-House-Kick gegen den Hinterkopf schickte sie ihn zu Boden. Dean köpfte den Vampir sofort, mit seiner langen, glänzenden Klinge.
Keuchend richtete er sich auf und blickte Jay besorgt an. "Geht es dir gut?" Jay winkte ab. Ihr Atem ging trotz des Kampfes ruhig und regelmäßig, eine Fähigkeit die sie schon lange trainierte. "Also was machen wir jetzt, mit denen?" ,fragte Jay ruhig. "Es ist mitten am Tag und mein Wagen ist nicht groß genug für drei Leichen. Ich glaube nicht, dass wir gesehen wurden. Vermutlich ist es am besten wenn wir hier schnellstens verschwinden und die Cops die Arbeit machen. Denen fällt hier für bestimmt auch eine gute Geschichte ein.", entgegnete Dean verächtlich, nach kurzem Nachdenken. "Klingt gut. Aber wir sollten uns wohl besser beeilen." Stumm freute Jay sich, dass sie heute - der Glaubwürdigkeit wegen - nicht mit dem Motorrad gefahren war. Auch wenn sie keine Miene verzog, hatte sie starke Schmerzen. Übermenschlich starke Tritte und durch die Luft geschleudert werden war nicht gerade angenehm. Das wird wohl ein paar hässliche blaue Flecken geben. Dachte sie sarkastisch, während der Impala über die vollen Straßen Denvers rollte.

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LG CooPerle

Supernatural mal etwas andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt