Jay und Mason saßen zusammen in "Joe's Beerhouse", laut der Polizeistelle waren hier schon zwei Mädchen und ein Junge verschwunden. Jay gefiel es hier vom ersten Augenblick. Der geräumige Schankraum war voller Leute, die tranken, lachten oder sich an die Kellnerinnen ran machten. Es hing ein angenehmer Geruch von Alkohol und Schweiß in der Luft. In der Mitte des Raumes standen zwei große Billiardtische, an denen die jungen Leute ihr Geld an die alteingesessenen Spieler verloren. Im Hintergrund lief leiser Countryrock und ein Kamin an der hinteren Wand tauchte Alles in warmes Licht.
Jay's Blick glitt durch die Bar, auf der Suche nach einem seltsamen Typen oder einem auffälligen Pärchen. Dies stellte sich allerdings als schwieriger heraus als sie vermutet hatte. Obwohl es eine eher altmodische Bar war, wimmelte es nur so von Jugendlichen, die tanzten, tranken, Billiard spielten oder sich zu laut mit ihren Begleitern unterhielten. Jay war froh, dass sie Maze an ihrer Seite hatte, obwohl er der wahrscheinlich friedlichste Mensch war, den sie jemals kennenlernen durfte, sah man ihm das nicht an. Da sie nun schon seit fast vierzehn Jahren zusammen jagten und trainierten, war er ziemlich muskulös und seine Größe wirkte auf die Meisten bedrohlich, daran konnte auch sein hübsches Gesicht nichts ändern. Außerdem blieben Jay meist blöde Anmachen von solchen Idioten, wie sie in jeder Bar zu finden waren erspart und dafür war sie schon immer sehr dankbar gewesen.
Jesse war im Motel geblieben, um zu recherchieren. "Meinst du Jesse kommt klar? Ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, dass er immer die Hausaufgaben machen muss.", überlegte sie laut. Maze drehte sich auf seinem Stuhl noch weiter zu ihr und blickte sie aus hellgrauen Augen an. "Du weißt doch, wie er ist. Er sitzt wahrscheinlich gerade mit 'nem guten Bier in der Hand vor seinem Laptop, hört seine schreckliche Technomusik und wühlt sich durchs Internet. Dem geht's gut." "Stimmt. Wahrscheinlich freut er sich sogar, dass er sich heute nicht mehr bewegen muss, der faule Sack!", lachte Jay ihren alten Kumpel an. Das ließ ein breites Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen und wohlige Wärme erfüllte sie. "Ach, ich liebe euch Jungs fast genauso, wie meinen Job.", sprach sie ihre Gedanken laut aus und starrte Maze übertrieben schwärmerisch an. Doch statt sie zu necken, wie sonst auch, wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich von irgendetwas hinter ihr angezogen. Sie setzte wieder eine ernste Miene auf und folgte seinem Blick zu einem Pärchen im Gang hinter ihr. Der Junge war ungefähr zwanzig, hatte braune Haare, seine Kleidung wirkte ziemlich altmodisch. An seiner Hand führte er ein junges, hübsches Mädchen mit langen hellbraunen Haare und großen Rehaugen. Sie grinste über das ganze Gesicht, ihre Wangen waren rot vor Verlegenheit. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch dieser Junge hatte so eine seltsame Ausstrahlung. Mit Jesse und Maze jagte Jay nun schon seit vierzehn Jahren und dabei handelte es sich meistens Vampire, Dämonen oder Skinwalker, wodurch man gewiss behaupten konnte, dass die Drei im Verlauf dieser Jahre ein Gespür für diese Wesen entwickelt hatten. "Also, wenn das keines dieser Arschlöcher ist, dann fress' ich 'nen Besen.", sprach Maze aus, was ihr auch im Kopf herumschwirrte. Und als hätten sie es gewusst, ging der Junge mit dem Mädchen nicht zum Hauptausgang sondern zu einer schmalen Tür im hinteren Teil des Ladens. Jay wollte aufstehen, um ihnen zu folgen, als Maze sie am Oberarm packte und zurück auf den Stuhl zog. "Bleib hier und halt die Stellung, falls er nicht alleine ist." Er blickte sie an. "Ich kann das auch machen.", protestierte sie und wollte sich seinem Griff entwinden, doch er ließ nicht locker. Manchmal hasste sie ihn für seine Fürsorge, schließlich war sie eine mindestens genau so gute Jägerin, wie er. "Das weiß ich doch, aber wer passt dann auf meine Deckung auf? Wenn ich in zehn Minuten nicht zurück bin, rufst du Jesse an und sagst ihm, wo wir sind." Grinsend fügte er noch ein: "Bis gleich, Kleine." hinzu und war in der Menschenmenge verschwunden, bevor Jay eine Gelegenheit hatte zu widersprechen.Dean schwenkte das Bier in seinem Glas umher und dachte nach. Im Zimmer des entführten Mädchens hatte es keine Spuren von Geistern, Schwefel oder sonstigen ungewöhnlichen Aktivitäten gegeben. Der Zettel hatte auch nichts Ungewöhnliches an sich, bis jetzt sah es tatsächlich nach der Flucht eines launischen Teenagers aus. Doch irgendetwas war faul an der ganzen Geschichte. Deshalb hatte Dean kurzerhand den Laptop mitgehen lassen , nun saß Sam in diesem Motel und versuchte etwas herauszufinden, dass ihnen Klarheit verschaffen konnte. Doch das war Arbeit, bei der Dean seinem Bruder nicht helfen konnte, weswegen er sich einfach in die Stadt begeben hatte, um mit Anwohnern zu sprechen. Und anscheinend sind zuvor einige der Verschwundenen in dieser Bar gewesen, allerdings war das eine kaum brauchbare Spur, da es die so ziemlich bekannteste Kneipe in ganz Denver war. Schon seit über zwei Stunden hatte er versucht etwas aus dem Barkeeper, den Kellnerinnen und Gästen heraus zu quetschen. Doch es war vergebens. Also hatte er sich entschieden eine Pause zu machen und sich genug Geld beim Billiard erspielt, sodass er für die ganze Bar hätte bezahlen können. Dean vertrieb sich die Zeit damit, die Leute zu beobachten, während er auf einen Anruf von Sammy wartete.
Gerade als er überlegte, wieder ins Motel zu gehen, stutze er. Ein junges, offensichtlich verliebtes Pärchen war auf dem Weg zum Hinterausgang, doch sie waren nicht alleine. Ein großer dunkelhaariger Mann, der bisher an der Theke gesessen hatte, folgte ihnen, wie ein Schatten durch die Menge.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, legte Dean ein paar Scheine auf den Tisch und bahnte sich einen Weg durch die angetrunkene Menge. Als er die schmale Tür erreichte, waren die Drei Gestalten bereits draußen. Ein leichtes, aufgeregtes Kribbeln trieb ihn an. Mit einem letzten Blick vergewisserte er sich, dass er nicht beobachtet wurde. Mit der linken Hand umschloss er die warme Klinke, die Andere schob sich unter seine Jacke und umfasste den Griff seiner Machete. Bedächtig öffnete er die Tür. Sofort kam ihm ein Schwall klarer, kühler Luft entgegen, der sich mit der warmen, schweren Luft der Bar vermischte. Leise, wie eine Katze, schloss er die Tür und hockte sich neben den Müllcontainer, der direkt beim Ausgang stand. Er lauschte in die Dunkelheit hinein. Als er nichts hörte erhob er sich wieder und das Kribbeln verschwand aus seinem Magen. Im Hintergrund waren weit entfernte Sirenen zu hören.
Dean trat hinter dem Container hervor und inspizierte den Boden, der nur spärlich beleuchteten Gasse. Keine drei Meter zu seiner linken traf der Schein seiner Taschenlampe einen roten Fleck. Als er sich bückte und in die Flüssigkeit fasste, bestätigte sich seine Vermutung. Es war frisches Blut.
Just in diesem Augenblick klingelte sein Handy und beinahe wäre er vor Schreck hingefallen, doch Dean konnte sich gerade noch fangen. Fluchend zog er das Handy aus den tiefen seiner Jacke.
"Ja, Was gibt's?", begrüßte er seinen Bruder. "Ich glaube, die Sache hier ist größer, als wir dachten." Stille. Dean verdrehte die Augen. "Geht es auch etwas genauer? Was hast du herausgefunden, Sammy?" Während er seinem Bruder zuhörte, drehte er sich noch einmal im Kreis, um sicherzugehen, dass ihn niemand beobachtete. Bei den Mistkerlen kann man nie wissen. "Also, an dem Abend bevor das Mädchen verschwand, hat sie mit einem Jungen online gechattet. Ein gewisser Will Emberchild, ich habe seine IP zurückverfolgt, er hat ihr angeboten, mit ihm ein paar Tage abzuhauen. Und Emily ist am Ende darauf eingegangen." "Also, haben wir es mit... was? Einer Horde perverser Spinner zu tun? " Das wäre immerhin mal etwas anderes, fügte er in Gedanken hinzu. "Das habe ich auch erst vermutet, aber es gibt wirklich einen Will Emberchild und er ist gerade einmal dreiundzwanzig." "Also nur ein Spinner?" Während er sprach setzte Dean sich wieder in Bewegung und lief in die Richtung, in der sein Impala parkte. "Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Emberchilds gibt es schon immer in Denver, sie gehörten zu den Gründervätern der Stadt. Doch noch viel interessanter ist, dass sie anscheinend nicht altern. Ich schicke dir mal das, was ich gefunden habe." Inzwischen war Dean bei seinem Wagen angekommen. Geschmeidig ließ er sich auf den kühlen Ledersitz gleiten und schlug die Tür schwungvoll zu, bevor er die Nachricht seines Bruders öffnete. Es waren zwei Bilder nebeneinander, das eine war von einem Zeitungsausschnitt von 1858. Auf dem körnigen Foto konnte Dean einen hochgewachsenen, schlanken Mann erkennen. Die Ärmel seines Hemdes waren hochgekrempelt und gaben die Sicht auf eine große, gezackte Narbe am linken Oberarm frei. Er hielt einen Spaten in der Hand und blickte zu gleichen Teilen ernst und stolz in die Kamera. Auf dem zweiten Bild war ein Gruppe älterer Männer, mit einem großen Check in der Hand zu erkennen und der Mann in der Mitte sah dem Mann vom ersten Bild verdammt ähnlich. Am linken Arm lugte der Ansatz einer Narbe unterm Hemd hervor. "Also, haben wir es mit einer sehr alten Vampirfamilie zu tun, oder?" "Nicht nur das, ich habe noch ein bisschen weiter in der Stadtgeschichte rumgeschnüffelt und als die Stadt 1858 gegründet wurde, gab es noch zwei andere große Familien. Die Kendles und die Redfords, erstere ist schon seit über hundert Jahren ausgestorben, doch die Redfords leben bis heute hier in Denver. Und es ist das gleiche Phänomen, sie scheinen nicht zu altern. Beide Familien haben sehr großen Einfluss in Stadt."
Seine Stimme klang fast begeistert, als er dies seinem großen Brüder verkündete. "Also, haben wir zwei große Vampirfamilien. Aber in einer Stadt? Wie kann es sein, dass sie sich noch nicht gegenseitig zerfleischt haben? Ich habe noch nie davon gehört, dass solche Familien in friedlicher Koexistenz leben." Na toll, in was waren sie da schon wieder reingeraten. Das konnte auch nur den Winchestern passieren, dachte Dean kopfschüttelnd. "Aber anscheinend hat es bis vor kurzem so funktioniert. Das ist einfach unglaublich!" Sam gab sich nicht einmal mehr Mühe seine Begeisterung zu verstecken. "Schon gut, kleiner Fanboy. Hast du eine Adresse für mich?" Seufzend ließ er den Motor anspringen, das würde garantiert eine lange Nacht werden. "Ja, ich schick dir fürs Erste die von den Emberchilds. Sei vorsichtig, Dean, wir wissen nicht, wie viele es von denen gibt. Ich versuche, in der Zeit herauszufinden, warum sie so plötzlich ihre Vorsicht aufgegeben haben." "Alles klar, bis später." Er beendete das Gespräch und lenkte sein Baby auf die belebten Straßen von Denver.
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Supernatural mal etwas anders
Fiksi PenggemarWie der Titel verrät geht es hier um Supernatural und im Besonderen um meinen Liebling. Dean Winchester. Seit Lucifers Auferstehung sind bereits mehrere Wochen vergangen und die Brüder verzweifeln langsam, an der ganzen Warterei. Um sich ein bissch...