Kapitel 22

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Manuels Sicht:

Es war, wie zu erwarten, stockfinster als ich aufwachte. Wie hätte es auch anders sein können? Wir waren schließlich immernoch im Bunker eingesperrt. Ich hatte keine Ahnung wie lange so ein Waldband brannte, doch ich hatte mir vorgenommen heute mal nachzuschauen. Wer weiß? Vielleicht hatte es in der Zwischenzeit sogar geregnet?

Ächzend richtete ich mich auf der harten Bank auf. Max und ich hätten mal einige Betten hier aufstellen können. Ich zündetete die Laterne über meinem Kopf an.

"Schon wach?", fragte Kelly. Auch ihre Stimme klang zimlich müde. Ihr Kopf lang auf Viktors Brust. Wie hätte das auch anders sein können? Es war echt ein mieses Gefühl alleine, in einem geschlossenem Raum, mit zwei frisch verliebten Pärchen zu sein. Vik und Kelly nahmen wenigstens ein bisschen Rücksicht auf mich, jedoch konnte man das nicht von Max und Abey behaupten.

"Ja, hast du schon gegessen?" "Sieht es danach aus?", antwortete Kelly und rekelte sich gemütlich auf Viks Brust.

"Nein. Ich mach' uns dann mal was" Ich stand auf und ging zum Kühlschrank. Von dort holte ich ein paar Eier. Heute würde es Eierspeise als Frühstück geben. War auch nicht sehr neu für mich. Auch wenn ich die letzten etwa 2 Wochen keine mehr gehabt hatte, weil uns ja kein neues Essen mehr geliefert wurde.

Zwei Minuten später war sie auch schon fertig. Ich verteilte das Essen auf fünf Teller und ging zu meiner Bank zurück. Dort stellte ich einen Teller ab. Dann ging ich zu Kelly und Vik, die sich bereis aufgerichtet hatten, und stellte ihnen zwei Teller hin. "Danke", bedankten sie sich und ich ging weiter zum anderen Pärchen.

Diese beiden musste ich erst einmal aufwecken. Sanft aber bestimmt, rüttelte ich meinen Freund und Abey an den Schultern. "Was ist denn?", maulte Max. "Essen ist fertig. Hier", antwortete ich und stellte die restlichen beiden Teller vor ihnen ab. Max nickte kurz und nahm ihn. Abey dagegen schlief weiter.

Ich schüttelte den Kopf und kehrte zu meinem Essen zurück. Ich hätte hier auch einmal ein paar Gabeln oder sonstiges Besteck herbringen können. Doch das hatte ich nicht, also aß ich die Eiserspeise mit meinen Fingern.

Als ich fertig war, hob ich meinen Teller hoch und wollte ihn zu der Küche bringen, die nur aus einem Kühlschrank, einem Herd und einem Wasserloch bestand, doch Kelly hielt mich auf. "Ich mach' das schon, Manu", rief sie. Ich fand das irgendwie süß, dass sie mich Manu nannte. Normalerweise nannte mich jeder Manuel. Auch Max tat das.

"Du wolltest ja nach oben gehen. Viel Glück übrigens", lächelte sie und nahm mir den Teller aus der Hand. "Danke", bedankte ich mich und machte mich auf den Weg zur Luke. Im Tunnel konnte ich noch einen Kommentar von Vik hören, von wegen "Frauen gehören in die Küche" und dann Kellys Lachen. Ich ignorierte das und stieg die kurze Stiegen empor. Meine Finger striffen am kalten Metall entlang. Kaltes Metall... gutes Zeichen.

Meine Hand umschloss fest den Griff. Ich drückte nach oben. Weißes Licht emfang mich. Zu weiß für meinen Geschmack.

Ich öffnete die Luke ganz und trat nach draußen. Die meisten Bäume waren verkohlt und umgestürtzt. Die wenigen, die noch standen, waren fast komplett schwarz und hatten keine Blätter mehr. Von Feuer oder Glut war nichts zu sehen, desswegen bückte ich mich zu dem Loch hinuter und schrie: "Ihr könnt raus kommen! Alles sicher!" Schon nach ein paar Sekunden kamen Kelly und Viktor angerannt und kletterten nach oben. Keine Minute später, gesellten sich auch Abey und Max zu uns. Sie sahen ziemlich schockiert aus. Das mussten wir alle tun. Sogar das Gras war etweder schwarz oder gar nicht mehr vorhanden. Das Bild zog sich warscheinlich über die ganze Insel. Es war für mindestens 3 Jahre mein Zuhause gewesen und jetzt war es abgebrannt?

Ich tat den ersten Schritt, Richtung der Hütte. Somit riss ich die anderen aus ihrer Trance. "Ich werde mal nach meinem Stamm schauen", teilte Abey uns mit. "Ich komme mit dir. Ich glaube ich muss ihnen einiges erklären", sagte Max. Ich verdrehte die Augen. Ich glaubte kaum, dass Brongo uns den Diebstahl so einfach verzeihen würde. Vorallem nicht, wenn Max jetzt ganz plötzlich mit seiner Tochter zusammen war. Es konnte gut sein, doch auch schlecht. Ich wusste nicht wie der Stammesanführer reagieren würde, wenn er es erfuhr.

"Dann gehen Manu, Vik und ich zu der Hütte", stimmte Kelly zu. "Falls die überhaupt noch steht", antwortete ich grimmig, drehte mich um und ging davon. "Was ist mit ihm?", fragte Vik leise. "Dass Max nicht mit kommt, obwohl er weiß, dass sein Haus gerade abgebrannt ist, geht ihm wohl sehr nah", murmelte Kelly. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und beschleunigte meine Schritte. Kelly und Vik holten schnell auf.

Schon von Weitem konnte ich die Überreste meines Zuhauses erkennen. Es Unterschied sich kaum von der Umgebung. Kleine Tränen kündigten sich in meinen Augenwinkeln an, als ich anfing in den verkohlten Holzstücken, nach etwas brauchbaren zu suchen. "Manuel", sagte Viktor beruhigend. Ich ignorierte es und grub weiter. "Manuel!" Ich schüttelte leicht den Kopf und schob ein Brett beiseite. "Hör auf! Das bringt doch nichts!" Vik riss mich an der Schulter zurück. Ich musste schlucken. "Komm her", murmelte er und nahm mich in den Arm. Ich schluchzte leise. Ich war froh über die Wärme, die Viktor ausstrahlte, obwohl die Hitze ja mein Haus verbannt hatte. Trotzdem hätte ich gerade viel lieber Max bei mir. Der Gedanke an Vik und Kelly ließ mich traurig werden. Ich musste Ihnen noch die Wahrheit sagen. Es würde ihnen nicht gefallen, doch sie mussten es tun. Außer sie wollten für immer hier bleiben und das glaubte ich kaum.

"Vik?", meine Stimme zitterte, als ich seinen Namen aussprach. Ich trennte mich von ihm. "Ja?" Ich holte tief Luft. Wie würde er wohl reagieren? Bestimmt nicht gut. Wer konnte ihm das auch verübeln?

Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Würde er mir die Schuld geben? Ich sollte es doch nur ausrichten! Er tat mir so unglaublich Leid! Es gab doch bestimmt auch einen anderen Ausweg!

"Jetzt sag schon", murmelte Vik ruhig. Mal schauen ob er gleich immernoch so ruhig sein würde...
"Einer von euch muss sterben."

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