» Kapitel 20

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»Ich weiß gar nicht, was ich anziehen soll.«, jaulte ich fast als ich vor meinem neuen Kleiderschrank in der Villa der Jungs stand und Vio einen hilfesuchenden Seitenblick zuwarf. Ich hatte nicht viel Auswahl, weil ich mein Erspartes durch die Musik nur in Notfällen ans Tageslicht holen wollte und shoppen meiner Meinung nach nun wirklich nicht zu den wichtigen Notfällen gehörte.

»Ich kann dir aushelfen, wenn du magst.«, lachte Vio nur und sah sich meine Klamotten, die ordentlich auf Bügeln im Schrank hingen, durch. »Aber hier, ich find die Hose total geil.«

Sie zog eine schwarze Hose in Lederoptik und mit zwei Nähten an der Seite der Beine und Reißverschlüssen am Ende des Hosenbeins, heraus.

»Altes Stück, aber ich glaube noch immer die beste Hose, die ich mitgenommen habe. Hätte ja keiner denken können, dass ich jetzt vor der Aufgabe stehe, ein Outfit zum Feiern zusammenzustellen.«, seufzte ich lachend und hielt mir die Hose vor den Körper, um mich damit vor dem großen Spiegel zu betrachten.

»Dazu Chelsea Boots und eine lockere weiße Bluse, eine goldene Kette und du siehst perfekt aus!«, Vio warf mir eine Bluse von ihrem Klamottenstapel entgegen.

»Danke.«, lachte ich. »Aber wo bekommen wir eine goldene Kette her?«

»Na ja, im Notfall hat Bill sicherlich eine in seiner Schmuckkiste.«, lachte Vio. So unlustig es für Bill wahrscheinlich klingen mochte, desto lustiger fand ich es. Es war schon auf irgendeine Art und Weise gemein so über ihn zu sprechen, aber er war mein Freund – diese Bezeichnung war noch immer so neu und fremd, dass mir jedes Mal eine Gänsehaut über den Körper huschte – und auch Vio kannte ihn mittlerweile gut genug, damit sie sich ein solches Späßchen auf seine Kosten erlauben durfte. Es war schließlich auch absurd, dass man sich mit dem eigenen festen Freund den Schmuck teilen konnte.

»Ich glaube, ich steuer gleich seine Schatulle an.«, lachte ich ebenso auf und verließ im nächsten Moment mit den Klamotten für den Abend über dem Arm auch schon das Zimmer, um Bills anzusteuern. Als auf mein leises Klopfen keine Reaktion kam, trat ich vorsichtig ein und hörte, dass im angrenzenden Bad die Dusche lief. Bill schien sich auch gerade fertigzumachen, weswegen ich die Chance ergriff und an seine Kommode mit all seinen Ketten ging. Ich zog die oberste Schublade auf und schon sprangen mir die glitzernden Dinge entgegen. Seufzend und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sah ich mir seine Stücke durch und blieb irgendwann an einer ganz schlichten goldenen Kette hängen. Sie war für Bills Geschmack viel zu schlicht und stellte einfach nur zwei Ketten, die ineinander verbunden waren, dar. Bevor ich sie mir zum Anhalten in mein Dekolletee legte, legte ich sie auf der Kommode ab und ging zu Bett, um mir die anderen Klamotten anzuziehen. Ich schlüpfte aus meiner Jogginghose und stieg in die Lederhose. Schnell zog ich mir auch mein T-Shirt über den Kopf und schmiss es achtlos auf mein Bett, um-

»Hey.«, es war Bills Stimme, die mich zusammenzucken ließ. Obenrum nur im BH stand ich vor seinem Bett, drehte mich automatisch stürmisch zu ihm zur Badezimmertür und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Irgendwie fühlte ich mich unglaublich nackt und ertappt und spürte, wie meine Wangen sich urplötzlich rot färbten.

»Ich... ähm, also... ich wollte nur... «, ich deutete stotternd auf seine Kette und die geöffnete Kommode und hielt mir eher schlecht als recht die durchsichtige Bluse vor meinen Oberkörper.

»Schon okay.«, sagte er fast flüsternd und kam auf mich zu. Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüfte gebunden, sein Oberkörper war frei und seine Haare tropften noch leicht.

»Ich wollte sie mir nur anhalten und dazu musste ich die Klamotten... «

»Alles gut.«, Bill redete immer noch mit ruhiger Stimme und lachte mich leicht an.

Golden State - Wo du leben und lieben lernstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt