Good God, Y'all

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Das schrille Klingeln eines Handys erfüllte Deans Ohren. Hastig kramte er das vibrierende Gerät aus den Tiefen seiner Jacke. Rufus. "Hallo?" "Dean? Dean hörst du mich?" Seine Stimme wurde fast vollständig von Schüssen und lautem Krachen übertönt. "Nur ganz schlecht.", rief er, weil er nicht sicher war ob Rufus ihn sonst verstehen würde. Die Leitung rauschte und knackte immer wieder scheußlich. "Hör zu! Ich brauche deine Hilfe, ich kann mich vor Dämonen kaum retten. Wie es aussieht ist die ganze Stadt verseucht. Leg nicht auf!" "Wo bist du denn?" "River Pass, Colorado." Die Worte des Jägers waren kaum zu entziffern, weil schon wieder irgendetwas in seiner Nähe explodiert war. Jedenfalls vermutete Dean das. "Colo... Colorado? River Pass, Colorado?", rief er fragend ins Handy, er war nicht sicher ob er richtig verstanden hatte. "River Pass, Colorado.", wiederholte Rufus laut und so deutlich wie eben möglich.Doch dieses Mal konnte Dean in besser verstehen. Die Leitung knirschte wieder ekelerregend. "Rufus? Was ist los? Bist du noch dran?" "Dean es ist..." Ein Poltern, Schüsse und dann brach der Anruf abrupt ab.
Ruckartig fuhr Dean aus seinem unruhigen Schlaf. Es war bereits früher Morgen und die Sonne schien durch das kleine, staubige Fenster des Motelzimmers. "Guten Morgen, Sonnenschein." Sam saß am einzigen Tisch in Zimmer und aß gerade ein lappriges Marmeladentoast. "Du warst gestern ganz schön lange weg.", bemerkte er betont beiläufig. Noch immer schlaftrunken schälte er sich murrend aus dem völlig zerwühlten Bettlaken und setzte sich an den Tisch, wo schon Kaffee und Cornflakes bereit standen. Sam sah ihn nur fragend an, als wartete er auf irgendetwas. "Kann sein.", erwiderte er nur schulterzuckend und fügte nach kurzem überlegen noch hinzu. "Wir sollten bald aufbrechen. Rufus' Anruf klang ziemlich dringend." Zu Dean Überraschung sprang Sam fast augenblicklich auf, als hätte er nur darauf gewartet und klatschte enthusiastisch in die Hände. "Da bin ich ganz deiner Meinung. Mach dich fertig, ich gehe schon mal Jay wecken." "Nein.", erwiderte er bestimmt. "Gib ihr noch zehn Minuten, ich hol' sie gleich.", schloss er matt. Ohne weiter zu fragen zuckte der Größere nur mit den Schultern und begann seinen Rucksack zu packen. Deans Gedanken schweiften zur letzten Nacht, während er seinen lauwarmen Kaffee trank.
Er lag mehrere Stunden in dem schmalen Bett. Jays Nähe beruhigte in dabei ungemein und endlich war er ruhig genug um die ganze Scheiße in seinem Kopf zu ordnen, auch besser bekannt als sein Leben. Zum ersten Mal seit einer verdammt langen Zeit. Cas -der auf seiner aussichtslosen Suche nach Gott war-, Sam -der nicht zugab dass er noch immer auf Dämonenblut abfuhr-, Michael und seine Engelsschar, die bevorstehende Apokalypse und dass er schon wieder zwei Leben auf dem Gewissen hatte. Er beschloss alles zu tun, damit nicht auch noch Jay wegen ihm sterben müsste. Es war zum verzweifeln. Trotzdem nickte er letztendlich kurz weg. Als er in sein Zimmer zurückkehrte war es bereits zwei Uhr nachts und Sam schlief seelenruhig.
Lautes Klopfen riss ihn aus der Erinnerung, Sam öffnete die Tür noch bevor Dean auch nur ansatzweise reagieren konnte. Hilfe, er war echt fertig. Wie erwartet stand Jay im Türrahmen, ihr Gesicht war immer noch furchtbar blass und unter ihren matten, veilchenblauen Augen lagen dunkle Schatten. Das Lächeln, welches sie Sam schenkte, wirkte aufgesetzt und um ihren schlanken Körper schlackerte ein mindestens zwei Nummern zu großes T-Shirt, wahrscheinlich von Jesse. Ohne in den Raum zu treten fragte sie. "Und? Können wir endlich los?"

Die Luft war von Staub erfüllt, die Sonne brannte gnadenlos auf sie herab und ließ Jay trotz des Fahrtwindes schwitzen. Vor ihr wirbelte der schwarze Impala die trockene Erde auf, schon seit mehreren Stunden folgte sie dem Wagen und starrte unablässig auf die orangen Rücklichter. Über ein paar Kopfhörer hörte sie laut Rockmusik, achtete dabei übertrieben genau auf die Texte und versuchte keinen einzigen Gedanken über ihre tote Familie zuzulassen, ließ die Trauer nicht zu und vergrub sie lieber in den tiefsten Tiefen ihrer Seele. Jede Faser ihres Körpers wollte sterben und sie hatte furchtbare Angst, Angst vor den Alpträumen, die sie schlimmer quälten als irgendein Monster es je könnte. Angst davor weiter leben zu müssen. Alleine, wie ausgebrannt. Vollkommen orientierungslos.
Wütend kämpfte sie die aufsteigenden Tränen nieder und schickte sie endgültig zum Teufel. Ich werde nicht heulen. Ich werde nicht zusammenbrechen.

Supernatural mal etwas andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt