NATHANAEL
Kaum hatte Cyrian die Wohnung verlassen, ließ Kai sich auf das Sofa fallen. Ich spürte seinen Blick förmlich auf mir, es hatte eher etwas unangenehmes.
»Verlässt du dich nicht zu sehr auf ihn? Er geht noch zur Schule und hat sicher noch anderes zu tun«, meinte er und ich seufzte.
»Er sagt es ist okay und wir sind befreundet.«
»Selbst wenn er damit kein Problem hat, was ist mit dir? Ihr verbringt doch recht viel Zeit miteinander... Ist dir aufgefallen, dass du vorhin etwas enttäuscht gewirkt hast, als er meinte er kann nicht vorbei kommen?«
»Ich war nicht enttäuscht«, sagte ich, doch merkte in dem Moment wo ich es ausgesprochen hatte, dass es eine Lüge war. Cy war so oft hier, dass ich schon gar nicht mehr damit rechnete dass er auch noch ein Leben außerhalb unserer gemeinsamen Nachmittage hatte.
»Ich mache mir nur Sorgen.«
»Brauchst du nicht. Warum genau bist du nun hier? Du lädst mich defintiv nicht einfach so zum Essen ein.« Er seufzte.
»Du hast Recht. Meine Freundin... Nun ja, sie will dich kennenlernen. Sie meinte ich rede so viel von dir, dass sie das Gefühl hat dich schon zu kennen.«
»Also ist es dir wirklich ernst mit ihr?«
»Ja, schon.«
»Gut, dann lerne ich sie gerne kennen. Wann willst du Essen gehen?«
»Übermorgen. Tut mir leid, wenn dir das zu kurzfristig ist, aber sie hat für den Abend frei bekommen...«
»Kein Problem, ich habe sowieso nichts zu tun.« Ich stand auf und wollte ins Badezimmer gehen, doch die Stimme von meinem Bruder hielt mich zurück.
»Gibt es in deinem Leben niemanden? Du verbringst deine freie Zeit nur zu Hause...«
»Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich nie eine Freundin haben werde. Irgendwann wird sich etwas ergeben«, antwortete ich und verschwand Richtung Badezimmer.
~~~»Soll ich dich nicht lieber nach Hause fahren?«
»Nein, ich laufe. Wir sind ja nicht weit weg von meiner Wohnung.«
»Es ist schon spät... Mir gefällt der Gedanke nicht dich allein gehen zu lassen«, meinte Kai besorgt. Wir waren in einem netten Restaurant Essen gewesen, als seine Freundin einen dringenden Anruf bekam und einspringen musste. Ich war noch etwas länger mit Kai dort geblieben, doch dieser war mit seinem Motorrad da und nie im Leben würde ich mich noch einmal darauf setzen.
»Ich schaffe das schon, keine Sorge. Ich bin immerhin auch hier her gelaufen und habe es überlebt.« Einen Moment sagte Kai nichts, dann seufzte er.
»Gut, ich lasse dich allein gehen.«
Ich verabschiedete mich und schlug den Weg nach Hause ein. Es war gegen zehn und aus irgendeinem Grund hatte ich Lust Cy anzurufen und ein wenig mit ihm zu reden, aber es war schon recht spät... Ich wusste zwar, dass er um die Zeit meist noch nicht schlief, aber er dann schon im Bett lag und etwas las oder anschaute und seine Ruhe haben wollte. Trotzdem... Ich seufzte und beschloss ihn lieber in Ruhe zu lassen.
Ich war gerade bei der Haustür angekommen, als ich eine bekannte Stimme hinter mir hörte.
»Nathanael.« Es war Cy und ich hielt einen kurzen Moment inne, ehe er neben mir erschien und die Tür aufschloss. Er stank nach Zigarettenqualm, gemischt mit etwas anderem... Irgendeinem aufdringlichen Parfüm. Ohne zu wissen warum sank meine Laune sofort in den Keller. Natürlich hatte er seine Zeit wo anders verbracht, nachdem ich ihm abgesagt hatte, war ja nicht verboten. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass er weg gehen würde...
»Ist es nicht etwas spät um nach Hause zu kommen? Außerdem stinkst du nach Zigaretten.« Ohne dass ich es wollte klang meine Stimme genervt und unfreundlich, was er zu bemerken schien, denn er hielt kurz inne.
»Ich wurde praktisch dazu gezwungen auf diese Geburtstagsparty zu gehen und hatte keine Chance eher zu entkommen. Du weißt, dass ich nicht rauche, aber ich stand vorhin etwas nahe an den Rauchern.« Er klang ziemlich normal und roch immerhin auch nicht nach Alkohol, was mich ein wenig beruhigte. Was regte ich mich überhaupt so auf? Wir stiegen die Treppe nach oben und blieben einen Moment vor unseren Wohnungstüren stehen.
»Wegen dem Konzert... Ich denke es ist besser, wenn du mit jemandem in deinem Alter hingehst. Es würde mich nervös machen und ich glaube auch nicht dass es sonderlich angenehm wäre, die ganze Zeit ein Auge auf mich haben zu müssen.« Ich spürte Cys Blick auf mir, einen Moment schwieg er.
»Gut, dann frage ich Luca vielleicht. Ach und Nathanael... Ganz egal was du denkst... Du machst mir keine Umstände. Ich hätte heute Abend viel lieber meine Zeit bei dir verbracht als auf dieser Geburtstagsparty. Ich wollte nur, dass du das weißt. Gute Nacht, wir sehen uns morgen.« Mit diesen Worten verschwand er unglaublich schnell in seiner Wohnung, während ich noch kurz stehen blieb, ehe auch ich nach drinnen ging.
Seine Worte hatten mich gefreut und meine schlechte Laune hatte sich plötzlich wieder geändert. Dabei hatte er nicht mal etwas besonderes gesagt, nur dass er seine Zeit gerne mit mir verbracht hätte. Auf der einen Seite hatte ich vor, seine freie Zeit nicht mehr allzu sehr zu beanspruchen wie ich es jetzt tat, aber auf der anderen Seite genoss ich seine Gesellschaft einfach so sehr, dass ich mir nicht einmal vorstellen konnte was ich tun sollte, wenn er mal nicht da war und ich alleine zu Hause war. Ohne es zu merken war er zu einem festen Teil meines Lebens geworden, einem Teil den ich ungern missen wollte. War ich vielleicht doch schon abhängig von ihm? Hatte mich viel zu sehr auf ihn verlassen? Auch mir war in letzter Zeit seine Veränderung aufgefallen. Er wirkte fröhlicher, offener. Früher hatte er mal gesagt, dass er keine Freunde hatte, jetzt begann er ab und zu von diesem Luca zu reden und war sogar auf eine Geburtstagsparty eingeladen worden.
Wie lange würde es wohl dauern, bis er sich vielleicht von mir abwenden würde?
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The day we meet (BoyxBoy/Yaoi)
Teen FictionCyrian ein normaler 17 Jähriger, gelangweilt vom Leben und ein Denker, kein Abenteurer, was so ziemlich kaum einer in seinem Alter verstehen kann. Er steht beinahe allem in seinem Leben Gleichgültig gegenüber, es gibt nur wenige Personen die ihm N...