Jäger und Gejagte

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Südwestlich von Landfall, The Wilderness, Pacifica, Terranische Hegemonie (Allied Commonwealth), 9. Juli 2678


"Ich glaube wirklich nicht, dass sie uns gesehen haben." Trotz dieser Aussage flüsterte Carl die Worte Daniel und Luke nur zu, obwohl der terranische Suchtrupp mindestens einen Klick von ihrer verdeckten Position entfernt war.

Luke sah ihn stirnrunzelnd an und spuckte aus. "Klar, weil wir so verdammt vom Glück verfolgt sind. Warum hast du Idiot auch unsere Spuren beim letzten Lagerplatz so dilettantisch verwischt?"

"Jetzt soll das meine Schuld sein? Ist dir nicht klar, dass sie uns auch anhand von Drohnenaufklärung finden könnten?"

Daniel drehte sich zu den beiden Milizsoldaten um. "Haltet beide die Klappe, das ist ein Befehl."

Er war es leid. Seit Tagen waren sie auf der Flucht, nachdem ihnen der Ausbruch aus Landfall geglückt war. Sie hatten die Stadt noch zwei Tage brennen sehen. Die Flucht durch die Wilderness hatte sich als schwierig genug erwiesen. Aufgrund des Geländes ging es nur langsam voran. Dieses Gebiet wurde zudem weitgehend landwirtschaftlich genutzt, weshalb es auch keine größeren Siedlungen gab. Nur einige Farmen, verstreute Agrokomplexe, die vollautomatisiert waren, und einige Familienhäuser. Die wenigen Dörfer hatten sie ohnehin meiden müssen, da überall im Umfeld von Landfall terranisches Militär aktiv war.

Daniel wunderte sich ohnehin, dass sie es so weit geschafft hatten. Die Terraner nutzten sicherlich Drohnen und Satellitenaufklärung, gefährlicher waren aber die Patrouillen. Zweimal bereits waren sie nur knapp einem terranischen Verband entkommen und erst vor einem Tag hatten sie einen Lagerplatz von anderen Commonwealthsoldaten gefunden, die wohl auch aus Landfall ausgebrochen waren. Das Lager war verlassen, es hatte aber Spuren von Kämpfen gegeben, darunter fünf tote Commonwealthsoldaten und zwei Terraner, die schwarze Gefechtsausrüstungen getragen hatten und die Daniel vollkommen unbekannt waren. Nun befand sich eine weitere Patrouille in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Carl ergriff wieder das Wort. "Ich glaube dennoch, die suchen eher nach den anderen Männern aus dem Lager. Es gab sechs Schlafplätze, aber nur fünf Tote."

Luke nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche. "Das muss nichts heißen. Vielleicht haben sie einen Gefangenen gemacht."

Daniel schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht." Die beiden Milizsoldaten blickten Daniel fragend an, der weiterhin die Patrouille beobachtete. "Sie haben zwei ihrer toten Männer zurückgelassen und es waren eindeutig noch mehr Terraner vor Ort. Ich nehme an, dass sie in Eile waren, sonst hätten sie die Leichen nicht einfach liegen lassen. Sie müssen den sechsten Mann verfolgt haben."

Endlich zog die Patrouille weiter und Daniel seufzte erleichtert. "Los Jungs, es ist noch ein weiter Weg bis in die nächste Stadt."

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Fünf Stunden später schlugen sie ihr Lager in einem alten Farmgebäude auf, das schon vor längerer Zeit aufgegeben worden war. Es war das erste Mal seit ihrer Flucht aus Landfall, dass sie sich in einem Gebäude ausruhen konnten. Carl übernahm die erste Wache und Daniel legte sich erschöpft schlafen.

Es war noch dunkel, als Carl ihn wieder weckte. "Was ist denn nun los? Ich muss dich erst bei Sonnenaufgang ablösen."

Carl deutete zur Westseite und sprach flüsternd. "Ich glaube, ich habe da draußen was gehört. Der Annäherungssensor ist auch ausgefallen."

"Verdammt, warum sagst du das nicht gleich?" Daniel war sofort wach, nahm seine Magrifle und weckte leise Luke. "Luke, wir haben wahrscheinlich Gesellschaft." Luke kam leise fluchend zu sich und griff zu seiner Maggun. Daniel gab Handzeichen und die drei Männer teilten sich auf. Daniel ging mit aktivierten Nachtsichtsensor nach draußen, während Luke und Carl die vier Innenräume absuchten. Daniel konnte nichts feststellen und ging nach fünf Minuten wieder in das Haus, wo er im Eingangsbereich Luke antraf.

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