»Ihr zwei seht irgendwie verstrahlt aus.«, lachte Tom als Bill und ich gegen Abend nebeneinander auf die Terrasse traten. Verlegen sah ich meinen Freund an, versuchte mir das Grinsen und die Röte, die sich in meine Wangen schlich, zu unterdrücken. Ich wollte mir nicht an der Nasenspitze ansehen lassen, was den Tag über passiert war. Ich wollte nicht, dass Tom aus unseren Gesichtern ablas, dass wir nach dem Aufstehen und beim Duschen unsere beiden ersten Male miteinander hatten und noch immer völlig benebelt auf Wolke sieben schwebten. Dass der größere der Zwillinge Experte dafür war, jemanden in peinliche Situationen zu bringen, wusste hier jeder und ich bereitete mich innerlich schon darauf vor, in wenigen Minuten in genau so einer Situation zu stecken.
»Die beiden sehen verliebt, mehr nicht, Tom.«, Vio zog ihren Freund zu sich um ihn auf einen der Stühle zu verfrachten und ließ sich auf seinem Schoß nieder.
»Seh ich auch so bescheuert dabei aus?«, er runzelte die Stirn und musterte seine Freundin fast. Ich war froh, dass das Thema für die nächsten Minuten erst einmal gewechselt war.
»Wer hat denn gesagt, dass irgendwer bescheuert aussieht?«, Vio schüttelte den Kopf und schlug ihrem Freund mit der Hand leicht gegen die Stirn.
»Ich habe das gesagt.«, Tom grinste Bill provozierend an und brachte uns nur zum Lachen.
»Komm, wir gehen. Lass die weiter diskutieren.«, ich zog am Arm hinter mir her zum Pool, der ein Stück von der Sitzecke entfernt lag. »Ich habe Lust schwimmen zu gehen.«
»Jetzt?«, Bill runzelte skeptisch die Stirn als wir vor dem Pool standen und sah in das Wasser, in welchem sich die Sonne spiegelte. Durch den sanften Wind schlug das Wasser leichte Wellen und wirkte unruhig und trotzdem so unendlich einladend.
»Warum nicht?«, ich legte meinen Kopf leicht schief und sah Bill fragend an. »Sei nicht so.«
»Aber wir waren grade duschen und wenn du dich jetzt vor mir ausziehst, dann.. «
»Wie du gesagt hast – wir waren gerade duschen und du bist nun wirklich zu deinen Kosten gekommen. Also schweig, zieh dein Shirt aus und komm mit mir ins Wasser.«, grinste ich siegessicher und zog meine Shorts und mein Oberteil aus. Der Sex hatte mich irgendwie verändert. Ich war Bill gegenüber offener und lockerer, ich hatte keine Hemmungen mehr und fühlte mich zu hundert Prozent so sicher und geborgen bei ihm, dass mir nichts mehr peinlich war oder unpassend vorkam. »Komm schon!«, grinste ich ein letztes Mal, bevor ich mit einem Kopfsprung in das Wasser hüpfte und im nächsten Moment schon von dem kühlen Nass umgeben wurde. Auch wenn ich heute schon das Wasser auf meiner Haut gespürt hatte, war der Pool, dieses freie Schwimmen und das komplette Eingenommen sein des Wassers, etwas anderes und noch viel Schöneres.
»Du gibst echt nicht so einfach auf, was?«, als ich auftauchte, erschien Bills Gesicht genau vor meinem. Ich wich zurück als ich lachend meine nassen Haare aus dem Gesicht nach hinten strich. Es überraschte mich, dass er wirklich so schnell klein beigegeben hatte.
»Nö.«, ich legte meine Arme um seinen Hals und klammerte mich mit meinen Beinen an seiner Hüfte fest.
»Du bist schön.«, sagte er irgendwann einfach, völlig aus der Situation heraus, als wir uns schweigend ansahen und die Abendsonne auf unserer Haut genossen.
»Ich liebe dich.«, erwiderte ich nur. Wieder schwebte diese Leichtigkeit in meiner Stimme mit, die mir erneut zeigte, dass es mir ernst war. Ernst mit Bill, mit seiner Leben und damit, dieses Leben hier weiterzuführen. Fernab von Deutschland, von all den Leuten, Erinnerungen und von meiner Familie.
»Ich kann es kaum fassen, dass du hier bist und dass ich dich berühren darf, Tia.«, Bill ging mit mir auf dem Arm Richtung Beckenrand und drückte mich mit dem Rücken gegen den Steinrand. Ich hielt mich noch immer an ihm fest und genoss es, dass er mir noch immer so nah war und dass wir beide genau das in diesem Moment wollten. Ich fühlte mich endlich mal nicht wie ein Anhängsel – ich fühlte mich endlich wie ein Teil von ihm.
DU LIEST GERADE
Golden State - Wo du leben und lieben lernst
Fanfiction»Ich weiß, dass ich angekommen bin und alles, was ich in Deutschland lassen wollte, in Deutschland gelassen habe. Ich weiß, dass ich aus den Dingen in Deutschland gelernt habe. Und ich weiß, dass ich nie wieder dorthin zurückkehren würde. Nicht für...