»Na, hast du dich wieder eingekriegt?«, grinste ich, als ich in das Musikzimmer im oberen Stock ging und meine Hände auf Bills Schultern legte. Mit einem krummen Rücken saß er über dem Schreibtisch gebeugt da, und schlug sein Notizblock vor sich zu, sobald er mich bemerkt hatte. Dass er es hasste, wenn man in sein Notizheft schaute, war mir bewusst, weswegen ich sein Handeln kommentarlos ließ.
»Sehr lustig. Das sollte ich wohl eher euch fragen.«, nuschelte er, schüttelte meine Hände für einen Bruchteil der Sekunde von seinem Körper und drehte den Schreibtischstuhl so, dass er mich problemlos auf seinen Schoß ziehen konnte.
»Wir sind – im Gegensatz zu dir – nicht so ausgetickt.«, grinste ich nur. Irgendwie gefiel es mir, ihn auf die Schliche zu kommen und das Wissen zu haben, dass er gerade drauf und dran war, sich raus zureden.
»Mich nervt das Thema einfach. Tom war immer so ein dummer Macho, der mit den Frauen gespielt hat. Zwar nicht so extrem, wie er in Deutschland in den Medien immer dargestellt wurde, aber er war nicht ohne. Und auf einmal soll seine Herzensdame vor ihm stehen? Wer es glaubt.«
»Du bist eifersüchtig.«, stellte ich fest und lehnte mich gegen seine Brust, meine Beine über die Lehne zur Seite gestreckt.
»Bin ich nicht. Es ist zwar komisch, wenn er dann auf einmal mehr Zeit mit ihr als mit mir verbringen würde, aber wenn er verliebt wäre, würde ich es ihm wirklich gönnen.«, seufzte er und fing an, meinen Oberschenkel zu kneten.
»Er ist anscheinend ganz schön verliebt. Lass ihn doch einfach und freu dich für ihn. Du machst dir viel zu viele Gedanken.«, versuchte ich ihn von seinem Ross herunterzuholen und auf den Boden der Tatsachen zu stellen. Schließlich konnte auch ein Tom Kaulitz sich ändern. Und wenn das Mädchen eben die Rolle übernommen hatte, dann sollte es wohl so sein.
»Weißt du, was mich viel mehr freut?«, mit schief gelegtem Kopf sah ich ihn fragend an. »Dass du deine komischen Gedanken nicht mehr hast und dich trotzdem noch mit Tom verstehst.«
Sofort schossen meine Gedanken an die Nacht zurück. An die komische Situation mit Tom. An den Moment, wo mich das Gefühl und der Verdacht beschlich, dass Tom irgendetwas mit Drogen am Hut haben konnte.
»Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist. Wahrscheinlich habe ich die Vergangenheit immer noch nicht ganz hinter mir gelassen.«, seufzte ich und fing an, mit Bills Kette zu spielen. Ich war mir bewusst, dass es ein Verdacht war, der wirklich starke Konsequenzen haben könnte, wenn er sich bewahrheiten oder als falsch herausstellen würde – für beide Seiten -, weswegen es mir schon viel zu surreal als echt vorkam. Tom würde so etwas nie machen. Er war ein viel zu herzensguter Mensch, als dass er sich auf solch ein Niveau herablassen würde – das hatte mir das Gespräch am Esstisch vorhin wieder mehr als gezeigt. Meine Gedanken haben einfach nur gesponnen.
»Es freut mich jedenfalls.«, gab Bill seinen Gefühlen noch einmal Nachdruck und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, was mich zum Grinsen brachte.
»Versprichst du mir dann was?«
»Was immer du willst.«
»Gib Toms Mädchen eine Chance. Und gib vor allem Tom eine Chance.«
Seufzend verdrehte Bill die Augen. »Wieso lasse ich mich nur immer wieder auf so etwas ein?«
Grinsend und mit dem Wissen, dass diese Runde an mich ging, kuschelte ich mich wieder an seine Brust und genoss den Moment der Geborgenheit. Ich musste es mir schließlich bewusst werden.
»Aufgeregt?«, fragte ich Bill, als er sich auf einen der Stühle im Terrassenbereich fallen ließ und seine Flasche Bier in den Händen hielt. »Es ist sonst nicht deine Art Bier zu trinken.«
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Golden State - Wo du leben und lieben lernst
Fanfiction»Ich weiß, dass ich angekommen bin und alles, was ich in Deutschland lassen wollte, in Deutschland gelassen habe. Ich weiß, dass ich aus den Dingen in Deutschland gelernt habe. Und ich weiß, dass ich nie wieder dorthin zurückkehren würde. Nicht für...