2.Kapitel

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»Schön dich endlich wieder zu sehen mein Schatz. Wie läuft es in der Schule?«, fragte meine Mutter, zog mich in eine unsanfte Umarmung und tätschelte mich überall, als wäre ich ein fünf-jähriges Kind.

Und warum fragten Eltern eigentlich immer nur danach, wie es in der Schule war? Als würde ich nur dafür leben... Und als ob es nicht viel mehr interessantes gäbe, jetzt wo sie mich nach zwei Wochen mal wieder sah.

»In der Schule läuft wie immer alles bestens.«

»Ich bin so stolz auf dich!« Sie ließ endlich von mir ab und widmete sich nun meiner Schwester zu, die ebenfalls nicht von ihren Schraubstock-Umarmungen sicher war.

»Alles gut? Benimmt er sich?«

»Sicher Mom, sonst hätte ich ihn schon lange auf der Straße ausgesetzt. Wo ist eigentlich Dad?«

»Der liegt mit einer Erkältung im Bett und tut so, als würde er gerade sterben.« Meine Mutter verdrehte die Augen und setzte sich auf das bequeme Sofa, während ich mich in meinen Sessel fallen ließ.

Sie hatte eine Unmenge an Kuchen mitgebracht, sodass ich nach einigen Stücken schon so voll war, dass ich mir sicher war für drei Tage nichts mehr essen zu müssen.

Sie blieb noch bis Abends, schaute sich gemeinsam mit Mary eine Castingsendung und jede Menge Trash TV an, was für mich das Stichwort war mich in mein Zimmer zu verziehen und etwas anderes zu tun.

In meinem Zimmer schmiss ich mich aufs Bett, nahm mir eines meiner Harry Potter Bücher aus dem Schrank und begann zu lesen. Ich mochte Harry Potter, es war eine meiner Lieblingsbuchreihen und ich hatte es schon unzählige Male gelesen.

Abends streckte meine Mutter noch kurz den Kopf rein und verabschiedete sich, lobte mich für mein aufgeräumtes Zimmer und verschwand. Kurze Zeit später verabschiedete sich auch Mary, die über Nacht bei einer Freundin blieb und ich war zum Glück endlich allein. Diese himmlische Ruhe...

~

Ich wachte auf, murrte und drehte mich auf die andere Seite. Es fühlte sich an als hätte man mich aus dem Schlaf gerissen und wenige Sekunden später bemerkte ich auch den Übeltäter: Jemand klingelte an unsere Tür. Am Samstag. Um 8 Uhr morgens.

Ich war versucht dasselbe zu tun wie sonst, also einfach zu tun als wäre ich nicht da und die Klingel zu ignorieren, allerdings schien der Störenfried einfach nicht aufzugeben...

Genervt erhob ich mich und schlürfte zur Tür. Der Postbote war es schon mal nicht, der hätte vermutlich noch nicht mal geklingelt, also riss ich die Tür auf.

»Was ist?«, murrte ich schlecht gelaunt, wobei es mir egal war dass dort ein Fremder Erwachsener Mann vor mir stand, der mich gerade mit hochgezogener Augenbraue musterte.

»Einen schönen guten Morgen. Meinem Bruder, also dem neuen Nachbarn, ist die Milch ausgegangen. Hättet ihr vielleicht noch welche übrig? Ich bin leider auch gerade auf dem Sprung sonst würde ich noch schnell welche holen.« Er deutete auf den Motorradhelm, den er sich unter den einen Arm geklemmt hatte und ich nickte.

»Sicher, ich schau mal.« Ich ließ die Tür offen stehen und ging in die Küche wo ich tatsächlich noch eine ungeöffnete Packung Milch fand und reichte sie dem Typen. Jetzt wo ich etwas wacher war, musterte ich dem Mann kurz. Er hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare, ein freundliches Lächeln uns trug eine enge Lederjacke.

»Vielen Dank.« Er lächelte mich an, dann verschwand er auch schon in der Wohnung gegenüber und ich schloss die Tür.

War ich einmal wach, konnte ich nicht mehr an einschlafen denken, also ging ich in die Küche und machte mir eine Schüssel Cornflakes.

Wer schickte denn bitte seinen Bruder vor, um beim Nachbarn zu klingeln? Zumal der Supermarkt nur zwei Straßen weiter war, also gut mit Fuß zu erreichen. War es dann wirklich nötig um diese Zeit zu klingeln? Andere Leute schliefen um diese Uhrzeit... Vielleicht hatte er aber auch gehofft meine Schwester zu sehen, denn so wie ich sie und ihren Geschmack kannte, war das der gutaussehende Bruder vom Nachbarn, von dem sie erzählt hatte.

Ich war noch nicht ganz fertig mit Essen als ich den Schlüssel in der Tür hörte und meine Schwester gut gelaunt summend hereinkam.

»Ich soll dir vom Bruder des Nachbarn ausrichten, das es ihm leid tut dich so früh geweckt zu haben. Ich bin ihm grade im Treppenhaus begegnet.« Ich nickte und legte mich dann wieder ins Bett, wo ich auch für den Rest des Tages blieb, nebenbei ein paar Videospiele spielte und am Handy schrieb. So zog der Samstag wie immer an mir vorrüber, bis ich von Dave angerufen wurde.

Er rief mich ab und zu an und schrieb mir Nachrichten. Zwar hatte er mich mal als einen seiner Freunde bezeichnet, aber aus meiner Sicht war dem nicht so. Für mich war er nicht mehr als ein Klassenkamerad, den ich nach meiner Schulzeit nie wieder sehen würde.

»Ja, was gibt es?«

»Was machst du gerade?«

»Auf dem Bett liegen«, antwortete ich als ob das jedem klar sein müsste. Was sollte man auch sonst am Wochenende tun?

Er fing an mich die ganze Zeit voll zu quatschen und wollte gar nicht mehr aufhören obwohl ich kaum etwas sagte und hoffte er würde endlich auflegen. Als ob es mich interessieren würde, was er heute alles so gemacht hatte...

Nach einer halben Stunde legte er dann endlich auf und ich konnte mit meinem wunderbaren Samstag fortfahren, die kleine Störung einfach ignorierend.

Wenn mich schon in der Schule jeden Tag andere Menschen nervten, musste das ja auch nicht in meiner kostbaren Freizeit so sein.

The day we meet (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt